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Sehen wir unsere Toten wieder?

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Kirche in WDR 3 | 10.07.2015 | 07:50 Uhr

Sehen wir unsere Toten wieder?

Guten Morgen, als im vergangenen Jahr Joachim Fuchsberger verstorben ist, wurde sein Freund, der Schauspieler Jan Josef Liefers, mit den Worten zitiert: „Wir glauben beide nicht an Gott oder ein Leben nach dem Tod. Aber ganz sicher waren wir uns auch nicht. Und der Gedanke, dass Du jetzt vielleicht doch Euren Sohn wiedersiehst, hat etwas Wunderbares.“ (1)

Der Sohn Joachim Fuchsbergers war einige Jahre zuvor mit 53 Jahren gestorben. Wie ist das eigentlich: Sehen wir unsere Toten wieder, wenn wir gestorben sind? Menschen sind ganz kreativ darin, sich das vorzustellen, wie das denn wäre. Ich habe einige Jugendliche gebeten: „Stellt doch mal den Himmel dar, wie ihr ihn euch vorstellt. Baut eine Szene auf, in einem Schuhkarton.“

Wir haben heftig darüber diskutiert, ob da die verstorbene Mutter oder Oma, oder auch der Goldhamster hineingehören. Dabei erzählte ein Junge von seinem verstorbenen Lieblingsonkel und meinte, er müsse gar nicht darauf warten, ihn im Himmel wieder zu sehen. Denn er habe oft das Gefühl, dass der Onkel neben ihm sitze und er mit ihm sprechen könne. Für manche gibt es also gar kein Jenseits und auch kein Wiedersehn mit Toten dort. Da bleiben die Toten, zumindest ihre Seelen, in dieser Welt.

Der amerikanische Autor Mitch Albom hat ein Buch geschrieben mit dem Titel: Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen. Das Buch handelt von Eddie, der als Mechaniker in einem Vergnügungspark arbeitet. Sein Dasein kommt ihm völlig bedeutungslos vor. Bis die triste Arbeitsroutine an seinem 83. Geburtstag durch einen Unfall jäh unterbrochen wird. Bei dem Versuch, ein Mädchen vor einer herabfallenden Gondel zu retten, kommt Eddie ums Leben – und erwacht im Himmel.

Der Himmel ist für den Autor Mitch Albom ein Ort, der für jeden Menschen eine andere Gestalt annimmt. Hier trifft jeder Neuankömmling auf fünf Menschen, die dessen früheres Leben auf unterschiedliche Weise beeinflusst und für immer verändert haben: enge Vertraute, entfernte Bekannte oder völlig Fremde. Auch auf Eddie warten diese fünf Menschen und führen ihn anhand ihrer Erzählungen durch sein Leben. Dabei enthüllen sich bisher verborgen gebliebene Zusammenhänge. Sein Dasein scheint doch nicht so bedeutungslos gewesen zu sein, wie er dachte. Hoffnungen, Wünsche, Antworten von Menschen auf die Frage, ob wir unsere Toten wieder sehen und wie das sein wird. Für manch einen ist das auch ein schrecklicher Gedanke.

Es gibt ja Menschen, die man am liebsten aus seinem Gedächtnis auslöschen möchte, weil die Beziehung zu ihnen zerrüttet war oder sie einem Schlimmes angetan haben. Sie würde man ja dann auch wieder sehen. Der Apostel Paulus beantwortet die Frage, ob wir unsere Toten wiedersehen,mit Ja. Er beschreibt wie die Verstorbenen auf die Lebenden warten, damit sie dann dereinst gemeinsam bei Gott sein werden. (1. Thess 4, 13-18) Und zugleich spricht er davon, dass die Menschen verwandelt werden und nach dem Tod in vollkommen anderer Gestalt bei Gott leben. (1. Kor 15, 51ff.) Wenngleich sie erkennbar bleiben, weil jeder Mensch von Gott bei seinem Namen gerufen wurde und unverwechselbar bleibt.

Das ist mehr, als einen Menschen nur in seiner Erinnerung zu behalten. Gut so. Denn was wäre sonst, wenn sich niemand mehr an einen erinnert? Aber es wird eben etwas anderes sein, als genau dem Menschen gegenüber zu stehen, den man gekannt hat. Es heißt: Gott wird uns dann die Augen öffnen über unser Leben. Darüber, was wirklich gut und was schlecht daran war. Und er wird zurecht bringen, was zerrüttet und unversöhnt geblieben ist. Das ist ein tröstlicher Gedanke für diejenigen, die sich darauf freuen, einen geliebten Menschen wieder in die Arme schließen zu können. Und für die, die sich davor fürchten, bestimmten Menschen noch einmal zu begegnen, auch. Denn das wird dann in einer Welt geschehen, die nicht mehr von Hass, Gewalt und von Leid und Schmerz beeinträchtigt sein wird. Das glaubt und hofft Ihre Barbara Schwahn, Pfarrerin aus Düsseldorf.

(1)Rheinische Post, Ausgabe von September 2014.

(2)Mitch Albom, Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen, 13. Aufl., November 2005, S. 5.

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