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Choralandacht | 19.08.2017 | 07:50 Uhr

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Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit (eg 502)

Musik 1: Choral (1. Strophe) Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit! / Lob ihn mit Schalle, werteste Christenheit! / Er lässt dich freundlich zu sich laden: / freue dich, Israel, seiner Gnaden, / freue dich, Israel, seiner Gnaden!

Autorin:

Heute stelle ich Ihnen mein Lieblings-Loblied aus dem Evangelischen Gesangbuch vor. Meist wird es am Erntedankfest gesungen, aber so eindeutig ist die Zuordnung gar nicht.

Was macht ein Lied zum Lieblingslied? Zunächst einmal die Musik, eine festlich schreitende

Tanzmelodie. Dann die Verbindung mit einem ansprechenden Text. Drittens die Erinnerung an die mit Kürbissen, Äpfeln und großen Broten geschmückte Kirche, in der es gesungen wurde. Aber bei diesem Lied kommt noch etwas anderes dazu - der Name des Verfassers: Matthäus Apelles von Löwenstern. Dieser Name hat mich schon als Kind fasziniert. Er klang einfach viel interessanter als „Paul Gerhardt“ oder „Johann Crüger“.

Musik 1: Trompete und Orgel (Intro)

Autorin:

Matthäus Appelt wurde 1594 als Sohn eines Sattlers in Neustadt bei Oppeln geboren. Ab 1613 war er dort Lehrer und Kantor, später wechselte er in die Nachbarstadt Leobschütz.

1625 musste Appelt diese Stelle verlassen, im Zuge der Gegenreformation war für Evangelische kein Platz mehr. Doch er hatte Glück und wurde zum Verwalter des Schulwesens nach Bernstadt berufen. Dort machte Matthäus Appelt Karriere als herzoglicher Rat und Secretarius. 1634 wurde er geadelt und erhielt den Namenszusatz „von Löwenstern“.

Wegen der Gefährdungen des 30jährigen Krieges verlegte sein Chef, der Herzog von Oels, die Residenz in die befestigte Stadt Breslau, die ein blühendes Musikleben hatte. Dort lebte der zu ansehnlichem Wohlstand gelangte Matthäus Apelles von Löwenstern als Förderer von Künstlern und Gelehrten und als Wohltäter von Schulen bis zu seinem Tod im Jahre 1648.

Ein gutes Leben – mitten im vom Krieg gebeutelten Europa! Das erklärt vielleicht den fröhlichen und zuversichtlichen Grundton des Liedes:

Musik 1: Choral (2. Strophe) Der Herr regieret über die ganze Welt, / was sich nur rühret, alles zu Fuß ihm fällt; / viel tausend Engel um ihn schweben, / Psalter und Harfe ihm Ehre geben, / Psalter und Harfe ihm Ehre geben.

Autorin:

Welch eine Vision! Da liegt das Land ringsum in Schutt und Asche, die Kriegsparteien sind seit Jahrzehnten zerstritten, aber Appelles von Löwenstern entwirft ein Gegenbild: ein Herrscher, der alle regiert, dessen Reich erfüllt ist mit himmlischer Musik statt mit Schlachtenlärm. Sofort denke ich an zwei biblische Geschichten, in denen die Engel Gott loben und singen. Die erste steht beim Propheten Jesaja:

Sprecher:

Ich sah den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und sein Saum füllte den Tempel. Serafim standen über ihm: ein jeder hatte sechs Flügel: mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie. Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!

Autorin:

Der andere Lobgesang der Engel steht in der Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas. Die Menge der himmlischen Heerscharen lobt Gott über den Feldern von Bethlehem:

Sprecher:

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Autorin:

Das Lied ist wahrscheinlich 1641 für die Trauerfeier der verstorbenen Herzogin von Oels entstanden. Drei Jahre später hat es Apelles von Löwenstern in seiner Sammlung „Frühlingsmaien“ veröffentlicht. Also ursprünglich ein privates Trostlied, das später dann mit seiner geistlichen Aufbruchsstimmung eine Friedensvision ausmalt nach fast 30 Jahren Krieg!

