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Kirche in WDR 3 | 15.04.2020 | 07:50 Uhr

Systemrelevant

Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte sind systemrelevant. Polizisten auch. Die Frauen und Männer bei den Strom- und Wasserversorgen sind systemrelevant. Mein Metzger ist systemrelevant. Meine Apothekerin. Und der kleine Lebensmittelladen bei uns im Ort mit seinen Beschäftigten – der ist auch systemrelevant. Wenn ich mir anschaue, was die da alle Tag für Tag leisten, kann ich das gut verstehen. Allein das Risiko, dem sie sich aussetzen. Die Frau in der Apotheke, die unzähligen Menschen begegnet. Täglich. Die macht sich bestimmt Gedanken. Aber trotzdem ist sie da. Und trotzdem ist sie freundlich. Oder die vielen Frauen und Männer im Einzelhandel. Für die gehört ein Mindestmaß an Nähe zum täglichen Geschäft. Ohne das können die gar nicht. Und trotzdem machen die das. Die Ärzte und Arzthelfer, die vielen Pfleger, die ganz nah ran müssen an die Menschen – und die ihre Frau und ihren Mann stehen. Die alle tragen dazu bei, dass zumindest die wichtigsten Dinge weiterlaufen können. Dass ich auf die wesentlichen Dinge nicht verzichten muss. Und wo ich weiß: Wenn die jetzt nicht wären, dann ginge hier bald das Licht aus. Die sind im wahrsten Sinne des Wortes „systemrelevant“.

Ich hab mich die Tage mal gefragt: Ist mein Glaube systemrelevant? Und: Bin ich das gerade – ein Diakon der Kirche? „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, hat Jesus im Verhör bei Pilatus gesagt. Übersetzt in Krisensprech: Nicht systemrelevant. Nicht von dieser Welt. Für diese Welt hier nicht bedeutsam. Weil auf eine andere Wirklichkeit hin orientiert. Auf ein anderes Reich. Ein anderes „System“. Und manchmal hatte ich in den vergangenen Wochen genau diesen Eindruck: Dass ich eigentlich nicht systemrelevant bin – zumindest nicht der „gläubige Teil“ von mir. Denn es hat ja keiner etwas davon, wenn ich glaube – oder es eben bleiben lasse. Mein „gläubiges Ich“ macht mein Haus nicht warm – dafür braucht es Arme und Beine, um das Holz aus dem Keller zu holen. Mein „gläubiges Ich“ sorgt auch nicht für Strom, damit der Kühlschrank weiterläuft. Es hilft mir nicht, wenn ich neue Tabletten brauche. Und satt werde ich davon auch nicht.
Also: Dieser Teil von mir – der ist nicht systemrelevant.

Aber vielleicht ist das zu oberflächlich gedacht. Denn was treibt eigentlich diese ganzen Menschen dazu, weiter ihren Job zu machen – und ihn gut und mit Freude zu machen? Was motiviert den Pfleger oder die Polizistin, die Verkäuferin oder den Verwaltungsmitarbeiter morgen für morgen zur Arbeit zu gehen? Nur das Geld? Das glaube ich nicht. Und was treibt die nicht-systemrelevanten Frauen und Männer an, die sich in unserem Ort zusammengetan haben, um in dieser Zeit Einkäufe für Ältere oder Kranke zu übernehmen? Was motiviert Menschen, Tüten mit Lebensmitteln dort aufzuhängen, wo früher die Tafeln geöffnet hatten? Wahrscheinlich in allen diesen Fällen das systemrelevanteste Etwas, dass es überhaupt gibt: Nämlich das Wissen darum, dass wir nicht nur für uns alleine da sind. Dass wir Verantwortung haben. Für mich heißt das „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“ Für mich heißt das „Christ sein“ im ursprünglichsten Sinne. Offensichtlich gibt es ziemlich viele, die sich dieser Idee verpflichtet fühlen. Die ihre Systemrelevanz nicht mit einer Bescheinigung beweisen. Sondern mit dem, was sie tun. Mögen sie offiziell systemrelevant sein oder nicht, mögen sie Christen heißen oder auch nicht. Mich beeindruckt das. Und der „gläubige Teil in mir“ fühlt sich da bestätigt. Denn für Gott ist jeder Einzelne systemrelevant. Immer. In diesem Sinne heute Morgen mal keine guten Wünsche – sondern einfach mal: Danke an alle, die das verstanden haben und danach handeln.

Ihr Diakon Claudius Rosenthal aus Altenwenden.

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