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Choralandacht | 19.03.2016 | 07:50 Uhr

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Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt (eg 98)

Musik 2: Choral Strophe 1

Sprecherin (Overvoice): Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, / Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt - / Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: / Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Autor: Es war einmal ein Landwirt, der wollte Weizen säen. Das ist lange her und es gab noch keine Maschi-nen für diese Arbeit. Er machte es also, wie es tausende von Jahren gemacht wurde: ein Beutel vor dem Bauch, bedächtiger Gang, Schritt für Schritt eine weitausholende Armbewegung und hunderte goldgelbe Weizenkörner fallen im Halbkreis um ihn herum zu Boden. Aber er war nicht besonders geschickt dabei. Vielleicht war´s ihm auch egal oder es ging einfach nicht anders. Jedenfalls: nur ein kleiner Teil fiel auf fruchtbares Land und ging auf. Das andere fiel auf den Weg und wurde von Vögeln gefressen, fiel auf Felsen und konnte keine Wurzeln ausbilden, landete in dichtem Gestrüpp und bekam weder Wasser noch Licht. Viel Mühe und wenig Ertrag.

Musik 1 instrumental

Autor: Jesus von Nazareth hat diese Geschichte erzählt. Ihm ging es um ein Vertrauen zu Gott, das nichts aufrechnet und um eine Liebe, die sich bedingungslos verschwendet. Und er traute den Menschen zu, dass sie so vertrauen und so lieben könnten wie er selbst. Aber die meisten wollten das nicht hören, hatten sogar Angst davor und so wurde er eines Tages umgebracht.

Musik 1 instrumental

Autor: Heute haben wir andere Zeiten, aber nicht unbedingt andere Erfahrungen. Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich für Flüchtlinge und gehen dabei oft bis an die Grenzen ihrer Kraft. Aber die Stimmung im Land wird trotzdem immer aggressiver. Auch hier: viel Mühe und wenig Ertrag.

Was treibt sie an, diese Menschen, die unbeirrt das tun und leben, was ihnen wichtig scheint? Auch wenn ihnen Widerstand entgegenschlägt, wenn sie sich als „Gutmenschen“ verhöhnen lassen müssen, wenn sie sehen und spüren, dass ihr Tun oft nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein ist?

Ich glaube, dahinter steckt eine alte Erfahrung. Nächste Woche feiern wir Karfreitag und zwei Tage später Ostern. Seit zweitausend Jahren feiern wir damit Ereignisse, die sich dem rationalen Begreifen entziehen und sich eher der Sprache der Bilder und der Musik öffnen.

Musik 2, Choral Strophe 1

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, / Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt - / Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: / Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Autor: Jürgen Henkys, zuletzt Professor für Praktische Theologie an der Humboldt-Universität Berlin und im vergangenen Jahr verstorben, hat dies Lied aus dem Englischen übertragen. Die Melodie dazu stammt von einem französischen Weihnachtslied aus dem 15. Jahrhundert.

„Liebe lebt auf, die längst erstorben schien…“ – viel dichter lässt sich die Ostererfahrung wohl kaum in Worte fassen. Das gilt auch für das, was vorangeht und erst von Ostern her einen Sinn bekommt: das Korn, das in die Erde sinkt. Nur dieses wird zum Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.

Dahinter steht ein Wort Jesu aus dem Johannesevangelium: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ Jesus hatte wohl schon frühzeitig eine Vorstellung von dem, was auf ihn wartete an dem Tag, den wir heute als Karfreitag bedenken. Aber er blieb dabei, Menschen einzuladen in die liebevolle Gegenwart Gottes. Doch über diese Liebe brach die Welt ihren Stab. Ich glaube, das hat sie immer schon getan und tut es immer noch. Die Welt – also ich – und Sie – wir also: wenn wir zulassen, dass Vorurteile mit Wahrheit verwechselt werden – wenn wir erlauben, dass Angst das Vertrauen auffrisst – wenn wir zusehen, wie sich erneut eine Stimmung von Feindseligkeit und Hass in unserer Gesellschaft breit macht, von der wir dachten, sie wäre nach 1945 überwunden.

Musik 2 Strophe 2 Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab. Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Sprecher: Ja, es gibt genug Geschichten, in denen Menschen scheitern, versagen oder ihnen Dinge miss-lingen. Ja, und es gibt auch genug Gründe, am Zustand der Welt oder auch nur des eigenen Lebens zu verzweifeln. Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? Und so vergammelt Gottes Liebe in den dunklen ver-schlossenen Höhlen unsere Seelen. Und unsere Mitmenschlichkeit verdunstet und weicht einem Panzer aus Gleichgültigkeit, Abwehr und Angst. Und wir, die wir vielleicht so etwas sind wie Gottes Samenkorn, das er so gern in fruchtbare Erde legen würde – wir gehen verloren unter Steinen, vertrocknen unter Gestrüpp, erfrieren auf kalten Wegen.

Musik 2: Choral Strophe 3

Sprecherin (Overvoice): Im Gestein verloren Gottes Samenkorn, / unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn - / hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien: / Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Autor: Aber das kann doch noch nicht alles gewesen sein, so kann das doch nicht enden. Aber wie kann das geschehen – die Befreiung der Liebe aus der verschlossenen Grabeshöhle, die Erlösung unserer Herzen aus den dornigen Verstrickungen unseres Lebens? Müssten wir vielleicht auch wie ein Samenkorn in eine dunkle Erde fallen, die unsere Verhärtungen aufweicht und den Funken der Liebe neu entfacht – so dass wir zu den Menschen werden, die Gott in uns sieht? Geistliche Wege kennen diese Phasen der Dunkelheit, der Nacht der Seele, die durchaus schmerzhaft sein können. Aber vor allem sind sie heilsam und befreiend, weil sie die Dinge wieder zurecht bringen. Wie im Schlaf, wenn unser Unterbewusstsein wieder etwas Ordnung in das Durcheinander unseres Alltags zu bringen versucht.

Musik 1 instrumental

Autor: Das englische Original aus dem Jahr 1928 hat eine vierte Strophe. Dort heißt es: Deine Berührung ruft uns wieder zurück ins Leben. Das ist Ostern. Das ist Auferstehung. Das wischt die Karfreitage nicht weg aus den Landkarten unseres Lebens, aber es lässt sie nicht mehr darüber bestimmen. Und es lässt aus Wutbürgern Gutmenschen werden. Ich wünsche Ihnen gerade in dieser letzten Passionswoche vor Karfreitag und Ostern, dass Sie diese Berührung Gottes spüren können.

Musik 2 Refrain: Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Musikinformationen:

Musik 1:

Titel: SacreFleur bleu. Jazz trifft Kirche

Track: 06

Interpret: Reiner Regel & Jan Keßler

Komponist: Reiner Regel

Texter: instrumental

Label: Fischplatte Medienproduktion

LC-Nr.: 24822

Musik 2:

CD-Name: Mit allen Sinnen erleben

Titel: Korn, das in die Erde

Track: 9

Interpret: Chor und Bläser der Hochschule für Kirchenmusik Herford

Leitung: Hildebrand Haake

Komponist: Noel nouvelet Frankreich 15. JH.

Texter: Jürgen Henkys

Verlag: Neukirchener Verlag

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