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Choralandacht | 02.02.2019 | 07:50 Uhr

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Liebster Jesu, wir sind hier (eg 161)

Autorin: Viele Lieder singen von der Liebe. So wie dieser Choral:

Musik 1: Choral

Sprecher Strophe 1 (Overvoice)

Liebster Jesu, wir sind hier/ dich und dein Wort anzuhören;/

lenke Sinnen und Begier / auf die süßen Himmelslehren,/

dass die Herzen von der Erden / ganz zu dir gezogen werden.

Autorin: Gleich das erste Wort ist: „Liebster“.

So wie das junge Paar in der Straßenbahn mir gegenüber. Sie schauen sich sehr verliebt tief in die Augen, liebkosen und küssen sich auf ihrem 2er Sitz. Bekommen nichts mit von den Menschen und der Welt um sie herum. Haben nur Augen und Ohren für ihr Gegenüber, den Liebsten, die Geliebte. Ob Liebster oder Darling, Herzchen, Honey, Liebchen, Schatz oder Schätzchen; Süßer, Süße - die Liste der Kosewörter ist lang in unserer Sprache.

Musik 1: Choral

Autorin: Doch im Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch Nr. 161 ist dieser Liebste nicht irgendwer. In typischen Worten eines Liebesliedes wird Jesus hier besungen:

Von „süß“, sogar „Begier“ ist die Rede, vom „Herzen“ als dem Ort des Gefühls. In der Sprache und Frömmigkeit des 17. Jahrhunderts, in der das Lied entstanden ist, meint es allerdings etwas anderes als die Liebeslieder, die wir heute kennen. Die innige Anbetung des Liebsten wird hier verbunden mit der Bitte, Jesus möge in das Herz des Beters einziehen. Durch das gepredigte Wort soll sich der einzelne und die Gemeinde ganz auf Jesus zu bewegen und Gottes Wort aufnehmen. Wenn Jesus spricht, sollen die Herzen zu ihm gezogen, Sinnen und Begier auf sein Wort gelenkt werden.

Musik 2:

Sprecher Strophe 2 (Overvoice)

Unser Wissen und Verstand / ist mit Finsternis verhüllet,/

wo nicht deines Geistes Hand / uns mit hellem Licht erfüllet;/

Gutes denken, tun und dichten / musst du selbst in uns verrichten.

Autorin: Unser Wissen und Verstehen und alles, was wir Gutes tun, das bewirkt nur Gott? Allein können wir nichts? Sicher ist das heute so nicht mehr unsere Sprache.

Und auch nicht unser Denken.

Aber damals, im 17. Jahrhundert, als der spätere Pfarrer Tobias Clausnitzer die Strophen des Liedes dichtete, wurde es immer vor Beginn der Predigt im Gottesdienst gesungen. Es sollte deutlich machen: In der menschlichen Rede kommt Jesus selbst zu Wort. Seine „süßen“ Lehren sollen Licht in die Welt bringen.

Da spricht nicht die Liebe eines Einzelnen. Sondern hier stimmt sich eine ganze Gemeinde auf die Predigt, das Wort Gottes ein. Nicht der oder die einzelne Gläubige steht vor Gott, sondern die Gemeinschaft der Gläubigen. So war der Gesang eben auch gemeinschaftlich zu hören. Nicht immer ganz astrein im Klang, aber dafür von vielen gesungen, die mit eingestimmt haben in Melodie und Wort.

Musik 3: Instrumental - Bläser

Autorin: Doch noch etwas anderes kommt in der 2. Strophe zum Ausdruck. Da ist von Finsternis die Rede. Von Wissen und Verstand, die verdunkelt, ja verhüllt sind.

So wie Hassparolen, Vorurteile, Hetze in sozialen Netzwerken heutzutage.

durchgekallte Äußerungen von Autokraten. Eine bestimmte Ideologie, der manche folgen … Das Lied sieht die Welt als düster an. Wenn da nicht Licht hineinfällt, kommt auch nichts Gutes dabei heraus.

Sprecher: "Ihr Verstand ist verfinstert, und sie sind entfremdet dem Leben, das aus Gott ist, durch die Unwissenheit, die in ihnen ist, und durch die Verstockung ihres Herzens. (…)

Ihr aber habt Christus nicht so kennengelernt; ihr habt doch von ihm gehört und seid in ihm unterwiesen, wie es Wahrheit in Jesus ist: Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ (Quelle: Eph 4,18, Lutherbibel, 2017)

Autorin: Unser Wissen, unser Verstand verstehen von göttlichen Dingen nichts, sagt Paulus im Epheserbrief. Und ist damit sehr nahe an Themen, die auch 2019 eine Rolle spielen: Wenn mit Emotionen Politik gemacht wird, statt mit Sachverstand und Raison. Wenn schlichte Parolen und scheinbar einfache Lösungen die Gefühle von Menschen missbrauchen.

