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Kirche in WDR 3 | 14.09.2020 | 07:50 Uhr
Kreuzerhöhung
Haben Sie noch eines im Haus? –
Ich meine ein Kreuz mit dem Gekreuzigten daran: ein Kruzifix?
„Jedes Häuschen hat sein Kreuzchen!“ sagte man früher. Heute ist das anders.
Heute werden Kreuze oft ausrangiert. Auf Flohmärkten findet man viele von ihnen.
Warum sich auch das Bild eines geschundenen und leidenden Menschen in die Wohnung hängen? Das könnten doch Kinder sehen!
Es gibt so viel schönere Bilder vom Menschen: die makellosen griechischen Göttergestalten zum Beispiel; der in sich ruhende Buddah, oder all die die Stars und Sterne aus Sport oder Musik, Film und Fernsehen – da schaut man gerne hin!
Die katholische Kirche feiert heute das Fest „Kreuzerhöhung“ und feiert damit das Kreuz als Symbol. Denn Christen sagt dieses alte Bild „Ecce homo!“ - „Seht der Mensch!“ -
Im
Gekreuzigten können Christen sich selbst erkennen als verletzliche, zerbrechliche und
endliche
Menschen.
Was der Mann aus Nazareth damals erlebt hat: Verrat und Verleugnung durch einen Freund, Hass, Folter und Verspottung durch die Mächtigen
und am Ende ein einsames Sterben das geschieht doch immer wieder in unserer Welt.
Wie viele werden durch Unrecht, Gewalt oder Krankheit auf's Kreuz gelegt?
„Ecce homo: Seht der Mensch!“ sagt jedes Kreuz, aber auch „Ecce Deus!“ - „Seht Gott!“
Denn das glauben die Christen: Gott geht mit ans Kreuz! Er hat den Gekreuzigten von Golgota nicht aufgegeben, sondern am Ende aufgerichtet.
Das ist seine Macht; er steht den Gekreuzigten bei: all den Opfern und Vergessenen der Geschichte. Er bleibt nahe, wo Menschen auf's Kreuz gelegt und ihrer Würde und ihres Rechtes beraubt werden.
Der christliche Glaube erklärt das Schwere in der Welt nicht.
Er sagt nicht, warum oder wozu es da ist, aber er hilft, es zu tragen und tragen zu helfen.
Ich freue mich über alle, die das Kreuz nicht ausrangieren und nicht den und nicht die Gekreuzigten der Erde - weder aus ihrer Wohnung, noch aus ihrem Leben.
Meine Gedanken sind darum heute bei denen, die auf das Kreuz vertrauen und einander nahe sind: helfend und tröstend. Weil für sie das Kreuz ein Zeichen der Hoffnung ist.
Und das können uns sollen dann durchaus auch Kinder sehen!
Einen guten Tag wünscht Ihnen aus Köln
Pfr. Jürgen Martin