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Kirche in WDR 3 | 21.09.2019 | 07:50 Uhr
Hat das irgendwelche Folgen?
Allgemeine Heiterkeit: der Kleine war nämlich der Sohn des Metzgers!
Tatsächlich ist es schwer zu verstehen, was wir Christen sonntags in der Eucharistie feiern. Dass wir unsere Gemeinschaft pflegen, ist nachvollziehbar. Dass wir Abschnitte aus der Heiligen Schrift lesen und schwer verständliche Passagen in der Predigt erläutert werden, ist auch verständlich. Aber was passiert mit Brot und Wein? Was empfängt ein Gläubiger bei der Kommunion? Ein kleines Stückchen Brot? Die Hostie sieht einer Oblate zum Verwechseln ähnlich, die man zum Backen braucht.
Ich glaube und bekenne aber: dieses kleine
Stück Brot ist kein gewöhnliches Brot. Es ist der Leib Christi! Denn wenn ein
katholischer Priester in der Eucharistiefeier die Worte über das Brot spricht,
die Jesus im Abendmahlssaal sagte: „Nehmt und esst: das ist mein Leib für
euch!“, dann ist in diesem Brot tatsächlich Christus persönlich anwesend. Es
ist sein Leib, den wir empfangen! Wir Katholiken feiern, dass das möglich wird,
wonach sich viele sehnen: Veränderung und Wandlung.
Denn am Abend, bevor er am Kreuz gefoltert und getötet wurde, erklärt Jesus mit einem Essen, was er für uns am Kreuz tun wird: Er nimmt den Hass, der ihm entgegen gebracht wird, innerlich mit so viel Liebe an, dass ein Prozess von Verwandlungen in Gang kommt: Hass wird in Liebe verwandelt, Schuld in Vergebung, Tod in Leben, und ein kleines Stückchen Brot in seinen Leib. So feiert Jesus die erste Messe und sagt: Tut das auch – dann bin ich bei Euch!
Niemand hat hier Fleisch in der Hand, sagte der kleine Metzgers Sohn. Recht hat er: Uns wird Größeres gereicht: Jesus, der Sohn Gottes, gibt sich in unsere Hand!
Hat das irgendwelche Folgen
für meinen Alltag? Diese Frage stellte mir eine zugegeben verwirrte alte Dame
in einer Seniorenresidenz. An der Messe im Altenheim nahmen viele Seniorinnen
und Senioren teil. Weil sie nicht mehr so beweglich waren, brachte ich Ihnen
die Kommunion an den Platz. So kam ich auch zu dieser hochbetagten Dame. Sie
öffnete die Hand, ich gab ihr den Leib Christi, aber sie kommunizierte nicht.
Stattdessen schaute sie mich fragend an und rief dann ganz laut: „Herr Doktor,
hat das irgendwelche Folgen?“ Ich war völlig überrascht und dachte: Sie verwechselt
die Situation; sie
hält mich für einen
Pfleger, der Medikamente verteilt. „Gute, nur gute Folgen“ sagte ich. Niemals
werde ich das strahlende Gesicht der alten Dame vergessen, als sie daraufhin
die Kommunion zu Mund führte.
Hat das irgendwelche Folgen,
wenn man die Kommunion empfängt? Der berühmte Theologe Thomas von Aquin wäre
schlagfertiger als ich gewesen. Seine Antwort lautet: Die Wirkung der
Eucharistie ist die Verwandlung des Menschen in Gott. Und Jesus selbst
antwortet auf diese Frage: Du wirst nicht mehr sterben! Natürlich meint er
nicht das biologische Sterben, dass ja nötig ist, wenn wir in die neue
Wirklichkeit Gottes hinübergehen. Er meint das Sterben aus Mangel an Liebe. Du
wirst nicht sterben, denn Du bist von Gott geliebt. Auch
wenn du von Religion und Kirche nichts hältst.
Witzige Erlebnisse, die der Weihbischof in der Messe macht, denken Sie vielleicht, liebe Hörerinnen und Hörer! Warum nicht? Auch heitere Momente haben ihre Tiefe!
Ihnen ein gutes Wochenende und einen gesegneten Sonntag – wünscht: Weihbischof Ansgar Puff aus Köln.