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Knallvergnügt

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katholisch

Kirche in WDR 3 | 02.05.2016 | 07:50 Uhr

Knallvergnügt

Sprecherin:

„Ich bin so knallvergnügt erwacht.

Ich klatsche meine Hüften.

Das Wasser lockt. Die Seife lacht.

Es dürstet mich nach Lüften.“

Guten Morgen!

Glückwunsch, wenn Sie heute Morgen so aufgewacht sind, wie Joachim Ringelnatz es gedichtet hat! Einen solchen knallvergnügten Morgen gibt es ja tatsächlich hin und wieder. Nach ruhigem, tiefem, langem Schlaf schwinge ich mich erholt ins Leben und der Tag kann kommen!

Er kann aber auch ganz anders beginnen. Ich jedenfalls kenne diese Nächte: ab zwei Uhr wach liegen, Gedankenkarussel fahren und die To- do-Listen des nächsten Tages abarbeiten. Dann türmen sich die unerledigten Aufgaben zu wahren Arbeitsbergen und diffuse Ängste biegen um die Ecke: Das schaffe ich nie!

Um es vorwegzunehmen: Ich habe kein Rezept gegen solche Nachtwachen gefunden, gegen die Ängste und meinen Kleinmut. Weder Baldrian, noch Schäfchen zählen, noch Entspannungsübungen – hat alles nichts genützt bei mir. Am hilfreichsten finde ich noch den Gedanken: Fixier‘ dich nicht drauf, lass es einfach zu und sag innerlich ja. Nimm solche Nächte an als einen Teil von dir und vertraue darauf, dass auch wieder andere Zeiten kommen. Die kommen nämlich tatsächlich, irgendwann, von selbst, ohne jede Technik.

Vom Vertrauen – selbst in stürmischen Zeiten – berichtet auch das Matthäusevangelium. Jesus treibt mit seinen Jüngern bei heftigstem Sturm in einem Boot auf dem See Genezareth und schläft. Das Boot wird von den Wellen hin und her geworfen; die erschrockenen und auch empörten Jünger, die sich von Jesus verlassen fühlen, wecken ihn, und er sagt - einfach nur:

Was seid ihr so ängstlich, habt ihr keinen Glauben?

Was Jesus wohl selbst schlafen lässt, ist ein einfaches Vertrauen.

Und was er in bedrängenden Situationen macht, ist oft nicht mehr als das: die Menschen an ihr Vertrauen und an ihren Glauben zu erinnern. Jesus appelliert an den Lebensmut, der ihnen bereits mit dem ersten Atemzug ihres Lebens mitgegeben ist. Es ist nämlich ihr Glaube, ihr Wunsch zu leben, ihr Ur-Vertrauen, dass es sich lohnt und dass es geht: zu leben.

Und an diesen Lebensmut des Menschen knüpft Jesus an, holt ihn ins Wort, hebt ihn auf, da, wo er verschollen scheint oder gefährdet ist.

Vertrauen kann man nicht „machen“. Aber man kann sich selbst immer wieder dazu entscheiden und sich daran erinnern oder sich erinnern lassen: von anderen, Partnerinnen, Freunden.

Ich wünsche Ihnen heute Morgen, dass Sie gelassen den Tag angehen können. Ich wünsche, dass Ihre Zuversicht wächst, die Lust macht auf Leben. Und dass Sie das ab und zu erleben, was Joachim Ringelnatz so herrlich weiter dichtet:

Sprecherin:

„Aus meiner tiefsten Seele zieht

mit Nasenflügelbeben

ein ungeheurer Appetit

nach Frühstück und nach LEBEN.“

Kommen Sie gut in den Tag – warum nicht mal knallvergnügt?

Irmgard Conin aus Köln

Quellenangabe: Ringelnatz, Joachim, Ich bin so knallvergnügt erwacht. Die besten Gedichte, Marix Verlag.

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