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Kirche in WDR 3 | 02.05.2018 | 07:50 Uhr

"Suche Frieden"

Der Mai zählt in der katholischen Kirche zu den Monaten, in denen Maria, die Mutter Jesu, in besonderer Weise verehrt wird. Eine spätgotische Marienfigur schmückt auch jenen massiven Kronleuchter, unter dem 1648 im Münsterschen Rathaus der Westfälische Friede beschworen wurde. Die Beeidigung des separaten Friedens zwischen Spanien und den Niederlanden hat der holländische Maler Gerhard ter Borch detailgetreu im Bild festgehalten. Nur in einem Detail hat er deutlich übertrieben: Die Gottesmutter im Kronleuchter hat er viel größer dargestellt, als sie wirklich ist. So wollte der Maler die Bedeutung Marias für den sog. Frieden von Münster hervorheben. Der wäre für den Maler ohne den Segen von oben nicht zustande gekommen.

Dass auch vielen seiner Zeitgenossen dieser Friede nicht nur als ein Werk von Diplomatie, Politik und Verhandlungsgeschick erschien, wundert nicht nach den blutigen Exzessen und der grauenhaften Gewalt des Dreißigjährigen Krieges. Auch die Umgebung Münsters hatte unter der unvorstellbaren Brutalität umherziehender Söldnerheere zu leiden. Johan Brochtrup – mein Vorfahr mütterlicherseits – Bauer auf dem Hof im Münsterland, klagt 1635, dass hessische Truppen „Kühe und Korn und Alles weggenommen, ausgeplündert und verheeret“ haben. So berichtet er es dem damaligen Amtsrichter. Sein Vetter Jobst hingegen, Kaufmann am Prinzipalmarkt inmitten Münsters, profitiert davon, dass die Stadt mit ihren starken Befestigungen unter dem Krieg kaum zu leiden hatte. Erst recht, nachdem Münster 1641 neben Osnabrück als Tagungsort für den Friedenskongress festgelegt wurde, verdient Jobst Brochtrup an dessen Vorbereitungen genauso wie an den zahllosen europäischen Gesandtschaften und Gästen. Wie damals ist es geblieben, heute in Syrien, Afghanistan, Mexiko, der Ukraine, im Jemen, Sudan, Irak und allen anderen Kriegsgebieten – oft bis in Familien hinein: es gibt Kriegsgewinnler und Kriegsverlierer.

Papst Johannes Paul II. allerdings war der Auffassung, es gebe durch Kriege immer nur Verlierer. Der Krieg, so der Papst in einem seiner fast sprichwörtlich gewordenen Sätze, der Krieg „ist immer eine Niederlage der Menschheit“ . Das war am Ende des Dreißigjährigen Krieges, als sie sich in Münster und Osnabrück auf die mühsame Suche nach Frieden machten, allen Kriegsbeteiligten klar. „Pax optima rerum“ – „Der Friede ist das höchste Gut“ – war damals ihre naheliegende Erkenntnis. Erkenntnisleitend war damals die bis heute hinter dem Kronleuchter des Friedenssaals ebenfalls aufgehängte Mahnung: „Audiatur et altera pars“ – „Man höre auch die andere Seite“.

Das war bei den Friedensverhandlungen in Münster das Neue: Alle Seiten konnten ihre Sicht der Dinge darstellen. Es wurde nicht nur mit jedem gesprochen, ohne Vorbedingungen – es wurde auch allen zugehört. Nur so lässt sich ein Gegenüber, seine Stelle, Position, Verhalten und Denken überhaupt verstehen. Deshalb sind die Verhandlungsparteien damals über ihren Schatten gesprungen, konnten eigene Interessen hintanstellen und sich auf schmerzhafte Einschnitte einlassen: der Kaiser, der schwedische König, und – notgedrungen – selbst der Papst. Nur das zeitigte am Ende den Erfolg, will sagen: den Frieden.

Sicher ist das auch ein guter Vorsatz für die Diskussionen, Gespräche und Debatten des Katholikentags, der nächste Woche in Münster stattfindet unter dem Leitwort „Suche Frieden“. Naheliegender noch ist es ein guter Vorsatz für heute: die andere Seite zu hören, wirklich nur zu hören, nicht mehr, aber auch nicht weniger – am Arbeitsplatz oder Abendbrottisch, im Kegelclub oder Hörsaal und überall da, wo wir jenen Menschen begegnen, mit denen wir vielleicht nicht gerade im Kleinkrieg sind, die zu verstehen uns aber dennoch schwer fällt. Am Ende wird das – obwohl beide Seiten dafür etwas lassen müssen – Frieden bringen und nur Gewinner.

Dass das immer mit dem Segen von oben verbunden ist, meint Klaus Winterkamp aus Münster.

Vgl. J. Schwieters, Geschichtliche Nachrichten über den östlichen Teil des Kreises Recklinghausen, Münster, 1886, S 291f.

Johannes Paul II., Neujahrsansprache an das beim Hl. Stuhl akkredidierte Diplomatische Korps, 13. Jan. 2003, http:/w“.vartican.va/content/john-paul-ii/de/speeches/2003/january/documents/hf¬_jp-ii_spe_20030113

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