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Kirche in WDR 3 | 02.04.2020 | 07:50 Uhr

Abschied nehmen

Guten Morgen!

Es gibt Aufgaben, die sind nicht gerade schön, aber sinnvoll. Zu diesen Aufgaben gehört für mich die Beerdigung. Also der Begräbnisdienst. Das ist keine schöne Aufgabe, weil sie ja mit Tod und Sterben zu tun hat, und das ist niemals schön. Aber es ist eine sinnvolle Aufgabe, weil sie existenziell ist. Im Rahmen einer Beerdigung kann ich Menschen wirklich nahe sein. Ich besuche die Trauernden, nehme mir viel Zeit für sie, höre ihnen aufmerksam zu. Und begleite sie in ihrer Trauer.

In diesen Corona-Zeiten ist alles anders. Beerdigungen müssen im kleinsten Kreis stattfinden, nur wenige Teilnehmende sind erlaubt. Am besten soll die ganze Feier draußen stattfinden. Gottesdienste in der Kirche sind verboten, das klassisch-katholische Requiem fällt aus. Und ich merke, wie das allen Beteiligten schwerfällt – den Trauernden, ganz klar. Aber auch mir. Und den Bestattern. Irgendwie hat die Trauer kein Dach mehr überm Kopf. Das ist schade, denn das Sterben ist keine Privatsache, es geht ganze Familien, ja die ganze Gesellschaft an. Keiner stirbt für sich allein – so glauben wir Christen. Und daher beerdigen wir auch diejenigen aus unseren Gemeinden ganz würdevoll, die tatsächlich alleine sterben.

Ich will Ihnen einmal erzählen, wie es mir mit meiner ersten Beerdigung ergangen ist. In dieser Zeit von „Social Distance“. Normalerweise nehme ich mir viel Zeit für das Gespräch mit den nächsten Angehörigen. Und manchmal werde ich auch schon ans Sterbebett gerufen, um mit den Angehörigen zu beten. Dieses Mal konnte ich nur mit dem Witwer allein sprechen. Nahe sein Fehlanzeige: immer auf Abstand bleiben! Normalerweise gibt es bei uns am Abend vor der Beerdigung ein Gebet mit allen Nachbarn. Dieses Mal musste es ausfallen. Und wenn die Angehörigen Wünsche haben, was die Gestaltung der Trauerfeier angeht, dann erfülle ich diese gerne. Denn es soll ja ein persönlicher Abschied werden, der Abschied von einem Menschen, der einmalig war und unverwechselbar. Dieses Mal fehlten dafür einfach die Möglichkeiten. Es ging nur in einer kargen Schlichtheit.

Auf dem Friedhof waren wir nur zu viert: der Witwer, der Bestatter und ich. Und der tote Leib der Frau im Sarg. Dazwischen, wie vorgeschrieben, zwei Meter Abstand. Keine Orgelmusik, keine Trauerhalle. Alles wie an den Rand gedrängt. Sicher, das alles hat seinen Sinn wegen Corona. Aber eine solche Beerdigung ist irgendwie noch trauriger als sonst. Weil die Anteilnahme fehlt, die Solidarität im Leiden und in der Trauer. Irgendwie nimmt einem das auch die Zuversicht, die österliche Hoffnung. Denn Glauben geht besser in Gemeinschaft, auch die Hoffnung hat es leichter, wenn sie öffentlich wird.

Dennoch, ich konnte alledem sogar etwas abgewinnen. Beisetzung im kleinen Kreis bedeutet eben auch: Es sind nur diejenigen da, die ganz nah dran sind. Also diejenigen, die den Verstorbenen geliebt haben, weil sie mit ihm gelebt haben. Die nicht nur traurig sind, sondern trauern. Für mich eine neue Erfahrung, eine ganz dichte Atmosphäre. Vor allem, als der Witwer begann, mit seiner Frau zu sprechen; mit ihr, von der er fest glaubte, dass sie jetzt bei Gott ist.

Er sagte: „Ich bin in Gott und Gott ist in mir. Und du bist auch in Gott und Gott ist in dir. So sind wir beide ganz nah.“ Da habe ich gemerkt: Liebe und Trauer sind wie zwei Seiten einer Medaille. Erst wenn ich einen Menschen geliebt habe, trauere ich um ihn. Die Trauer zeigt mir auch, dass ich geliebt worden bin. Wenn jemand sehr trauert, kann das schon ein Trost sein: Denn die Trauer macht die Liebe offenbar.

Auch ich glaube, dass die Verstorbenen ganz nahe bei Gott sind. Bei Gott, der die Liebe ist. Sie sind in Gott, so wie Gott in ihnen ist. Solange wir leben, ist Gott bei uns, und wenn wir sterben, sind wir bei ihm.

Ich wünsche allen, die in diesen Zeiten in Trauer sind, diese Gewissheit: Die Verstorbenen sind nahe bei Gott – auch wenn wir uns derzeit voneinander fernhalten müssen.

Das glaubt mit Zuversicht Pfarrer Stefan Jürgens aus Ahaus.

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