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Kirche in WDR 3 | 23.06.2016 | 07:50 Uhr
Innere Schatztruhe
Guten Morgen!
Neulich ist mir ein Karton mit alten Fotos aus meinem Leben in die Hände gefallen: ganz alte und nicht ganz so alte. Nee, war das schön, diese Erinnerungen wieder hervorzuholen. Und manches auch lustig: die geflickten Jeans in den 70igern, die langen Haare mit Stirnband in den 80igern, die Cowboystiefel in den 90igern, mein erster Anzug - war einer aus Cord, das erste Auto, … Und mir fiel wieder ein, was ich schon alles erlebt habe, was ich schon alles geschafft habe, was ich erreicht habe.
Manchmal habe ich ja das Gefühl, nicht voranzukommen, irgendwie festzustecken. Mein Leben dümpelt so vor sich hin, es ist zwar nicht dunkel, aber hellgrau ist eben auch grau. Es passiert so wenig Neues. Und das Leben der anderen scheint viel bunter zu sein!
Dieser Blick auf die alten Fotos, so ein Blick zurück hat mir geholfen, was dagegen zu setzen. Ich schaue die Fotos an und denke: Was für ein riesiger Berg war doch das Abitur für mich… Dann der Zivildienst, das erste Mal weit weg von Zuhause und mir war wirklich bange davor. Das Studium, dann zwei Auslandssemester. Was war ich aufgeregt, wie schwer die ersten Wochen dort, wie schön dann Land und Leute zu entdecken. Meine erste Arbeitsstelle, das war wie ein Sprung ins kalte Wasser…, um dann zu merken, dass meine erste Gemeinde das Wasser schon vorgeheizt hatte. Und dann: Meine Frau, meine Kinder, die jetzt schon zum Teil ihre eigenen Wege gehen.
Die Fotos haben mich daran erinnert, was ich schon alles geschafft habe. Selbst traurige Erfahrungen bekommen oft nachträglich eine gute Bedeutung. Probleme mit einem Arbeitgeber, eine Ehekrise, der Tod meiner Mutter und andere, eben schwere Zeiten. Doch auch die wurden durchstanden. Ich habe aus manchem gelernt, bin nicht zerbrochen, bin oft stärker und weiser geworden.
Ich werde dankbar für Menschen, die mich begleitet haben, mich inspiriert haben. Ich sehe Dinge, auf die ich stolz sein kann. Und ich entdecke die Spuren Gottes in meinem Leben.
Ja, das ist mein Weg, mein ganz eigener Weg, manchmal aufregend, manchmal schwer, oft wie ein breiter, langsam fließender Fluss.
Meine Erfahrungen auf meinem Lebensweg sind wie innere Schätze, wie Kraftquellen. Und diese Schätze können gehoben werden. Sie werden wieder lebendig, wenn ich in alten Fotoalben blättere, meine allerersten Facebook-Einträge ansehe oder wenn ich vielleicht noch alte Briefe finde.
Auch Gott lädt seine Leute ein, zurückzublicken. In der Vergangenheit kann ich sein Wirken erkennen. In der Gegenwart ist das oft verborgen. Viele haben das so erlebt und diese Erfahrungen in Gebete gefasst. Die kann man in der Bibel nachlesen. Da heißt es: "Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat." (Psalm 103,2 Luther)
Oder: "Ich erinnere mich an deine großen Taten, Herr, und denke an die Wunder, die du einst vollbracht hast. Ich führe mir vor Augen, was du getan hast, immer wieder mache ich es mir bewusst." (Psalm 77,12f; Die Gute Nachricht Bibel)
Und dann fällt mir noch dieser Satz ein: "Danken schützt vor Wanken und Loben zieht nach oben."
Ihr Pastor Heddo Knieper aus Herne, gerne!
(1) nach Schäfer, S., "Öffnen Sie Ihre innere Schatztruhe", freundin 1/2016, S. 49ff.