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Kirche in WDR 3 | 02.04.2021 | 07:50 Uhr

Via dolorosa - 6. Station


Guten Morgen!

„Jeder nur ein Kreuz“ – nicht wenige kennen sicherlich die Szene aus dem Monty Python-Film „Das Leben des Brian“. Nicht nur heute, am Karfreitag, muss ich daran denken, wenn ich die Holzkreuze sehe, die sich Pilgergruppen ausleihen können in Jerusalem. Sie gehen dann betend die traditionelle Via dolorosa, um den Keuzweg Jesu nachzuvollziehen. Corona bedingt sind es in diesem Jahr nicht viele. Das war vor der Pandemie noch ganz anders.

Für Außenstehende waren es auf den ersten Blick immer auch befremdliche Szenen, die sich dann abspielten: betende und singende Gruppen mit ihren Kreuzen behindern mitten in den Basarstraßen nicht selten den Strom der anderen Passanten. Und doch ist es auch berührend, wie diese Pilger das geschäftige Treiben unterbrechen und ihm etwas ganz anderes entgegensetzen – die Erinnerung an Jesus von Nazaret und sein Leiden.

Die Idee, den Spuren Jesu in Jerusalem zu folgen ist alt. Schon im 4. Jahrhundert fing man an, an den Tagen der Karwoche zu den Orten zu gehen, wo die biblischen Geschichten sich zugetragen haben: am Palmsonntag zog man vom Ölberg in die Stadt, am Gründonnerstag zum Garten Getsemani und am Karfreitag nach Golgota.

Die Gläubigen der Kreuzfahrerzeit schufen dann den Brauch, den „Leidensweg“ Jesu nachzugehen: von der Festung Antonia – für sie das Prätorium des Pilatus und damit Ort der Verurteilung Jesu – bis zur Grabeskirche. Dieser Weg hatte damals noch nicht 14 Stationen – diese entwickelten sich erst, als die Idee des „Kreuzweg-Gehens“ nach Europa „exportiert“ worden war.

Die meisten dieser Stationen haben einen Anhalt in den biblischen Passionsberichten: Die Verurteilung (1.) und das Tragen des Kreuzes (2.), die Mithilfe des Simon von Kyrene (5.), die Begegnung mit den weinenden Frauen Jerusalems (8.), das Entkleiden (9.) und das Verlosen des Gewandes (10.), sowie die Kreuzigung selbst (11. 12.) mit Kreuzabnahme (13.) und Grablegung (14.). Einige dagegen entstammen der frommen Tradition, sind also legendär: Jesu dreimaliges Stürzen unter dem Kreuz (3., 7. und 9.), die Begegnung mit seiner Mutter (4.) und die Überlieferung vom Schweißtuch der Veronika (6.).

Mir persönlich zeigt gerade eine der legendären Stationen, dass dieser Weg eine tiefe spirituelle Botschaft hat. Und diese Botschaft gilt unabhängig von der Frage, ob das der „richtige“ Weg ist. Es ist die sechste Station. Die nennt sich: „Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.“ Der Legende zufolge habe sich darin das Antlitz Jesu, das „Haupt voll Blut und Wunden“, „verewigt“. Heute wissen wir, dahinter steht die Tradition von einem uralten, wahren, nicht von Menschenhand gemachten Bild Jesu. Und aus diesem „wahren Bild“, der „vera icona“, entstand dann die Gestalt der Veronika. Aber gerade diese Legende führt zu einem Kern des christlichen Glaubens: Das „wahre Bild“ unseres Gottes ist nicht der alte Mann mit Bart, ist nicht ein Herrscher in seiner Macht, sondern der leidende Mensch Jesus von Nazaret. Und christliche Erfahrung ist: Der Blick auf dieses „Haupt voll Blut und Wunden“ kann Menschen verändern, kann sie zu mit-leidigen Menschen machen. Die „kleinen Schwestern“, die heute die Kapelle an der sechsten Station vom „Schweißtuch der Veronika“ betreuen, sind ein bewegendes Beispiel für solches mit-leidiges Tun. Denn sie leben überall auf der Welt und zwar an der Seite der Ärmsten der Armen und der Leidenden, um einfach bei ihm zu sein.

Übrigens: Auch die Tatsache, dass das Nachgehen des Kreuzweges nicht auf Jerusalem beschränkt blieb, sondern weltweite Verbreitung fand, zeigt mir, dass es auf der Via dolorosa um anderes geht als um das Berühren von antiken Steinen: Das Meditieren des Leidens dieses unschuldigen Menschen hat nichts zu tun mit Leid-Verliebtheit. Vielmehr kann es Menschen verändern und zu mit-leidigen Menschen machen. Denn bis heute braucht es angesichts der Not in der Welt Menschen, die ihr Mit-Leid in Taten umsetzen.

Aus dem Heiligen Land grüßt Sie Georg Röwekamp.

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