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Kirche in WDR 3 | 31.05.2017 | 07:50 Uhr

Christliches Menschenbild – Die Geschichte von Werner

Guten Morgen!

Ich kann mich noch gut an Werner erinnern. Ich lernte ihn kennen, als ich in den 1980er Jahren in der Eisenhütte Westfalia einen Ferienjob machte.

Zugegeben: Werner war nicht besonders helle. Aber er gehörte zur großen Westfalia-Familie – und das hieß damals etwas: Die Westfalia, ein Bergbauzulieferer, hatte in wirtschaftlichen Hochzeiten 4.500 Beschäftigte. Diese wohnten in der Regel rund um das Unternehmen in Wohnsiedlungen. Arbeitswelt und Lebenswelt gingen ineinander über: Aus mancher Kollegenschaft entstanden Freundschaften oder man war im selben Verein. Sei es engagiert im Sportverein oder kirchlichen Verbänden. Die Familien kannten sich, die Kinder gingen gemeinsam in die Grundschule.

Werner war damals zuständig für die Außenanlagen. Morgens, wenn ich zur Arbeit kam, war er schon da. Leicht zu erkennen, mit seinem Besen in der Hand. Werner grüßte immer und war immer fröhlich. Er hatte eine Aufgabe und Verantwortung. Mit seinem Besen fegte er den Platz.

Heute ist die Eisenhütte Westfalia Geschichte und ich weiß nicht, was aus Werner geworden ist. Oft frage ich mich, welche Chancen hätte er wohl heute?

Wahrscheinlich keine. Seine Arbeit würde heute eine Kehrmaschine übernehmen, technisch auf dem neuesten Niveau. Zuständig dafür eine Reinigungsfirma, die keineswegs Teil der Belegschaft ist. Dieser Bereich, wie es neudeutsch so schön heißt, unterliegt dem Outsourcing. Betriebswirtschaftlich gut für das Unternehmen, für Menschen wie Werner eine Katastrophe. Er hätte nicht einmal Chancen in der Reinigungsfirma, denn um eine solche Kehrmaschine zu bedienen, bedarf es einer Qualifikation – und die hätte er nicht geschafft.

Für Werner gibt es dafür heute – staatlich subventioniert – ein Förderprogramm. Damit ist er Teil des Inklusionsauftrags der Bundesregierung. Der Staat übernimmt die soziale Verantwortung. Sei es für Werner, Ingrid, Marvin oder, oder, oder. Modellprogramme und Förderprojekte sprießen wie Pilze aus dem Boden.

Wie ist es eigentlich dazu gekommen? Klar: Unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten eines Unternehmens besteht kein Bedarf an Menschen wie Werner.

Das Motto lautet: Je schlanker, desto schneller, je schneller, desto schlanker! Menschen und Tätigkeiten, die durch ihre Langsamkeit die Produktionsgeschwindigkeit zu bremsen drohen, gelten als Ballast. Entweder sie lassen sich beschleunigen, oder sie werden notfalls entsorgt.

Ich frage mich aber: Ist das unser Menschenbild? Ist das Ausdruck einer solidarischen Gesellschaft? Mir schwebt da etwas anderes vor: Der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht seine Verwertbarkeit. Der Mensch mit all seinen Stärken und Schwächen, unabhängig davon, ob er alt oder jung ist, schnell oder langsam, dem Mainstream folgend oder nicht. Dieses Menschenbild ist ein Versprechen. Wir müssen es nur einlösen.

Ich will jetzt nicht argumentieren, dass früher alles besser war. Aber manche sozialen Erfolge gehören einfach nicht in die Mottenkiste. Da fällt mir noch eine Anekdote der guten alten Eisenhütte Westfalia ein. Jeden Freitag lud der Firmenchef den Geschäftsführer und den Betriebsratsvorsitzenden zum Skat ein. Eine gute Gelegenheit, um auch über betriebliche Belange zu sprechen. Manchmal ging es dann auch um Sorgen und Nöte einzelner Beschäftigter. Ich wage zu behaupten, dass in diesen Skatrunden manche Bilanz außer Acht gelassen wurde und Werner und viele andere hierdurch ihren Platz im Unternehmen behalten konnten.

Wir können die Zeit nicht zurück drehen. Aber es gibt immer noch genügend Stellschrauben, den sozialen Kitt in unserer Gesellschaft zu erhalten.

Hans Ulrich Nordhaus, Cappenberg

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