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Choralandacht | 06.07.2019 | 07:50 Uhr
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„Wir haben Gottes Spuren festgestellt“ (eg 648)
Musik 1: Choral (1. Strophe ohne Refrain) Track 19 Wir
haben Gottes Spuren festgestellt, CD: Der Himmel geht über
allen auf ,50 Jahre Kirchentagslieder von 1949|1999, Komponist: Jo
Akepsimas 1973, Texter:
Michel
Scouarnec 1973/Diethard Zils 1981, Interpret: unbekannt, Verlag: Evangelisches
Medienhaus GmbH, LC-Nr.: 03078, Label: Evangelisches Medienhaus GmbH
Autor: Es sind nur
Spuren da. Gott selbst ist nicht zu sehen. Aber seine Spuren sind unübersehbar.
Spuren, die auf ihn hinweisen, auf seine Größe und Vollkommenheit. Die Welt ist
kalt und lieblos, aber ohne Gottes Spuren wäre sie hoffnungslos.
Sprecherin: Wir haben Gottes Spuren festgestellt / auf unsern
Menschenstraßen, / Liebe und Wärme in der kalten Welt, / Hoffnung, die wir fast
vergaßen.
Autor: Das Lied hat
eine bewegte, vorwärts drängende Melodie. Sie stammt von Jo Akepsimas, einem Griechen.
Er lebt in Frankreich und hat zahlreiche geistliche Lieder geschaffen. Hier
klingt die Musik seiner griechischen Heimat an. Leicht und tänzerisch kommt das
Lied daher, obwohl die Strophen in Moll komponiert sind. Der Refrain jedoch
steht in hellem Dur:
Musik
1: Choral (Refrain nach
der 1. Strophe)
Autor: Strahlend schwingt sich die Melodie aufwärts. Gottes Spuren sind Zeichen und Wunder, die aus längst vergangenen Tagen bis heute fortwirken. Daraus folgt die Gewissheit: Gott begleitet uns auch heute.
Von
dieser Zuversicht hat der Dominikanerpriester Diethard Zils aus Bottrop 1981 in
seiner Übertragung des französischen Originals geschrieben. Es ist eine recht
freie Nachdichtung des Liedes „Nous avons vu les pas de notre Dieu“ von Michel
Scouarnec aus dem Jahr 1976. Dort lautet der Refrain:
Sprecherin: Reviendrat-il marcher sur nos chemins,
changer nos coeurs de pierre? Reviendrat-il semer au creux des mains l’amour et
la lumière?
Autor: Wird er wiederkommen, auf unseren Wegen gehen, unsere steinernen Herzen verändern? Wird er wiederkommen, in unsere leeren Hände Liebe und Licht säen?
Aus der Frage ist in der deutschen Übertragung die Gewissheit geworden: Ja, Gott wird unsere Wege gehen, er wird uns sogar durch das Leben tragen.
Bei Michel Scouarnec ist die Rede von Blumen der Zärtlichkeit, die in der Wüste blühen. Von der Morgendämmerung eines neuen Friedens, die im Weltall glänzt. Von Armen und Elenden, die vor Freude tanzen. Von dem Reichen, der mit leerem Herzen und leeren Händen weggeht, und dem Armen, der sich mit leuchtenden Augen erhebt. Von Hungrigen, die satt werden, und Bettlern, die zum Festmahl kommen. Von Gott, der seine Arme ausbreitet, und aus seinem Herzen entspringt die Quelle des Lebens.
Aus
den sechs Strophen des französischen Originals sind in Diethard Zils‘
Übertragung drei geworden.
Musik 1 Choral (2. Strophe mit Refrain)
Autor: Blühende Bäume, wo niemand sie vermutet – das mag in der Wüste sein. Dann folgt ein ausdrücklicher biblischer Bezug: Sklaven, die durch das Wasser gehen, das die Herren überflutet.
