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Choralandacht | 25.06.2016 | 07:50 Uhr

DIESER BEITRAG ENTHÄLT MUSIK, DAHER FINDEN SIE HIER AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN KEIN AUDIO.

Wenn das Brot, das wir teilen...! (eg 667)

"Gutmensch" - das war das Unwort des Jahres 2015.

Eine Jury der Uni Darmstadt hat es ausgewählt. Unter Beteiligung der Bevölkerung. Alle können bei diesem Wettbewerb mitmachen und Vorschläge einreichen. Ziel dieser Aktion ist es, für Sprache zu sensibilisieren. Gesucht werden inhumane oder sachlich unangemessene Formulierungen - Unworte eben - die als solche entlarvt werden sollen.

Im Jahr 2015 wurden Gutmenschen vor allem die genannt, die sich für Flüchtlinge engagierten. Herablassend wurden sie pauschal dumm, naiv und weltfremd genannt.

Das folgende Lied aus unserem Gesangbuch ist schon dreißig Jahre alt. Es ist ein Lied für Gutmenschen - für Menschen, die es gut meinen mit dieser Welt oder zumindest etwas besser.

Choral Strophe 1

Sprecher:

Wenn das Brot, das wir teilen als Rose blüht

und das Wort das wir sprechen als Lied erklingt,

dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,

dann wohnt er schon in unserer Welt.

Ja dann schauen wir heut schon sein Angesicht

in der Liebe, die alles umfängt,

in der Liebe, die alles umfängt.

Autorin: Menschen, die es gut meinen mit dieser Welt, gab zu allen Zeiten und in jedem Winkel dieses Erdballs. Sie sterben nicht aus, ganz im Gegenteil. Sie lassen sich nicht erschüttern, krempeln die Arme hoch, bitten und beten, hoffen und glauben. Jeden Tag laufe ich ihnen über den Weg. Oder höre von ihnen. Meistens wirken sie im Verborgenen, aber manchmal werden ihre Geschichten auch bekannt.

So wie die von Elisabeth von Thüringen, auf die unser Choral anspielt.

Elisabeth war eine ungarische Prinzessin, geboren im Jahr 1207. Sie wurde bereits mit vier Jahren nach Thüringen verschickt, um auf der Wartburg früh verheiratet zu werden. Dort -, wo Martin Luther drei Jahrhunderte später die Bibel ins Deutsche übersetzte - lebte sie mit ihrem Mann Ludwig. Sie hätte ein Leben in Saus und Braus führen können. Aber sie wollte etwas Anderes. Mehr Gutes für alle. So ließ sie unterhalb der Wartburg ein Krankenhaus bauen, in dem sie sich auch selbst um die Kranken kümmerte. Ihr unstandesgemäßes Verhalten erregte die Gemüter. Eine Sage erzählt: (1,05)

Sprecher:

Einst herrschte im Thüringerland eine große Hungersnot. Die Landgräfin Elisabeth sah das Elend und half, wo immer sie konnte. Sie ließ mahlen und backen und das Brot von der Wartburg hinunter tragen zu den Menschen. Dazu verschenkte sie so viele Almosen, dass man meinen könnte, sie verschenke alles Geld dieser Welt.

Aber ihren Verwandten gefiel das gar nicht. Sie begannen übel zu schimpfen und sie zu verleumden.

Eines Tages ging Elisabeth wieder einmal von der Burg hinunter an die Stelle, wo die Armen und Kranken auf sie zu warten pflegten. Sie trug unter ihrem Mantel einen Korb voller Brot. Da kam ihr Schwager von der Jagd zurück und trat ihr in den Weg. Er fragte: „Was traget ihr? Lasset sehen!“ Dabei deckte er den Mantel der Elisabeth auf und sah … einen ganzen Korb voll duftender Rosen. Sie aber war so erschrocken, dass sie kein Wort hervorzubringen vermochte. Das beschämte ihn. Er ritt weiter und ließ sie gewähren.

Choral Strophe 2:

Sprecher Strophe 2:

Wenn das Leid jedes Armen uns Christus zeigt

und die Not, die wir lindern, zur Freude wird,

dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,

dann wohnt er schon in unserer Welt.

Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht

in der Liebe, die alles umfängt,

in der Liebe, die alles umfängt.

