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Choralandacht | 25.05.2019 | 07:50 Uhr

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Du höchstes Licht, du ewger Schein (eg 411)


Musik 1: Choral 1. Strophe, Track 09, CD: Choräle und Motetten,

Interpret: Rheinische Kantorei, Leitung: Hermann Max, Komponist: Klaus L. Neumann,Text: Johannes Zwick


Sprecher: Du höchstes Licht, ewiger Schein/ du Gott und treuer Herre mein/ von dir der Gnaden Glanz ausgeht/ und leuchtet schön so früh wie spät.





Autorin: Was für ein schöner Lobgesang an Gott! Formal ganz schlicht, vier kurze Zeilen mit Endreim. Aber diese Sprachbilder! Licht und hell, strahlend und glitzernd!

Sollte ich ein Bild dazu malen, würde ich knallgelb nehmen, ein bisschen zartes Rosa für den Sonnenaufgang, leuchtendes Orange für den Sonnenuntergang und dazwischen viel Gold, durchzogen von ein paar Silberstreifen.

Jetzt wäre noch eine Ohrwurm-Melodie prima, damit sich dieser plastische Text gut einprägen kann. Aber da ist schon das Problem.

Es gibt viele Vertonungen dieses Textes. Gerade eben hörten Sie eine für Chor von Klaus Neumann. Für den gottesdienstlichen Gemeindegesang gibt es verschiedene Melodien. Meistens wird die Melodie von „All Morgen ist ganz frisch und neu“, genommen. Evangelisches Gesangbuch Nr. 440. Dieser Text schwingt immer mit, wenn ich meinen Licht-und-Glanz-Text darauf singe:


Musik 2: Choral 1. Strophe, auf Melodie „All Morgen














































Du höchstes Licht, ewiger Schein, Interpret: Gerhard Herwig


Autorin: Diese enge Verbindung ist allerdings kein Zufall. Beide Texte stammen von Johannes Zwick.

Sprecher: Geboren um 1496 in Konstanz studierte Johannes Zwick Rechtswissenschaften. 1518 wurde er zum Priester geweiht – das war damals auch ohne Theologiestudium möglich. Er promovierte er zum Doktor der Jurisprudenz und lehrte als Professor an der Universität Basel. Dort beschäftigte er sich intensiv mit den Schriften Martin Luthers. Trotz Priesterweihe heiratete er und übernahm schließlich eine Pfarrei in Oberschwaben. Er predigte in reformatorischer Weise, unterrichtete die Jugend und beriet arme Menschen in rechtlichen Fragen. Schnell war er sehr beliebt. Nachdem er Kontakt zu Huldrych Zwingli in Zürich aufgenommen hatte, wurde er nach Rom zum Verhör zitiert. Dieser Aufforderung folgte er aber nicht, weil er um sein Leben fürchtete. Daraufhin wurden seine Gehaltszahlungen eingestellt. Zwick beschloss, in seine Heimatstadt Konstanz zurückzukehren, wo er mit seinem Bruder und weiteren Verwandten die Reformation einführte.


Musik 3: Harfe, Mel. 441, Intro und Strophe

Track 11, CD: Morgenstimmung, Klassische Musik zum Tagesbeginn

Interpret: Anne-Sophie Bertrand, Komponist: Böhmische Brüder, Verlag Kreuz GmbH, Stuttgart, LC-Nr.: 06190, Label Kreuz Plus, Bestell-Nr.: 978-3-7831-2874-1, EAN: 4014241828749


Autorin: Das ist die Melodie, die heute im Evangelischen Gesangbuch steht. Sie stammt von einem weltlichen Lied über Bergbau aus dem 15. Jahrhundert, wurde aber bald darauf schon für geistliche Lieder verwendet.

Zwicks besonderes Augenmerk lag auf der Bildung der Kinder und Jugendlichen. Für den Unterricht dichtete er Lieder, die leicht auswendig zu lernen waren. Das Lied „All Morgen ist ganz frisch und neu“ entstand 1540 und parallel dazu das Schwesterlied im gleichen Strophenbau „Du höchstes Licht, ewiger Schein“, mit dem Titel „Ein ander Morgenlied“.

Inhaltlich geht es aber um deutlich mehr als um die farbenfrohe Darstellung eines sonnigen Tages. Zwick bezieht sich mit seinem Lobgesang auf biblische Licht-Metaphern.

In der ersten Strophe z.B. klingt Psalm 50 an:


Sprecher: Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes.


Autorin: Wie eine Lichtspur setzt Zwick das in der zweiten und dritten Strophe fort. Sie bringen Christus ins Spiel.
































