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Kirche in WDR 3 | 04.10.2016 | 07:50 Uhr

Armut

Was für eine Szene: „Weg damit! Hier, das auch und das und das!“ Ein Kleidungsstück nach dem anderen landet auf dem Boden. Ein junger Mann steht schließlich nackt da vor seinem Vater. Viele Umstehende wenden schamhaft den Blick ab, andere starren ungläubig. „Was fällt dir ein, Giovanni?“, empört sich der Vater. „Bist du verrückt geworden?“ Und das alles spielt sich ab vor dem Bischof, der schließlich die Blöße des jungen Mannes mit seinem Mantel bedeckt.

Guten Morgen!

Es ist das Jahr 1207. Giovanni Bernadone ist der junge Mann und wirft alles hin: allen Reichtum, alles Ansehen, allen Besitz. Dabei hätte er sich nur ins gemachte Nest setzen müssen, immerhin ist er Sohn eines reichen Tuchhändlers.

Giovanni, der spätere Franz von Assisi, ist im wahrsten Sinne des Wortes ver-rückt. Er verändert sein Leben radikal. Dabei hat er eine exzellente Bildung, ist ein begehrter Junggeselle, genießt sein Dasein als Ritter und hat eine vielversprechende Karriere vor sich. Als er im Krieg mit einer Nachbarstadt verwundet und gefangengenommen wird, findet er Zeit zum Nachdenken: Karriere und Ruhm interessieren ihn nicht mehr und weltliche Reichtümer hinterlassen bei ihm einen fahlen Beigeschmack. Er hört schließlich die Aufforderung Jesu im Evangelium (Mk 6, 8f.): „Nehmt nichts mit auf den Weg, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.“ Das ist die Initialzündung für ihn: Er gibt seinen ganzen Besitz auf, kleidet sich in Sackleinen und lebt fortan in radikaler Armut, um so Jesus nachzufolgen.

Ein frommer Spinner – so möchte man meinen, wenn man heute diese Lebensgeschichte hört. Aber die Kirche hat ihn sogar heiliggesprochen. Heute ist sein Gedenktag.

Mich fasziniert diese Radikalität, mit der Franz gehandelt hat: Ja, der hat wirklich ernst gemacht mit der Nachfolge. Und gleichzeitig erschrecke ich: So radikal, das kann ich nicht. Und ich gebe zu: Mein Herz hängt einfach auch an materiellen Dingen, an meinen neuen warmen Winterstiefeln, meinem bequemen Sofa, meiner CD-Sammlung und und und…

Was mutet Jesus den Menschen aber da eigentlich zu mit dieser Nachfolge in Armut?

Die Bibel berichtet, dass ein reicher Mann zu Jesus kommt und ihn fragt (Mk 10, 17ff.): „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ Jesus rät ihm: „Halte die Gebote!“ „Das alles tue ich schon“, erwidert der Mann. Daraufhin Jesus: „Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben, dann komm und folge mir nach.“ Es heißt weiter: Der Mann geht traurig weg, „denn er hatte ein großes Vermögen.“

Da will jemand Jesus schon nachfolgen, hält sich an die Gebote, aber das reicht offenbar nicht aus, denn er kann sich nicht von seinem Besitz trennen – anders als der heilige Franz.

Ist Franz der Maßstab, um Jesus nachzufolgen? – Dann ist das wohl alles nichts für mich?!

Ok. Ordensleute versprechen bei ihren Gelübden Armut. Aber ich bin keine Ordensfrau. Mein Mann und ich leben als Eheleute in einer Güter- bzw. Zugewinngemeinschaft.

Vielleicht ist ja mit der Armut zur Nachfolge auch gar nicht der absolute Verzicht gemeint.

Wie wäre es, wenn ich es einmal andersherum versuche, und mich frage, welche Einstellung ich denn überhaupt zum Besitz habe. Wie wichtig sind mir also meine lieb gewordenen Sachen? Wie hängt mein Herz an ihnen? Brauche ich die vielen Dinge zum täglichen Leben wirklich? Definiere ich mich über das, was ich an Kleidern trage, mein Auto, meinen Hausstand? Zählt mein Haben oder zählt mein Sein?

So gesehen muss Armut also kein absoluter Verzicht sein, sondern sie kann meine Einstellung zu mir selbst und zu meiner Wirklichkeit klären helfen. Weniger besitzen zu wollen kann mich sogar freier machen. Denn das ganze Besitzen-Wollen lässt mich immer nur auf mich selber schauen. Wie aber, wenn ich das nicht nötig habe – dann kann mein Blick sich mehr auf die Belange meiner Mitmenschen richten. So kann ich offener werden für Gott und seine Botschaft. Letztlich meint Jesus: „Wenn du die Wertigkeiten deines Lebens überdenkst, kannst du frei werden, frei werden für Gott.“

Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, an dem es Ihnen gelingt, den Dingen den rechten Wert zu geben.

Aus Duisburg grüßt Sie Meike Wagener-Esser.

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