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Kirche in WDR 3 | 29.08.2015 | 07:50 Uhr

Freiheit

„Der Papst ist nicht frei – er ist an die Tradition gefesselt, keinen Millimeter darf er sich bewegen!“ Harte Worte, die mir im Interview eines recht konservativen Katholiken vor einiger Zeit auffielen. Sehr ungewöhnlich: Da stören jemanden nicht nur sogenannte liberale Auffassungen des christlichen Glaubens – vielmehr geht ihm sogar der gegenwärtige Papst Franziskus viel zu weit. Die Begriffe sprechen für sich: „Nicht frei“, „gefesselt“, „keinen Millimeter“. Religion klingt da nach Unfreiheit, Gefangenschaft, Erstarrung.

Guten Morgen,

ist ja klar, haben wir schon immer gewusst, mögen manche von Ihnen denken. Religion als Druck. Ein System, das mit Verboten, Zwängen und Regeln Menschen drangsaliert – und letztlich Unfrieden stiftet. Wer unter Ihnen etwas älter ist und eine religiöse Erziehung genossen hat, kann da vielleicht ein Lied von singen.

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit“, lese ich in der Bibel . Der Apostel Paulus hat das geschrieben. Er wirbt für einen Glauben, der sich nicht von äußeren Regeln gefangen nehmen lässt, sondern den Geist der Freiheit spüren lässt. Für Paulus kommt es darauf an, „den Glauben zu haben, der in der Liebe wirksam wird.“

Liebe hat nichts mit Fesseln und Gefangenschaft zu tun – sondern mit Freiheit. Theologen haben in den letzten Jahrzehnten daran erinnert, dass Gott selbst als Freiheit zu verstehen ist – auch deshalb, weil er uns Menschen als freie Wesen geschaffen hat. „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, vielmehr habe ich euch Freunde genannt“, sagt Jesus treffend.

Freiheit – ein großes Wort. Manche denken dabei an Beliebigkeit: Alles ist egal, jeder macht, was er will. Freiheit meint aber, nicht nur sich selbst als frei zu verstehen, sondern auch jede und jeden anderen. Das ist schwer – vielleicht auch nie ganz erreichbar. Wir Menschen sind ja völlig verschieden, widersprechen uns sogar oft in unserem Denken und Tun. Das braucht viel Toleranz, viel Kompromissbereitschaft, um in dieser Vielfalt miteinander zu leben. Freiheit hat immer auch Grenzen – und gleichzeitig verspricht sie eine ungeahnte Weite.

Der Schriftsteller Charles Peguy sagte einmal, dass die Freiheit Gottes „größte Erfindung“ ist: „Wenn man das einmal gekostet hat, in Freiheit geliebt zu werden, ist alles andere nur Unterwürfigkeit. Und alle Unterwürfigkeit auf der Welt reicht nicht heran an den Blick eines freien Menschen“. Darum wolle Gott vor allem eines: „Die Menschen die Freiheit zu lehren!“

Die Freiheit lernen: Ich muss selbst herausfinden, wie ich leben will. Ich trage selbst die Verantwortung für mich – und kann nicht andere danach fragen, was ich tun oder lassen soll. Freiheit bedeutet aber auch, die Freiheit der anderen zu respektieren, Vielfalt, Widersprüche und Konflikte zuzulassen. Wenn Gott uns die Freiheit lehren will, dann ist das eine tief-religiöse, spirituelle Aufgabe: Es geht darum, in den vielfältigen Schwierigkeiten und Konflikten des Lebens um den richtigen und wahren Weg zu ringen.

Kein Mensch ist gefesselt – auch nicht der Papst. Wir sind frei. Und das ist eine gewaltige Herausforderung. Weil Freiheit Mut zur eigenen Entscheidung fordert. Weil sie Verantwortung verlangt. Weil sie auch die Freiheit der anderen achtet. Weil sie niemals egoistisch ist, sondern „in der Liebe wirksam wird“.

Fühlen Sie sich heute also frei! Und lassen Sie auch die Menschen um sich herum heute frei.

Klaus Pfeffer, Generalvikar in aus Essen.

*Vgl. Interview im Spiegel Nr. 22, 23.5.2015.

Gal 5,1.

Gal 5,6.

Joh 15, 15.

*Zitiert nach: Pröpper, Thomas: Theologische Anthropologie. Erster Teilband. 2. Aufl. Freiburg 2012, 655f.

Copyright Vorschaubild: Public Domain Pixabay

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