Das gehört zur Befreiungsgeschichte des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei. Der Pharao hat das Sklavenvolk nach langem Hin und Her endlich ziehen lassen, doch dann überlegt er es sich plötzlich anders und schickt seine Soldaten hinterher. Für die Verfolgten ist die Lage aussichtslos: Vor ihnen das Meer, hinter ihnen die waffenstarrenden Streitkräfte, die immer näher kommen. Da teilt Gott das Wasser: Sein Volk kann trockenen Fußes durch das Meer gehen. Die Ägypter aber müssen jämmerlich ersaufen.
Ich weiß: Hier geht es gerecht zu. Gott
schützt sein Volk und führt seine Feinde ins Verderben. Die Mächtigen
unterliegen, die Machtlosen werden wunderbar gerettet. Und doch habe ich damit
meine Schwierigkeiten. Ich denke an die Frauen und Kinder, die um die toten
ägyptischen Soldaten trauern. Der Jubel, in den das Volk Israel nach der
wunderbaren Rettung ausbricht, dieser Jubel ist mir unbehaglich.
Musik 1: Choral
(Strophe 3 ohne Refrain)
Sprecherin: Bettler und Lahme sahen wir beim Tanz, / hörten, wie Stumme
sprachen, / durch tote Fensterhöhlen kam ein Glanz, / Strahlen, die die Nacht
durchbrachen.
Autor: Eine Vision,
Zeichen und Wunder aus längst vergangenen Tagen. In den alten Zeiten hat Gott
seinem Volk einen Messias versprochen, einen Retter, der es aus seinem Elend
befreit. Von Jesus glauben manche, er sei es. Doch andere sind sich nicht
sicher und wissen nicht recht, was sie von ihm halten sollen. Also fragt man
ihn direkt: Bist du der Messias, oder sollen wir auf einen anderen warten? Und
er antwortet:
Sprecher: Ihr seht es doch: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige
werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt und den Armen wird das Heil
verkündet. (Mt 11,5)
Autor: Jesus
antwortet nicht eindeutig: Ja, ich bin der Messias. Er verweist auf alte,
längst gehörte Verheißungen, auf eine Hoffnungsvision des Propheten Jesaja:
Sprecher: Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der
Tauben geöffnet werden. Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und die
Zunge der Stummen wird frohlocken. (Jesaja 35,3-5)
Autor: Jesus ermutigt und regt dazu an, offen zu sein für Gottes Zeichen und Wunder. Schaut nur hin, das geschieht, ihr seht es doch. Nehmt es war, steht ihm nicht im Weg, lasst euch Gottes Handeln gefallen und vertraut auf ihn.
Geschieht es wirklich? Ist die Welt seitdem besser geworden? Kaum, werden Skeptiker einwenden. Tatsächlich könnte man an der Blindheit verzweifeln, an Not und Elend, Krieg und Leid. Solches Leid zeigen ja auch schon die alten Geschichten, bei denen ich mein Unbehagen nicht wegwischen kann – etwa das Unbehagen darüber, dass die Ägypter sterben, damit die Israeliten leben, dass die einen umkommen müssen, damit die anderen gerettet werden.
Aber
wenn ich mit offenen Augen die Zeichen wahrnehme und erkenne, wie sich da und
dort die Welt eben doch auch zum Guten verändert – dann gibt mir das Hoffnung.
Und aus dieser Hoffnung wächst die Kraft, selber etwas zu tun. Diese Kraft gewinne
ich auch, weil ich glaube: Gott lässt seine Welt nicht zugrunde gehen, sondern
hat letztlich etwas Gutes mit ihr vor. Durch den Propheten Jesaja sagt er:
Sprecher: Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.
(Jesaja 65,17)
Autor: Ich glaube: die alten Verheißungen werden neu. Die Zeichen und Wunder aus längst vergangenen Tagen strahlen in die Gegenwart.
Musik 1: Choral (Refrain nach der 3. Strophe)