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Kirche in WDR 3 | 28.03.2017 | 07:50 Uhr

Meine Mutter trinkt

Musik 1: Tango

O-Ton 1: Tanz hat eigentlich etwas, was befreit, aber dieser Tanz damals, den ich hatte als Kind, ich glaub, da hab ich erst mal eine ganz große Schicht Traurigkeit weggearbeitet. Und Verzweiflung.

Autorin: Erzählt Nicole Nau – für viele die berühmteste Tango Tänzerin der Welt. Aufgewachsen ist sie in Düsseldorf – ihr Vater war Grafiker – ihre Mutter Alkoholikerin - ihr Nachbar Joseph Beuys. Hier - in bester Wohnlage mit Blick auf den Rhein – hat die Mutter gesoffen. Nicole tut alles, um die Krankheit ihrer Mutter zu vertuschen. Führt den Haushalt, kümmert sich um die Mutter und versorgt die Geschwister. Und wenn sie mal „frei“ hat, tanzt sie – heimlich.

O-Ton 2: Ich habe mir glaube ich bei diesen Tänzen auch vorgestellt, dass ich diejenige bin, die stirbt. Ich merke es mir auch an, es berührt mich auch, es ist ein Gefühl, über das ich eigentlich nie gesprochen habe - bis heute.

Autorin: Nicole Nau fasst sich an den Hals, sie ist sichtlich bewegt. Wenn schon die Mutter nicht stirbt – dann wenigstens sie - damit das Problem endlich gelöst ist. Die Verunsicherung ein Ende hat. Die Scham. Die Pein.

O-Ton 3: So ohnmächtig, wie ich damals war als Kind, habe ich mir eine Übermacht geschaffen, nämlich: Ich bin in der Macht, ich könnte das ändern. Ich könnte gehen. Und da war dann natürlich irgendwann auch: Mensch, wenn ich dann sterbe und alle stehen um mein Grab, dann sind sie vielleicht wieder vereint, weil dann merken sie, wie schlimm das ist, was sie da anstellen.

Autorin: Die Mutter trinkt – und Nicole will sterben. Sie will das nicht mehr hören müssen – dieses, das was du fühlst, stimmt nicht. Ist nicht wahr.

O-Ton 4: Ich hab irgendwann mal als Jugendliche festgestellt, dass ich Hunger und Durst nicht auseinander halten konnte. Das hat ganz viel damit zu tun, dass man mir immer erzählt hat, das, was Du fühlst, stimmt nicht. Wenn ich gesagt hab: Die Mama trinkt wieder, jemand sagt mir nein, das stimmt nicht. Guck mal Deiner Mama geht es doch gut. Und ich sag`: Nein, nein - die trinkt wieder, dann kann man sich als Kind nicht auf seine Gefühle verlassen, wenn immer ein Erwachsener kommt und sagt: Das stimmt nicht, was Du sagst.

Autorin: Nach ihrem Abi - Anfang der 80ger - zieht sie dann aus. Studiert Grafikdesign -auf der Suche nach Möglichkeiten, sich auszudrücken.

Musik 2: Tango

O-Ton 5: Weil es einfach in mir etwas gab, wo ich gefühlt habe, da ist etwas, wo ich hin möchte, wo ich hin muss. … Und es ging darum, diese Emotionen, diese Gefühle, diese Lebendigkeit in mir zu finden.

Autorin: Gefunden hat sie diese Lebendigkeit beim Tango. Sie beschließt nach Argentinien zu gehen und Tänzerin zu werden. Mit Anfang 20 ein kühnes Unterfangen, aber sie schafft es. Ist sehr, sehr erfolgreich und trifft dort zehn Jahre später auf Luis Pereyra. Den Tänzer, den sie zehn Jahre zuvor in Deutschland auf der Bühne gesehen hatte und so toll fand. Die beiden verlieben sich und heiraten. Endlich hat Nicole das Gefühl, ihren Gefühlen vertrauen zu können. Anders als damals als Kind einer trinkenden Mutter, der immer gesagt wurde, das was du fühlst, ist nicht wahr. Das, was sie jetzt spürt, ist wahr. Sie liebt Luis und Luis liebt sie.

Musik 3: Tango

Autorin: Dass sie es bis zu Luis nach Argentinien geschafft hat und heute mit ihm auf Deutschland-Tournee ist, hat für Nicole Nau auch mit Gott zu tun. Sie kann sagen:

O-Ton 6: Lieber Gott, ich überlasse es dir. Du weißt, was du mit mir machst. Du kennst meinen Weg.

Autorin: Es verabschiedet sich Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius aus Wuppertal.

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