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Kirche in WDR 3 | 19.02.2016 | 07:50 Uhr

Eine Lektion für Jona

Manchmal fühlen sich Siege wie Niederlagen an. Nicht nur uns, auch Jona, dem Propheten geht das so. Im Auftrag Gottes sollte er einer Stadt den Untergang ankündigen. Das will er nicht, er flieht, seine Flucht wird von Gott mit Hilfe eines Fisches beendet. Schließlich bejaht er den furchtbaren Auftrag. Spielt den Unheilspropheten und wartet darauf, dass nun Gott seinerseits seinen Plan in die Tat umsetzt. Wofür sonst der ganze Aufwand. Aber Gott lässt sich von den Stadtbewohnern beknien und verschont sie. Und der gute Jona fühlt sich hintergangen.

Verdrießlich muss er mit ansehen, wie die Metropole wieder zu neuem Leben erwacht, und er wird wütend. Und so schleudert er Gott entgegen: „Wusste ich’s doch; dass du das nicht durchziehen wirst. Ich wusste schon, warum ich diesen Auftrag nicht annehmen wollte. Letztlich lässt du immer wieder Gnade vor Recht ergehen. Du magst dich dann für barmherzig halten. Wie stehe ich jetzt da? Ein Unheilsprophet, dem kein Unheil folgt. Ich habe mich vor den Leuten zum Affen gemacht. Ich hab es satt. So kannst du nicht mit mir umspringen. Lieber will ich sterben.“

Fremd wird das vielen von uns nicht sein: dieses Gefühl, betrogen worden zu sein. Da wird man bekniet, sich einer Sache anzunehmen, man ist nicht so recht davon überzeugt, sucht allerlei Ausflüchte, lässt sich dann doch breitschlagen und dann - außer Spesen nichts gewesen. Irgendwie kommt man sich dann doch bescheuert vor. Das kratzt schon am Selbstwertgefühl. Ja, und es kränkt unsere Eitelkeit – besonders, wenn wir uns dann doch noch so richtig ins Zeug gelegt haben.

Gott fragt Jona: „Hast du irgendeinen Grund, zornig zu sein?“ Aber Jona will nichts mehr hören. Er verlässt die Stadt. Lässt sich irgendwo am Stadtrand nieder und wartet, ob sich seine Unheilsprophezeiung vielleicht doch noch erfüllt.

Es ist sehr heiß und die Sonne brennt erbarmungslos. Da wächst neben dem beleidigten und gekränkten Jona eine Pflanze aus dem Boden, groß genug, um darunter sitzen zu können und mit entsprechend großen Blättern, um ausreichend Schatten zu haben. Also alles ganz kommod. Jona freut sich darüber. Also Friede, Freude, Versöhnung? So eine Art Wiedergutmachung Gottes in Form einer Schattenpflanze?

Es ist ja nicht so leicht, aus seiner Kränkungsecke herauszukommen und je tiefer die Kränkung umso schwieriger der Weg zurück. Jona würde ein fauler Kompromiss reichen, so eine Art Gesichtswahrung auf Umwegen. Und wenn’s nur eine Pflanze ist.

Damit könnten wir die ganze Angelegenheit auf sich beruhen lassen. Wäre da nicht Gott, der einen Strich durch die Rechnung macht. Am Morgen lässt Gott die Schattenpflanze eingehen; und Jona beklagt lauthals die schöne Pflanze, bejammert ihren Tod, klagt Gott deswegen an und will - wieder mal - sterben.

Nun ist die Bühne bereit und Gott kann Jona eine entsprechende Lektion erteilen: Du sorgst dich also um eine Pflanze, bejammerst ihr Schicksal, machst mir deswegen Vorwürfe und bätest am liebsten um Gnade für das Gewächs?

Interessant. Als ich bei Ninive Gnade walten ließ und den Tod Hunderttausender nicht wollte – hat dich das gekränkt. Du hast Mitleid mit einer Pflanze und ich darf kein Mitleid haben mit einer Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben?

Und mit dieser Frage endet das Jonabuch. Was wäre unsere Antwort? Leuchtet uns ein, was Gott da von uns verlangt? Dass wir für Mitleid und Erbarmen auch mal fünfe gerade sein lassen müssen. Dass es nicht darauf ankommt, einen vorgefassten Plan unter allen Umständen durchzusetzen, sondern sich immer wieder zu fragen, ob das, was wir tun, noch angemessen ist? Immer wieder die Verhältnismäßigkeit zu prüfen – und sich gegebenenfalls vor denen, die immer schon alles besser wussten, auch mal zum Affen zu machen?

Schwierig – aber richtig. Ich hoffe, dass ich mich bei einer solchen Gelegenheit an Jona und seine Geschichte mit Gott erinnere. Danke für ihre Geduld. Gerd Höft, Pfarrer aus Düsseldorf.

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