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Choralandacht | 31.10.2015 | 07:50 Uhr

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Herr Christ der einig Gotts Sohn (eg 67)

Musik 1: Munter Geschrey

Autorin: Es ist das Jahr 1524. Elisabeth von Meseritz hat Caspar Cruciger geheiratet. Martin Luther hat die beiden in Wittenberg getraut. Eine nüchterne Trauzeremonie. Anschließend ein rauschendes Fest.

Musik 1: Munter Geschrey

Autorin: Der Reformator Johannes Bugenhagen, ein Freund des Paares, schreibt an einen Freund:

Sprecher: „Wir werden aber die Hochzeit am Dienstag Mittag und den ganzen Tag feiern, (der von heute an der 13. Tag sein wird). Der Bräutigam aber, Kaspar Cruciger aus Leipzig, und die Braut, meine Elisabeth, ich und meine Gattin bitten, daß Du mit Freunden, die Du mitbringen willst, bei uns sein mögest.....und wenn es Dir nichts ausmacht, etwas Wildbret zu schicken ! Für ungefähr zehn Tische müssen wir Speisen bereiten, denn wir haben Rücksicht zu nehmen auf die (leibliche) Verwandtschaft der braut, …“ (1) (Brief an Georg Spalatin)

Autorin: Caspar Cruciger ist erst zwanzig, vier Jahre jünger als Elisabeth. Er ein evangelischer Theologiestudent bei Luther, Elisabeth - als Tochter einer Adelsfamilie ins Kloster geschickt, verließ dieses und zog zu Johannes Bugenhagen und seiner Frau nach Wittenberg. Jetzt also ist sie Ehefrau und Hausfrau.

Sprecher: Guten Morgen, Elisabeth, meine Teure. Warum weckt ihr mich schon? Es ist doch noch dunkel draußen.

Sprecherin: Caspar, ich muss unbedingt erzählen, was ich geträumt habe! Ich stand hier in Wittenberg auf der Kanzel und habe gepredigt. So wie ihr. Es war ein wundervolles Gefühl.

Sprecher: Vielleicht will euch der liebe Gott für würdig erachten, dass eure Gesänge, mit denen ihr zu Hause umgeht, in der Kirche sollen gesungen werden. (2)

Musik 2: Choral: (1. Strophe):

1. Herr Christ, der einig Gotts Sohn,

Vaters in Ewigkeit,

aus seim Herzen entsprossen,

gleichwie geschrieben steht,

er ist der Morgensterne,

sein Glänzen streckt er ferne

vor andern Sternen klar.

Autorin: „Herr Christ der einig Gotts Sohn“ – dieser Liedtext von Elisabeth Cruciger entsteht noch im ersten Jahr der Ehe. Und findet Anklang. Eine Generation später, im Jahr 1571, schreibt der evangelische Theologe und Kirchenlieddichter Cyriakus Spangenberg:

Sprecher: „Hie haben wir einen sehr schönen Geistreihen Betpsalm, den ihr billich eure Kindlein und Gesinde sollet lernen/ und offt singen lassen... Und hat diesen Psalm ein recht fromb Gottfürchtiges Weib gemacht/ Elisabeth Creutzigerin geheissen ...

und hat dem doctor martino so wohl gefallen/ dass er ihn selbst hat in sein Gesangbüchlein zu setzen befohlen“. (3)

Autorin: „Doctor Martino“ - also Martin Luther selbst sorgt dafür, dass Elisabeth Crucigers Choral in eines der ersten Wittenberger Gesangbücher aufgenommen wird. Heute ist Elisabeths Lied „Herr Christ der einig Gotts Sohn“ der erste und damit älteste Choral einer evangelischen Liederdichterin und steht noch heute im Evangelischen Gesangbuch. Elisabeth hat nachweislich noch weitere Lieder geschrieben. Erhalten aber ist nur das eine.

Sprecherin: Mein lieber Mann, mein lieber Caspar hatte so Recht. Er hat meinen Traum gut gedeutet. Genau wie er sagte, ist es gekommen. Wie schön, dass er mir immer wieder Mut macht. Meine Lieder in der Kirche gesungen, nicht nur am Herd und in Haus und Hof, beim Unterrichten der Kinder… Allerdings: Auf der Kanzel stehen – das wäre noch wunderbarer…

Musik 2 Choral: (3. Strophe):

3. lass uns in deiner Liebe

und Kenntnis nehmen zu,

dass wir am Glauben bleiben,

dir dienen im Geist so,

dass wir hier mögen schmecken

dein Süßigkeit im Herzen

und dürsten stets nach dir.