Aber auch in der Liebe, die, so sagt das Sprichwort, auch blind macht. Wenn ein verliebtes Paar ganz in sich versunken, den Alltag aus dem Blick verliert. Wie das junge Paar mir gegenüber in der Straßenbahn auch. Als ginge sie so gar nicht an, was die anderen sagen und denken. Wahrscheinlich haben sie auch die alte Frau mit ihren Krücken gar nicht bemerkt, die sich in der vollen Bahn mühsam einen Platz suchen musste.

Sprecher: „Mach uns allesamt bereit, öffne Herzen, Mund und Ohren;

unser Bitten, Flehn und Singen lass, Herr Jesu, wohl gelingen.“

Autorin: …heißt es in der 3. Strophe. Als würde sich jemand von der Seele singen, was das Herz belastet, was Mund und Ohren verstopft. Was den Alltag schwer werden lässt. Den Verstand finster. Die sanft wiegende Melodie in Terzen und der Text in Reimform sind dafür gut geeignet. Die Melodie ist geprägt von einem stetigen Pendeln, vom auf und ab der Noten und Töne.

Die Gemeinschaft von Menschen – hier bezogen auf den Gottesdienst - soll wie eine Insel in der Welt sein. Sie will einstimmen, Mund und Ohren zu öffnen. Dass ich Worte höre, die ich mir selbst nicht sagen kann. Die mein Verstand gerade auch nicht hergibt. Die Gemeinde zwischen Individualität und Gemeinschaft. Die mit dem Herzen aufnimmt und mit dem Mund antwortet.

So schließt die letzte Strophe an die erste Strophe an mit der Bitte um das Gelingen von Bitten, Flehen und Singen. Beide beginnen und enden mit der Anrufung Jesu.

Musik 1: Choral

Sprecher Strophe 3 (Overvoice)

O du Glanz der Herrlichkeit,/ Licht vom Licht, aus Gott geboren,

mach uns allesamt bereit,/ öffne Herzen, Mund und Ohren;

unser Bitten, Flehn und Singen / lass, Herr Jesu, wohlgelingen.

Autorin: Das verliebte Pärchen in der Straßenbahn ist irgendwann ausgestiegen. Händchen haltend und liebkosend. Als könne niemand ihrer Liebe jemals etwas anhaben.

Musik 1: Choral

Sprecher: Strophe 1 (Overvoice)

Liebster Jesu, wir sind hier/ dich und dein Wort anzuhören;/

lenke Sinnen und Begier / auf die süßen Himmelslehren,/

daß die Herzen von der Erden / ganz zu dir gezogen werden.

Quellenangaben:

Markus Rathey in Karl Christian Thust: Die Lieder des Evangelischen Gesangbuchs, Band 1: Kirchenjahr und Gottesdienst, Kommentar zu Entstehung,

Text und Musik, 200, ISBN: 9783761822456, S. 21ff.

Sowie: Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch im Auftrag der EKD, hrsg.

von Martin Evang und Isabel Seibt, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen.

Tobias Clausnitzer: "Liebster Jesu, wir sind hier, dich und dein Wort anzuhören"

Musikangaben

Musik 1

CD Titel: A Book of Choral Settings, ein Choralbuch, J. S. Bach, Deutsche Messe

Track Titel: Liebster Jesu wir sind hier

Track Nr.: 2

Komponist: Bach, J. S., BWV 373

Chor: Gächinger Kantorei Stuttgart, Bach-Collegium Stuttgart

Leitung: Helmuth Rilling

Verlag: Hänssler Edition Bachakademie

LC-Nr.: unbekannt

Label:Hänssler

EAN: unbekannt

Veröffentlicht: 2000

Länge: 2:26

Musik 2

CD-Titel: Lobt Gott getrost mit Singen

Track-Titel: Liebster Jesu, wir sind hier

Track-Nr. 20

Komponist: unbekannt

Texter: unbekannt

Chor: Studierende der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen- Nürnberg

Leitung: Andreas Schmidt

Verlag:2008 Gottesdienst-Institut

LC-Nr.:unbekannt

Label:unbekannt

Best.Nr.: 0911

EAN: unbekannt

Länge: 0:36

Musik 3

Büro-Archiv, 095

CD-Titel: Klingendes Gesangbuch – Ausgabe 7 - der gute Tag

Track-Titel: Liebster Jesu, wir sind hier, deinem Worte

Track-Nr. 7

Komponist: Johann Rudolf Ahle, Wolfgang Carl Briegel

Texter: Benjamin Schmolck

Chor: Orgel: Bernd Dietrich, Trompete: Simone Spaeth,Vorspiele und Sätze: Bernd Dietrich

Leitung: Aufnahme und Mastering: Manfred Dittmar, Roth

Verlag: 2008 Medienservice B&A Dietrich GbR, Nürnberg

LC-Nr.:10551

Label:2008 MS-Classic - Medienservice B & A Dietrich GbR, Nürnberg

Best.Nr.: MS-20081-C

EAN:unbekannt

Länge : 0:32

Länge gesamter Beitrag: 09:16

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