Musik 1: (Choral 3. Strophe): Wohlauf, ihr Heiden, lasset das Trauern sein, / zur grünen Weiden stellet euch willig ein; / da lässt er uns sein Wort verkünden, / machet uns ledig von allen Sünden, / machet uns ledig von allen Sünden.

Autorin:

Grüne Weiden – da klingt der Psalm 23 an, mit dem Bild vom guten Hirten, der seine Herde auf einer grünen Aue weidet und zum frischen Wasser führt. Wieder eine Vision vom guten Leben unter Gottes Schutz! „Er macht uns ledig von allen Sünden“ und „lasst das Trauern sein“ – vielleicht war diese Strophe auch ein Versöhnungsangebot an die zerstrittenen Kriegsparteien, und eine Einladung zum Neuanfang.

Die nächste Strophe hat dann das Lied dem Erntedankfest zugeordnet:

Musik 1: (Choral 4. Strophe): Er gibet Speise, reichlich und überall, / nach Vaters Weise sättigt er allzumal; / er schaffet frühn und späten Regen, / füllet uns alle mit seinem Segen, /

füllet uns alle mit seinem Segen.

Autorin:

Gott sorgt für alle. Die letzte Strophe antwortet darauf mit der Aufforderung, Gott zu loben. Sie nimmt die Sprachbilder der ersten Strophe wieder auf. Gotteslob am Anfang und am Ende – so entsteht eine symmetrische Form - typisch barock.

Sprecherin: Drum preis und ehre/ seine Barmherzigkeit; / sein Lob vermehre, werteste Christenheit! / Uns soll hinfort kein Unfall schaden / freue dich, Israel, seiner Gnaden, freue dich, Israel, seiner Gnaden!

Autorin:

„Freue dich, Israel, seiner Gnaden“: wer ist eigentlich mit „Israel“ gemeint? Nicht der Staat Israel, den gab es gar nicht, als das Lied entstand. In der Bibel steht „Israel“ stellvertretend als Name für das erwählte Gottesvolk, die Juden.

Apelles von Löwenstern richtet sein Lied aber an die „werteste Christenheit“. Er setzt sie mit „Israel“ gleich. Damit lebt er in der lutherischen Theologie seiner Zeit, nach der die Christen die Juden als Volk Gottes abgelöst haben. Diese Theologie hat jahrhundertelang das Verhältnis der Christen zu den Juden bestimmt und eine christliche Judenfeindschaft bestärkt, bis hin zu Katastrophe der Shoa im Nationalsozialismus. Erst durch den jüdisch-christlichen Dialog der letzten vierzig Jahre ist das biblische Verständnis wieder richtiggestellt worden.

Wie kann ich aber dann so einen Text heute singen?

Die methodistische Kirche hat es in ihrem Gesangbuch von 2002 vorgemacht: dort ist der Text in der letzten Zeile verändert: „freu dich mit Israel seiner Gnaden“.

Musik 1: (Choral 5. Strophe): Drum preis und ehre seine Barmherzigkeit; / sein Lob vermehre, werteste Christenheit! / Uns soll hinfort kein Unfall schaden, / freue dich, Israel, seiner Gnaden, / freue dich, Israel, seiner Gnaden!

Musik 1

„Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit“

CD-Name: Befiehl du deine Wege

Titel:Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit

Text:Matthäus Apelles von Löwenstern

Melodie:Matthäus Apelles von Löwenstern

Chor:Jubilate Chor

Leitung:Wilfried Mann

Verlag:Schulte&Gerth, Asslar

Label:Gerth

LC-Nr.06160

Bestellnr.939083

Angaben für die VG Wort:

Jesaja 6, 1-3

Lukas 2, 14

Aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, Deutsche Bibelgesellschaft, 1984

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