Autorin: Wissensdurst. Erkenntnishunger. Lust auf Glaubensspeise. Die waren Elisabeth Cruciger gewissermaßen in die Wiege gelegt. Im Kloster hat sie viel gelernt. Lesen, schreiben und rechnen - von der Novizenmeisterin. Musik - von der Kantorin. Sie kennt die Bibel gut und kann aus ihr zitieren. Ihr Glaube ist kein trockener Gelehrtenglaube. Sondern sie schöpft aus dem poetischen Bilderschatz der christlichen Mystikerinnen und Mystiker. „Dass wir hier mögen schmecken, dein Süßigkeit im Herzen…“ Ja, sie hat ihn zum Fressen gern. Ihren Mann. Und Jesus, dem sie schon im Kloster gedient hat und jetzt als verheiratete Frau. Im Haus und in der Gesellschaft. Wie gern würde sie von ihm auf der Kanzel sprechen. Was er ihr bedeutet. Wie er sie stärkt – gerade in diesen unruhigen Zeiten des religiösen Umbruchs.

Musik 3: Choral: (2. Strophe) Overvoice

2. für uns ein Mensch geboren

im letzten Teil der Zeit,

dass wir nicht wärn verloren

vor Gott in Ewigkeit,

den Tod für uns zerbrochen,

den Himmel aufgeschlossen,

das Leben wiederbracht.

Autorin: In der ursprünglichen Textfassung heißt es:

Sprecherin: (ursprüngliche Fassung 2. Strophe)

für uns ein Mensch geboren

im letzten Teil der Zeit,

der Mutter unverloren

ihr jungfräulich Keuschheit

Autorin: Der Glaube an die Jungfrau Maria, der scheint Elisabeth nicht verloren gegangen zu sein. Revolutionär und auf der Linie der Reformatoren aber ist ihre Ansicht: Jede Frau, jeder Mann hat einen direkten Draht zu Gott. Es braucht keinen Priester, der zwischen Mensch und Gott vermitteln müsste. Es ist eine innige Verbindung von Herz zu Herz.

Musik 3: Choral (4. Strophe) Overvoice

4. Du Schöpfer aller Dinge,

du väterliche Kraft,

regierst von End zu Ende

kräftig aus eigner Macht.

Das Herz uns zu dir wende

und kehr ab unsre Sinne,

dass sie nicht irrn von dir.

Autorin: Elisabeth Cruciger ist eine selbstbewusste, mündige Christin. Einem Freund schreibt sie: „Ich wünsche dir und gebe durch (Gottes) Kraft Gnade und Friede.“ (3) Sie selbst, eine nicht geweihte Frau, gibt Gottes Frieden und Segen weiter. Revolutionär damals.

Am 5. Mai 1535 stirbt sie. Sie hinterlässt zwei Kinder. Ein halbes Jahrtausend sollte es dauern, bis Elisabeth Crucigers Traum wahr wurde und Frauen gleichberechtigt auf der Kanzel stehen. Heute sind sie in der evangelischen und in diesem Jahr erstmals in der anglikanischen Kirche sogar Bischöfinnen.

Elisabeth Cruciger – eine der Mütter der Reformation. Sie soll heute das letzte Wort von der Radiokanzel haben:

Sprecherin: Es grüßt euch, liebe Frauen und Männer im 21. Jahrhundert, Elisabeth Cruciger. Haltet mein Lied in Ehren und schreibt eure eigenen. Singt sie zu Hause, in den Kindergärten und Schulen, in der Kirche und wo sonst euch danach ist. Ich höre zu! Und achtet auf eure Träume! Sie kommen von Gott. Und weisen euch den Weg, machen euch Mut, Großes zu wagen!

Musik 3: Choral (5. Strophe) Overvoice

5. Ertöt uns durch dein Güte,

erweck uns durch dein Gnad.

Den alten Menschen kränke,

dass der neu’ leben mag

und hier auf dieser Erden

den Sinn und alls Begehren

und G’danken hab zu dir.

Alle Zitate aus:

Sonja Domröse: Frauen der Reformationszeit. Gelehrt, mutig und glaubensfest. 3. Auflage 2014, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. ISBN 978-3-525-55012-0.

(1) S. 65.

(2) S. 59 letzter Sprecherpart Originalzitat, Rest in Szene gesetzt von Petra Schulze.

(3) S. 60.

Musikinformationen:

Musik 1: Track 1 Munter Geschrey, CD Mittelalter, Interpreten/Komponisten: Marktsprech, 18. Dezember 2009 Ursprüngliches Label Music & Melodie, Copyright: (C) 2009 Music & Melody, keine LC-Nummer.

Musik 2:

CD-Name: WDR-Kompilation

Titel: Herr Christ er einig Gotts Sohn

Text: Elisabeth Kreuziger

Melodie: Johann Walter

Chor: Capella Fidicina

Leitung: Hans Grüss

Label: CAPRICIO

LC-Nr. 08748

Best.Nr. CD751007/1-3

Musik 3:

CD-Name: Lob, Ehr und Preis sei Gott. Die schönsten deutschen Kirchenlieder

Titel: Herr Christ der einig Gotts Sohn

Text: Elisabeth Kreuziger

Melodie: Anonymus

Chor: Vocal Concert Dresden

Leitung: Peter Kopp

Label: Berlin classics

LC-Nr. 06203

Best.Nr. 0300553BC

EAN: 88547005539

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