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Kirche in WDR 3 | 20.04.2019 | 07:50 Uhr

Starke Frauen


„Starke Frauen“

Am Karsamstag passiert in der Kirche nichts. Keine Gottesdienste, Totenstille. Karfreitag ist eben kein Betriebsunfall, der schnell repariert werden könnte. Nein, nach dem Karfreitag ist nicht sofort Ostern. Jesus ist tot, wirklich tot. Da läuft nichts mehr, da hilft nicht einmal mehr Beten. Und deswegen wird auch nicht gebetet am Karsamstag. Christen sagen im Glaubensbekenntnis, Jesus sei „gekreuzigt, gestorben und begraben“ worden, „hinabgestiegen in das Reich des Todes“. Als müsste man es gleich viermal sagen, dass Jesus wirklich tot war.

Am Karsamstag denke ich an den toten Jesus im Grab. Seine Jünger sind alle weg. Unter dem Kreuz – keiner da. Bei seinem Begräbnis – keiner da. Erst nach Ostern fangen sie wieder an, von Jesus zu reden. Schöne Freunde sind das. Wenn es wirklich ernst wird, sind sie alle weg. Erst wenn es wieder Spaß macht, sind sie plötzlich da. Und wollen gleich das Sagen haben in der Kirche ihres Gekreuzigten.

Alle? Nein, es sind nicht alle weg. Einige sind noch da. Es sind die Frauen! Als Jesus gekreuzigt wird, sind die Frauen da. Sogar „viele“, wie es im Neuen Testament heißt. Einige werden mit Namen genannt: „Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus und des Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus“. Und auch beim Begräbnis sind sie da, immer noch: „Maria aus Magdala und die andere Maria“ (vgl. Mt 28). Offenbar halten Frauen mehr aus als Männer. Sie sind treuer, sie haben mehr Geduld, sie können wirklich mitleiden.

Deshalb sind sie wohl auch die ersten Auferstehungszeugen. Wieder ist die Rede von „Maria aus Magdala und die andere Maria“. Sie sind also immer noch da. Sie haben den ganzen Karfreitag mitgelitten und den ganzen Karsamstag ausgehalten.

Maria von Magdala gilt deshalb mittlerweile als Apostelin, ganz offiziell. Gut so, das wurde auch Zeit!

Von Maria wird erzählt, dass sie am Ostermorgen zum Grab geht. Doch das Grab ist leer. Zunächst sieht sie zwei Engel, die sie beinahe ahnungslos fragen, warum sie denn wohl weint. Maria gibt zur Antwort, dass sie ihren Herrn sucht. Dann sieht sie Jesus, aber ohne zu merken, dass er es ist. Sie hält ihn für den Gärtner. Doch als er sie anspricht, erkennt sie ihn. „Maria“, sagt er. Und sie antwortet: „Rabbuni“. Das ist einer der schönsten Dialoge in der ganzen Bibel. Und einer der kürzesten, vielleicht der kürzeste, und allein deshalb der schönste. Da ist nämlich alles drin. „Maria – Rabbuni“. Da geht es um Beziehung und Liebe. Da ist so viel Sehnsucht drin, so viel Dankbarkeit auch. Für mich bedeutet das: Was am Ende wichtig bleibt, sind nicht Haut und Knochen. Maria erkennt Jesus nicht an seiner äußeren Gestalt, sie hält ihn für den Gärtner. Haut und Knochen sind vergänglich. Maria erkennt Jesus an der Liebe, an der Beziehung. Und die hat Ewigkeitswert, die bleibt bestehen. Ich glaube, dass ich mit Leib und Seele auferstehen werde. Mein Leib ist aber nicht mein Körper, sondern Symbol meiner Geschichte. Die wird in Gott aufgehoben sein. Und meine Seele, das ist meine Identität, unverwechselbar und einmalig. Maria hat Jesus geliebt, und an dieser Liebe erkennt sie ihn mit Leib und Seele, mit Geschichte und Identität, ganz und gar.

Doch so weit sind wir noch nicht, es ist ja noch nicht Ostern, sondern Karsamstag. Da ist erst einmal nichts. Grabesruhe, Totenstille. Die gibt es in meinem Leben, wenn nichts mehr geht, wenn ich am Nullpunkt bin. Die Kirche ist gerade an einem solchen Punkt. Es ist fünf nach zwölf, und eigentlich gibt es keine Hoffnung mehr. Jetzt kann nur noch Gott selber helfen. Kirche im Karsamstag.

Ich möchte von Maria von Magdala etwas lernen. Nämlich auszuhalten, wenn es schwer wird. Mitzuleiden statt wegzulaufen. Und auch die anderen Kirchenmänner könnten etwas lernen. Nämlich mehr auf die Frauen zu hören, die nicht bloß Halleluja singen und Weihrauch schwenken, sondern treu bleiben, wenn es ernst wird. Am Karsamstag sind die Männer weg. Alle!

Wer gelernt hat, mitzuleiden und auszuhalten, darf irgendwann auch wieder Halleluja singen, meint Pfarrer Stefan Jürgens aus Münster.

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