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Kirche in WDR 3 | 24.12.2019 | 07:50 Uhr

Was bleibt?


Guten Morgen!

König Herodes. Die Geschichtsschreiber haben ihm den Namen „der Große“ verliehen. Viele kennen ihn am ehesten als eine – nicht gerade sympathische – Figur aus der Weihnachtserzählung.

Sprecherin: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden?“

So beginnt diese Erzählung im Matthäusevangelium. Was folgt, ist dramatisch: Herodes ruft die Schriftgelehrten zusammen, hört von ihnen, dass Betlehem der Geburtsort des erwarteten Königs ist und will dann angeblich selbst hingehen um ihn anzubeten – in Wirklichkeit trachtet er ihm nach dem Leben.

Es ist nicht klar, wieviel historische Wahrheit in dieser Erzählung steckt und wieviel Legende. Sicher ist, dass Herodes tatsächlich viele Männer, die ihm und seinem Thron gefährlich zu werden drohten, umbringen ließ – sogar seinen eigenen Sohn.

In Jerusalem, wo ich seit ein paar Jahren lebe, erinnern viele Gebäude noch an Herodes.

Noch eindrucksvoller ist ein abgeflachter Berg, der nach ihm benannt ist, das Herodion. Immer, wenn ich von Jerusalem aus die paar Kilometer Richtung Betlehem fahre, taucht irgendwann am Horizont, am Rande der Wüste Juda, dieser Berg auf. Im Inneren hatte Herodes einen Palast errichtet.

Schaut man von diesem Berg aus Richtung Osten, liegt da die Wüste. Jetzt, da die Regenzeit lang vorbei ist, ist hier alles braun und dürr. Das Land sehnt sich nach Regen. Das ist für mich einer der stärksten Eindrücke gerade jetzt im Advent – ein Bild für die Sehnsucht nach neuem Leben, nach Rettung, nach dem Retter. Hier klingt ein Adventslied, das dem Buch Jesaja entnommen sind, noch einmal ganz neu: „O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf… Ihr Wolken, brecht und regnet aus den König über Jakobs Haus. O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd, dass Berg und Tal grün alles werd…“[1]

Wenn man dann aber nach Westen blickt, liegt da Betlehem. Zugegeben, kein kleines Dorf mehr wie in biblischen Zeiten. Vielmehr eine Stadt mit über 30.000 Einwohnern, palästinensischen Christen und Muslimen. Und mitten darin die Geburtskirche mit der Höhle, in der der Überlieferung zufolge Jesus geboren wurde.

Angesichts der Stadt Bethlehem und des Herodions frage ich mich immer wieder: Was bleibt eigentlich von einem Menschen? Im Herodion ließ sich Herodes prachtvoll bestatten, er, der „König der Juden“. Reste seiner gewaltigen Palastanlagen sind noch heute zu sehen. Und doch ist er selbst heute nicht mehr als eine historische Erinnerung.

In Bethlehem aber erinnern sich noch immer Hunderttausende an Jesus von Nazaret. Nichts Sichtbares ist von diesem anderen „König der Juden“ geblieben. Nichts. Kein Bauwerk, kein einziges Wort hat er geschrieben. Nicht einmal einen Leichnam haben wir. Und auch hier in Betlehem nichts als eine leere Höhle.

Was von ihm blieb, das waren nur ein paar Menschen, deren Herz er berührt hatte. Ihnen hatte er alles gesagt und gegeben, was er von seinem Vater im Himmel gehört und gelernt hatte.

Was bleibt also von einem Menschen? Was bleibt von mir? – so frage ich mich.

Wenige Kilometer vom Herodion entfernt, im sogenannten Theodosiuskloster, zeigt man eine weitere Höhle, in der die Magier übernachtet haben sollen, als sie „auf einem anderen Weg“, und das heißt doch wohl auch: verändert, heim in ihr Land zogen. Von diesen Magiern, den heiligen drei Königen kennt man kein Grabmal. Ich stelle mir vor: Damals werden sie von diesem unscheinbaren Kind so berührt, dass auch ihnen von diesem Moment an andere Dinge wichtig sind. Und genau die sind es, die bleiben.

Aus Jerusalem grüßt Sie Georg Röwekamp.


[1] Text: Friedrich Spee, 1622, vgl. Gotteslob Nr. 231.

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