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Kirche in WDR 3 | 16.03.2021 | 07:50 Uhr

Die unendliche Kugel

Seit dem Jahr 1200 etwa kursiert ein rätselhaftes Buch in der Welt. Darin geht es um eine faszinierende, säkulare Gottsuche. Keiner kennt den Verfasser. Dichter und Denker zog es bis heute in den Bann: Meister Eckhart, Nikolaus von Kues, Rilke, Peter Sloterdijk, den Komponisten Wolfgang Rihm … – um nur einige zu nennen. Es wird „Das Buch der 24 Philosophen“[1] genannt. Auf die Frage „Was ist Gott?“ versuchen 24 Philosophen, die offensichtlich keiner Religion angehören, eine Definition. Alle 24 Definitionsversuche sind mehr oder weniger anregend, doch letztlich zeigen sie in ihren Paradoxien die Undefinierbarkeit Gottes. Versuchte Definitionen
sind:

„Gott ist ganz in allem, was in ihm ist.“

Oder: „Gott ist die Liebe, die sich desto mehr verbirgt, je mehr wir sie haben.“






Oder: „Gott ist das Licht, das nicht gebrochen als Lichtglanz erscheint. Es dringt durch.“


Der spannendste Definitionsversuch ist für mich der folgende: „Gott ist die unendliche Kugel, deren Mittelpunkt überall und deren Umfang nirgends ist.“




































































Da versagt meine Vorstellungskraft: eine Kugel, deren Mittelpunkt überall ist? Eine solche Kugel gibt es nicht unter den vorhandenen Dingen. Und wenn es sie gäbe, sie wäre naturwissenschaftlich nicht fassbar. Ist es genau dies, was dieser Gottsucher ausdrücken will? Will er, dass meine Vorstellungskraft kapituliert? Wenn wir Menschen `Gott´ sagen, wird in uns eine Vorstellung geweckt: dieses Bild, jenes Bild – oder sogar die Vorstellung des absoluten Nichts. Da stelle ich eine Vorstellung von Gott vor mich hin. Ich sehe dann, was ich mir vorstelle, was ich vor mich hinstelle. Den Anderen, in diesem Fall Gott, sehe ich dann aber nicht. Gott aber ist weder dies noch das, weder Ich noch Du, aber er ist auch nicht nichts. Soviel ist sagbar in einer säkularen Gottsuche, die die Frage nach Gott offenhält.

Ich finde, dies könnte der gemeinsame, säkulare Grund aller Gottsuchenden sein. Dieser gemeinsame Grund könnte in einer Grundreinigung des religiösen Sprechens von Gott freigelegt werden. Von diesem gemeinsamen Grund können Christen ausgehen, wenn sie Gott zu denken und von ihm zu sprechen versuchen. Dieser gemeinsame Grund ist noch lange nicht der entfaltete christliche Glaube. Aber dieser gemeinsame Grund ist so unendlich kostbar, weil er über die eigene Religion hinaus uns verbindet mit allen, die Gott suchen und bereit sind, sich in ihm finden zu lassen.

Gott, hilf mir, Dich zu ahnen über meinen eigenen, engen Horizont hinaus!

Aus Aachen grüßt Sie

Georg Lauscher

[1] Was ist Gott? Das Buch der 24 Philosophen. Erstmals übersetzt und kommentiert von Kurt Flasch,


München 22011.

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