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Kirche in WDR 3 | 08.09.2016 | 07:50 Uhr

Madonna im Kessel

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

Heute vor 75 Jahren schlossen die deutschen Truppen den Belagerungsring um Leningrad.

Etwa 900 Tage währte diese Blockade von Leningrad, dem heutigen St. Petersburg. Sie gilt als eines der schwersten Verbrechen der deutschen Wehrmacht gegen die Menschlichkeit im Zweiten Weltkrieg.

Mehr als eine Million Menschen starben zwischen 1941 und 1944 an Hunger, Kälte und Krankheiten sowie bei Granatbeschuss und den Kämpfen um die Stadt.

Hitler wollte verlustreiche Straßenkämpfe vermeiden und befahl daher die mörderische Belagerung. Er wollte die Stadt der Oktoberrevolution von 1917 durch systematisches Aushungern auslöschen.

Die Belagerung startete an einem katholischen Feiertag. Damals wie heute ist am 8. September das Fest Mariä Geburt. Dieser Gedenktag wurde schon um 500 in der Ostkirche gefeiert.

Was für ein Kontrast dieser beiden Gedenktage heute:

auf der einen Seite die Geburt von Maria, deren Sohn Jesus, den Menschen das ewige Leben schenken wird.

Auf der anderen Seite der Beginn einer Belagerung, die einer Million Menschen den Tod bringen wird. Gegensätzlicher geht es nicht.

Und doch gibt es für mich persönlich eine Verbindung. Sie hat mit einem Marienbild zu tun, das mir viel bedeutet. Es entstand an einem anderen Kriegsschauplatz der sog. Ostfront.

Während der Belagerung von Leningrad war zeitgleich die gesamte 6. Armee der deutschen Wehrmacht im Kessel von Stalingrad eingeschlossen. 250.000 Deutsche und über 30.000 rumänische und russische Hilfssoldaten waren erbarmungsloser Kälte und Hunger ausgesetzt.

Am Weihnachtsfest 1942 entsteht im Kessel von Stalingrad eines der bewegendsten Marienbilder, die ich kenne.

Der Truppenarzt und evangelische Pfarrer Dr. Kurt Reuber schuf die Weihnachtsmadonna von Stalingrad als Kohlezeichnung auf der Rückseite einer russischen Landkarte.

Seine Madonna hing in einem kleinen Gefechtsunterstand.

In Briefen aus Stalingrad ist überliefert, dass der Unterstand inmitten der Eis- und Kriegshölle zum Wallfahrtsort wurde.

Die Soldaten kamen und beteten vor dem Bild der Gottesmutter.

Pfarrer Reuber wollte mit seinem Bild Mut und Gottvertrauen sichern – inmitten einer Zeit der Aussichtslosigkeit und anzunehmenden Gottesferne.

Das Bild der Madonna wurde von einem Soldaten in die Heimat gebracht und befindet sich heute in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin.

Unter einem Mantel sieht man die Gesichter der Gottesmutter und des Kindes. Ihr Gesicht ist dem Kind zugewandt, mit dem Ausdruck von Zuneigung und Sympathie. Ihre Hand hält schützend den Kopf des Kindes. „Licht – Leben – Liebe“ ist in großen Buchstaben auf die rechte Seite der Kohlezeichnung geschrieben.

Wer das Bild der Weihnachtsmadonna ansieht, spürt:

da ist von Mitmenschlichkeit und Liebe, von Geborgenheit und Zuwendung die Rede. Da sind Mutter und Kind ummantelt, mitten im Angesicht von Schrecken und Gewalt.

Pfr. Reuber, der selbst in einem russischen Arbeitslager starb, schrieb an seine Frau: „Die Stalingrad-Madonna sei uns ein Sinnbild, dass wir nach aller Todeserfahrung um so heißer und echter lieben wollen, ein Leben, das nur lebenswert ist, wenn es lichtstrahlend rein und liebeswarm ist.“

Vielleicht können die beiden so unterschiedlichen Gedenktage erinnern, dass

der Mensch auch in Not und Elend ein in Gott und von Gott geborgener ist.

Die Stalingrad-Madonna mag zugleich immer wieder neu Mahnung sein,

kommenden Generationen den Schrecken eines Krieges zu ersparen.

Peter Krawczack aus Düsseldorf

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