Autorin: Navid Kermani ist ein deutscher Islamwissenschaftler und Buchautor. In den letzten Jahren wurde er mit Preisen überschüttet. Zuletzt bekam er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. In einem seiner neusten Bücher spricht er – als gläubiger Muslim - den Christen ein großes Lob aus:

Sprecher:

"Wenn ich etwas am Christentum bewundere, oder vielleicht sollte ich sagen: an den Christen […], dann ist es nicht etwa die geliebte Kunst, nicht die Zivilisation mitsamt der Musik und Architektur, nicht dieser oder jener Ritus, so reich er auch sein mag. Es ist die spezifisch christliche Liebe, insofern sie sich nicht nur auf den Nächsten bezieht.[…]. Die Liebe, die ich bei vielen Christen wahrnehme (...) geht über das Maß hinaus, auf das ein Mensch auch ohne Gott kommen könnte."

Aus: Ungläubiges Staunen - Über das Christentum; S.169

Autorin: Es tut gut, wenn ein Andersgläubiger etwas Schönes über die eigene Religion sagt. Als ich dieses Zitat zum ersten Mal las, war richtig stolz.

Aber...inzwischen bin ich nachdenklicher geworden. Mein Stolz auf unsere christlichen Werte hier in Europa ist ins Wanken geraten. .

Ist Europa in diesen Monaten noch mehr als eine Ansammlung von herzlosen Egoisten, denen angesichts von Krieg, Flucht und Elend nichts anderes einfällt, als eine Mauern und Zäune zu bauen - frage ich mich immer öfter.

Christliche Werte, Hilfe in der Not, Elisabeth von Thüringen oder noch viel bescheidener...eine Hand, die wir reichen, etwas Brot, das wir teilen, Trost, den wir glaubhaft spenden...ist das wirklich nur etwas für Träumer, für Gutmenschen? Ist das inzwischen naiv und weltfremd?

Choral Strophe 3+4

?

Sprecher

Wenn die Hand, die wir halten, uns selber hält

und das Kleid, das wir schenken,

auch uns bedeckt,

dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,

dann wohnt er schon in unserer Welt.

Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht,

in der Liebe, die alles umfängt,

in der Liebe, die alles umfängt.

Autorin: Das Brot, das wir teilen, den Schmerz, den wir aushalten...das alles ist wichtig, manchmal sogar entscheidend. Sagt dieses Lied von Claus-Peter März. Dann in all dem wird Gott spürbar. Der sitzt ja nicht im Himmel an seinem Rechner und programmiert das Tun und Lassen von uns Menschen. Nein, wir alle sind frei. Wir können Brot teilen, Schmerz lindern oder eine Hand halten. Niemand ist gezwungen. Aber wenn es geschieht, dann verändert es diese Welt. Dann ist es, als habe Gott mitten unter uns mal eben sein Haus gebaut. Dann wird es hell und warm. In der Liebe, die alles umfängt.

Choral Strophe 5:

Sprecher:

Wenn das Leid, das wir tragen, den Weg uns weist

und der Tod, den wir sterben vom Leben singt,

dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,

dann wohnt er schon in unserer Welt.

Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht,

in der Liebe, die alles umfängt,

in der Liebe, die alles umfängt.

Autorin: Übrigens: Der Manager der Band Die Toten Hosen ließ im Jahr 2014 die Wortmarke Gutmensch beim Deutschen Patentamt in München schützen. Die Band verkauft seitdem T-Shirts mit dem Aufdruck „Gutmensch – No one likes us. We don’t care! Niemand mag uns. Das ist uns egal“. Mit 10 Euro pro Shirt unterstützen sie die Beratungsstelle für Betroffene rechtsmotivierter und rassistischer Gewalt in Sachsen.

Choral:

Wenn der Trost, den wir geben, uns weiter trägt

und der Schmerz, den wir teilen, zur Hoffnung wird,

dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,

dann wohnt er schon in unserer Welt.

Ja, dann schauen wir jetzt schon sein Angesicht,

in der Liebe, die alles umfängt,

in der Liebe, die alles umfängt.

Musikinformation:

CD-Name: Wir vertrauen dir

Titel: Wenn das Brot, das wir teilen

Text: Claus-Peter März

Melodie: Kurt Grahl

Satz: Wolfgang Setzer

Chor: Die Kleine Kantorei des Christlichen Sängerbundes

Leitung: Horst Krüger

Verlag: Verlag Singende Gemeinde

Label: Verlag Singende Gemeinde

LC-Nr. 00064

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