Musik 4 : Choral 2. und 3. Strophe, Chor SAB Mel. 441

Track 01,
Komponist: Johann Walter, Kantorei Barmen-Gemarke, Leitung: Helmut Kahlhöfer,


Sprecher :








































































































Das ist der Herre Jesus Christ,/ der ja die göttlich Wahrheit ist,/

mit seiner Lehr hell scheint und leucht‘,/ bis er die Herzen zu sich zeucht.

Er ist das Licht der ganzen Welt,/ das jedem klar vor Augen stellt/

den hellen, schönen, lichten Tag,/ an dem er selig werden mag.


Autorin: Als Johannes Zwick dieses Lied dichtete, wütete in Konstanz die Pest. Er selbst war

daran erkrankt, hatte aber überlebt.

Zwicks Morgenlied war in dieser Situation auch ein Trostlied mit Blick auf die Ewigkeit: nach meinem Tod erwartet mich „der helle, schöne, lichte Tag“. Also muss ich den Tod nicht fürchten. Ganz im Gegenteil: In ihm liegt eine Verheißung, die mich in aller Bedrohung durch Krankheit und Elend trösten kann.

Deshalb wendet sich Zwick in den nächsten beiden Strophen mit einem Gebet an Gott:

Sprecher:
































































































































Den Tag, Herr, deines lieben Sohns,/ lass stetig leuchten über uns,/

damit, die wir geboren blind./ doch werden noch des Tages Kind‘

Und wandeln, wie’s dem wohl ansteht,/ in dessen Herzen hell aufgeht/

der Tag des Heils, die Gnadenzeit./ da fern ist alle Dunkelheit.


Autorin: Die sechste Strophe ist nicht mehr Gebet, sondern Bekenntnis:


Musik 5 (= Musik 3): Harfe, Mel. 441 (nur Strophe, ohne Intro), darauf Text Str. 6


Sprecher: Die Werk der Finsternis sind grob/ und dienen nicht zu deinem Lob,/

die Werk des Lichtes scheinen klar,/ dein Ehr sie machen offenbar.


Autorin: Und danach führt Zwick ein neues Bild ein, das für die pestgeplagten Konstanzer wie eine himmlische Vision gewesen sein muss:

Musik 6 (=Musik 1): Choral 7. Strophe


Sprecher :

Zuletzt hilf uns zur heilgen Stadt,/ die weder Nacht noch Tage hat,/

da du, Gott, leuchtst voll Herrlichkeit,/ du schönstes Licht der Ewigkeit.


Autorin: Auch das ist ein altes biblisches Bild: die heilige Stadt Jerusalem als Ziel und Erfüllung am Ende der Zeit, wie der Seher Johannes es in der Offenbarung beschrieben hat:


Sprecher: Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.


Autorin: Und auch der Schluss des Vaterunsers klingt in dieser Strophe an:


Sprecher: Voll Herrlichkeit – in Ewigkeit.


Autorin: Die Schlussstrophe schließlich stimmt den Lobgesang an und schlägt damit auch textlich einen Bogen zurück zum Anfang: Gott als Sonne der Gnaden, deren Schein niemals endet:


Musik 7 (=Musik 1): Choral 8. Strophe


Sprecher: O Sonn der Gnad ohn Niedergang,/ nimm von uns an den Morgensang,/ auf dass erklinge diese Weis/ zum Guten uns und dir zum Preis.


Autorin: Fast vierhundert Jahre später vertonte der Komponist Max Reger den Text von Johannes Zwick. Als Universitätsprofessor in Leipzig besuchte Reger oft die „Motette“ des Thomanerchores, eine liturgische Feier in der Thomaskirche, in der Chormusik vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart aufgeführt wurde. Davon inspiriert, komponierte er seinen „Morgengesang“ für sechsstimmigen Chor. Die Form ist schlicht, alle Stimmen singen zur gleichen Zeit im gleichen Rhythmus. Die Harmonik allerdings bringt die Bilder des Textes ganz neu zum Leuchten.


Musik 8:
Motette „Morgengesang“ op. 138.2, 1. Strophe, 1. Teil,
CD: Max Reger: Du höchstes Licht, Komponist: Max Reger (1873-1916), Texter: Johannes Zwick (1496-1542) Interpret: Isura Madrigal Chor, Leitung: Johannes Buxbaum,
LC-Nr.: 03722, Label: Querstand, Bestell-Nr.: VKJK 1528, EAN: 4025796015287



Quellenangaben:

Psalm 50,2

Offenbarung 21,2

Aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, Deutsche Bibelgesellschaft, 2017





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