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Kirche in WDR 3 | 24.03.2016 | 07:50 Uhr

Gethsemanie

Guten Morgen!

Im letzten Jahr hatte mich eine Krankheit erwischt. Eine Operation am Auge war erforderlich. Es ist alles gut gegangen, aber für einige Zeit hatte ich richtig Angst. In mir war eine Ahnung da, wie schnell es gehen kann, dass plötzlich nichts mehr geht.

Irgendwann kommt jeder Mensch an so einen Punkt, dass es einen hart trifft. Mal nur für einen begrenzten Zeitraum, weil am Ende dann doch alles gut geht. Mal aber auch unabwendbar. Allerspätestens dann, wenn das Sterben näher rückt, werden wir alle damit konfrontiert, dass einmal gar nichts mehr geht.

Die meisten Menschen blenden das gern aus. Das ist auch okay, weil sie ja den Alltag bewältigen müssen und sich ja auch am Leben erfreuen sollen. Trotzdem bin ich davon überzeugt: Es ist schon gut, ab und an daran erinnert zu werden, dass nichts selbstverständlich ist, dass das Leben eine unsichere Angelegenheit ist.

Die kommende Nacht vom Gründonnerstag zum Karfreitag ist für mich eine Gelegenheit, an diese grundsätzliche Unsicherheit meines Lebens erinnert zu werden. Es ist nämlich die Nacht, in der Jesus klar wird, dass er sterben muss. Eine schreckliche Nacht. Er hat Angst, Todesangst. Er kniet im Garten Gethsemanie, am Ölberg in Jerusalem. Seine Freunde schlafen ein. Er ist einsam, schwitzt Blut und Wasser. Und er bittet Gott darum, noch einmal verschont zu werden. Dann aber der Satz: „Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ Mich berührt dabei: Jesus ringt und hadert, er kämpft und zweifelt – aber dann kommt auch das Annehmen dessen, was nicht aufzuhalten ist.

So ist das Leben. Ich stoße an Dinge, die ich nicht beeinflussen, nicht ändern kann. Im Grunde ist das sogar ziemlich viel. Wir Menschen haben gar nicht so viel in der Hand, wie wir meinen.

Das Wissen darum macht mich demütig. Es hilft mir, im Leben darauf zu achten, was wirklich wichtig ist. Es bremst mich, wenn ich mit Übereifer meine, alles regeln und sichern zu müssen. Und es zeigt mir, dass ich einen Glauben brauche, der mich gerade dann trägt, wenn ich nichts mehr „machen“ kann.

Für mich sind solche Momente Gethsemanie-Stunden. Momente, in denen ich mit meiner Angst konfrontiert werde, mit meiner Ohnmacht und Endlichkeit. Das ist nicht leicht, das tut auch weh – aber solche Momente helfen, um das Leben auch mit seinen schweren Seiten anzunehmen. Jesus geht aus seiner Gethsemanie-Stunde jedenfalls gestärkt hervor. Ein Engel, so heißt es, rückt an seine Seite und gibt ihm Kraft für den Weg, den er jetzt gehen muss.

Am 21. Juli 1944, einen Tag nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler, schreibt Dietrich Bonhoeffer aus dem Gefängnis einen bewegenden Brief an einen Freund, der mit ihm zu den Widerstandskreisen gehört. Ein trauriger Tag. Alle Hoffnungen auf einen Sturz Hitlers sind zunichte. Bonhoeffer hat allen Grund, zu verzweifeln. Da schreibt er davon, was Christsein für ihn bedeutet: Verzichten-Können. Vor allem darauf zu verzichten, etwas „machen“ zu können. An jenem 21. Juli 1944 war nichts mehr zu machen. Wenn man das aushalten kann, so Bonhoeffer, dann fängt man an „mit Jesus in Gethsemanie zu wachen“ und zu lernen, sich Gott in die Arme zu werfen. Ein starkes Bild: Sich Gott in die Arme werfen. „Das“, so schrieb Bonhoeffer damals, „ist Glaube, und so wird man ein Mensch, ein Christ.“

Solch eine Haltung wünsche ich mir in den Unsicherheiten und Grenzerfahrungen meines Lebens.

Ihr Klaus Pfeffer, Generalvikar in Essen

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