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Kirche in WDR 3 | 23.10.2020 | 07:50 Uhr

Schlechtes reden

Guten Morgen,

„Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“ Dieser Satz gehört zu den wichtigsten Regeln im Journalismus. Die schlechten Nachrichten, alles das, was an Verbrechen, Bosheiten und Intrigen so passiert, das ist in der Regel viel anziehender und weckt unsere Neugier und das Bedürfnis darüber zu reden. Aber nicht nur in den Medien, sondern auch im alltäglichen Smalltalk ist es oft nicht anders. Da ist es einfach interessanter und spannender, über die schlechten Eigenschaften oder Machenschaften eines Menschen zu reden, als über das, was er wunderbar und gut gemacht hat. Das erscheint eher als selbstverständlich. Deshalb taucht schon in den ersten christlichen Gemeinden die Aufforderung auf:


Sprecherin: „… verleumdet einander nicht! …legt alles schlechte Reden übereinander ab!“ (Jakobus 4,11-12, Lutherbibel 2017)


Wie das geht? Der Gründer der Methodistischen Kirche hat schon vor 300 Jahren ein paar wertvolle Regeln dafür aufgestellt.

Da heißt es:


Sprecherin: „Wir wollen untereinander weder schlechtes hören, noch demselben nachspüren“.


Fast jeder kennt das: Wir neigen oft dazu, nicht das Gute, sondern das Schlechte am Anderen zu sehen. Die ganze Mediengesellschaft lebt von den Pleiten, Pech und Pannen der anderen. Es ist die Faszination der Sünde unter dem Deckmantel der Moral oder der Christlichkeit. Das soll nicht so sein. Was heißt das konkret? Keine falsche Neugier. Das kann heißen, dass ich laut und deutlich im Gespräch nach dem Gottesdienst oder beim Kaffeetrinken sage: Ich will das nicht hören, was du erzählst.

Eine andere Regel:


Sprecherin: „Sollten wir Schlechtes voneinander hören, so wollen wir nicht schnell sein, daran zu glauben.“


Denn es ist ja wirklich so: Wenn jemand etwas Schlechtes über einen anderen redet, glauben die meisten das eher, als das Gute. Besonders dann, wenn einem die Person unsympathisch ist um die es geht.


Sprecherin: Die Liebe aber unterstellt immer das Gute. (nach 1. Korinther 13, Die Bibel)


Heißt es in der Bibel. Ich möchte das lernen: Dem andern zunächst immer gute Motive zu unterstellen. Erstmal nachzufragen, wenn ich nicht verstehe, warum er oder sie so handelt. Und was ist, wenn ich erfahre, da hat jemand wirklich unwahre Dinge weitergegeben und Verleumdungen gestreut? Da hilft wohl nur dieser alte Ratschlag:


Sprecherin: „Sobald wie möglich wollen wir das Böse, das wir voneinander hören, der Person, die es angeht, zur Kenntnis bringen“


Also, Auge in Auge die Dinge mit der betroffenen Person klären und nicht hintenherum tratschen. Das ist nicht immer leicht. Aber der bessere Weg

Ich finde, diese alten Regeln des Gründers der Methodistischen Kirche könnte ich gut in der Küche oder am Schreibtisch aufhängen. Täglich gelesen mache ich sie mir zu eigen – für ein Zusammenleben mit Würde und Respekt.



Ihr Pastor Christoph Neumann aus Hemer.


Information: Regeln des Gründers der Evangelisch-methodistischen Kirche, John Wesley: https://emk-thun.ch/wp-content/uploads/sites/16/2019/06/Die_Allgemeinen_Regeln_der_Methodisten._Von_John_Wesley.pdf (letzter Abruf 05.10.2020)



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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