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Kirche in WDR 3 | 27.12.2019 | 07:50 Uhr

Gott wird Mensch


Guten Morgen!

Manchmal mutet mir die Bibel schwere Kost zu. Zum Beispiel der Anfang aus dem Evangelium des Johannes, der heute in der katholischen Kirche gefeiert wird. Da heißt es:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. … Und das Wort ist Fleisch geworden.“

Nicht nur Goethes Faust hat sich schwer getan mit diesem Text, denn er konnte das Wort so hoch unmöglich schätzen. Bei ihm heißt es stattdessen: Im Anfang war der Sinn, die Kraft oder die Tat.

Wie dem auch sei. Die Rede von dem „Wort“ verdanken wir dem heiligen Hieronymus, der mehrere Jahrzehnte in Betlehem gelebt und dort die Bibel aus dem Urtext ins Lateinische übertragen hat.

Hieronymus übersetzt den griechischen Ausdruck „logos“ mit „verbum“ und das heißt auf Deutsch „Wort“.

Aber natürlich ist es nicht nur eine Frage der richtigen Übersetzung Es geht hier um die Weihnachtsbotschaft. Ein Logos, ein Wort Gottes, das Fleisch wird, das Mensch wird? Gerade hier im Heiligen Land, wo ich seit ein paar Jahren lebe, ist das schwer zu vermitteln. Juden und Muslimen ist das mehr als fremd. Nicht wenige halten Christen für verkappte Polytheisten, weil sie neben Gott noch seinen Sohn, das fleischgewordene Wort, und den Heiligen Geist anbeten.

Wie kann man verstehen, dass bereits die frühen Christen, von denen viele als Juden geboren wurden und es blieben, diese Vorstellung vom menschgewordenen Wort Gottes entwickelten?

Okay, die Muslime glauben, dass Gott „Buch geworden ist“ und feiern das jedes Jahr im Ramadan. In der „Nacht der Bestimmung“ versammeln sich dann nämlich Hunderttausende auf dem Tempelplatz, dem Haram ash-Sharif, und lesen die ganze Nacht im Koran: Dies ist die Nacht, in der Gottes Wort in Form des Koran „zur Welt gekommen ist“. Aber ein Wort, das Mensch wird?

Mir hilft dann immer ein biblischer Text aus dem Buch der Weisheit. Dort denkt ein Philosoph darüber nach, wie denn der große Gott in diese Welt hineinwirkt. Und in einem großen Gedicht wird dann Gottes Weisheit gepriesen – Weisheit ist übrigens für die frühen Christen ein anderer Name für Christus. Sie ist einerseits ein Teil von Gott, „ein Widerschein des ewigen Lichts, der ungetrübte Spiegel von Gottes Kraft“, sie „durchdringt und durchwaltet alles“. Gleichzeitig „tritt sie in heilige Seelen ein und schafft Gottes Freunde und Propheten“. (Vgl. Weis 7)

Ist die christliche Vorstellung also dem damaligen jüdischen Denken doch nicht so fremd? Besteht der Unterschied vor allem darin, wie und wie vollständig für uns Gott, seine Weisheit, sein Wort in Jesus „eingetreten“ ist?

Für mich ist das jedenfalls bei allen Unterschieden der Religionen das Entscheidende, was uns verbindet: Diese Erde taumelt nicht ohne Sinn und Verstand durchs Weltall. Im Hintergrund gibt es einen Gott und eine Weisheit, eine Logik – auch wenn ich sie nicht verstehe.

Und dieser Gott „tritt in heilige Seelen ein“, macht sich „fühlbar im menschlichen Herzen“, wie es ein jüdischer Philosoph einmal ausgedrückt hat.[1]

Christen glauben: In Jesus hat Gott sich nicht nur fühlbar gemacht, sondern ist mit seiner Weisheit, seiner eigenen „Logik“ ganz gegenwärtig.

Aber entscheidend ist doch, ob er sich auch in uns mir fühlbar macht oder sogar, zumindest anfanghaft, gegenwärtig wird. Denn wie hat Angelus Silesius so unvergleichlich gesagt: „Wär‘ Christus tausendmal in Betlehem geboren und nicht in Dir, so bist Du doch verloren.“

Schwere Kost? Ja. Aber doch auch tröstlich: Das Wort, die Weisheit Gottes will auch in jeden Menschen eintreten, will Mensch werden und jeden menschlicher machen.

Aus Jerusalem grüßt Sie Georg Röwekamp.

[1] Hans Jonas, Der Gottesbegriff nach Auschwitz: Eine jüdische Stimme, Suhrkamp Taschenbuch 1987.

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