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Kirche in WDR 3 | 29.10.2018 | 07:50 Uhr

Von der Macht der Verführung

„Reich mir die Hand, mein Leben“ – Mozarts „Don Giovanni“: Von der Macht der Verführung

Guten Morgen,

„Reich mir die Hand, mein Leben!“ - das ist der verführerische Lockruf des Don Giovanni in der gleichnamigen Oper von Wolfgang Amadeus Mozart. Heute auf den Tag genau, wurde sie 1787 in Prag uraufgeführt. Und wer saß im Publikum?

Kein Geringerer als Giacomo Casanova. DER CASANOVA, der Verführer schlechthin. Mozart hat wohl keinen Kontakt mit ihm gehabt. Aber umgekehrt: Casanova hat das Textbuch der Oper besessen und dort Einträge gemacht. Und das, obwohl Don Giovanni bei Mozart kein Held ist. Im Gegenteil: Don Giovanni erleidet Niederlage um Niederlage. Die Frauen haben ihre Probleme mit ihm: Seine Beziehung zu Donna Elvira ist in die Brüche gegangen, Donna Anna bleibt unnahbar und selbst Zerlina, das Mädchen vom Lande, erliegt nicht dem Charme des Adligen. „Reich mir die Hand, mein Leben!“ so sein Lockruf ihr gegenüber – die Begegnung mit ihr aber wird ein einziges Desaster. Don Giovanni – ein Held im Sinkflug: Beinahe wird er von den Bauern verprügelt, am Ende landet er in der Hölle. Bei seinem Abgang atmet die Gesellschaft hörbar auf.

Wenn der Mann aber so erfolglos ist – was macht dann seinen Reiz aus? Ich vermute einmal: Bei „Don Giovanni“ geht es weniger um die Eroberung, es geht um die Verführung. Und Don Giovanni ist ein Meister der Verführung. Er umschmeichelt Menschen, er weiß um ihre Wünsche, Sehnsüchte, Schwächen. Er bindet sie so an seine Person, an seine Absichten, an das, was er mit ihnen und durch sie erreichen will. Die Verführung hat etwas ungemein Erotisches – mit Leichtigkeit weiß sie Herzen zu lenken. Sie ist kaum zu bemerken und weiß doch Menschen zu beeinflussen. Nicht nur zwischen Mann und Frau. Auch in der Werbung, in der Politik und natürlich in der Religion wohnt sie. Sie ist überall dort, wo Menschen andere Menschen vereinnahmen, lenken und beherrschen wollen.

Wie aber mit der Verführung umgehen? Mich bewegt ein Satz aus dem Munde Jesu, wenn es um Verführungen geht: „Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“ (Mt 10,16). Jesus kennt die Welt, er weiß um den Preis der Verführung: die Treulosigkeit und den Verrat. Er empfiehlt hier zwei Haltungen: Einerseits, arglos zu sein, also unvoreingenommen und offen die Menschen so zu nehmen, wie sie sind. Im Normalfall bedeutet das: Ich vertraue meinen Freunden, Nachbarn, Geschäftspartnern oder Arbeitskollegen und unterstelle ihnen nicht von vornherein verführerische Absichten, Unredlichkeit oder böses Interesse. Andererseits soll ich aber auch klug sein. Also ganz genau hinschauen und ergründen, was und warum jemand gerade jetzt etwas von mir möchte. Nicht jeder, dem ich begegne, meint es gut mit mir. Vielleicht will sich jemand an mir bereichern, vielleicht hat jemand mit mir seine eigenen Pläne. Und dazu nutzt er dann seine eigenen Mittel und Wege – und versucht mich zu verführen. Die Verführung, sie umnebelt meinen Verstand, lähmt mein Handeln. Übrigens: Es geht bei der Verführung nicht nur um Pläne und Absichten meiner Mitmenschen. Es geht auch um mich. Denn auch ich kann zum Verführer werden, auch ich mache mich daran, meine Interessen durchzusetzen, versuche Macht über andere zu erlangen.

Verstehe ich Jesus richtig, dann sollen wir alles daransetzen, der Welt und unseren Mitmenschen mit Ehrlichkeit und auf Augenhöhe zu begegnen. Dazu braucht es aber beides: Die Arglosigkeit und die Klugheit.

Ich wünsche Ihnen einen Tag, der Sie vor Verführungen bewahrt -

Ihr Wilhelm Tolksdorf aus Essen.

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