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Kirche in WDR 3 | 05.05.2021 | 07:50 Uhr
Licht an mit Alexa
Guten Morgen.
Wir sitzen an einem Nachmittag beim Kaffee. Als es draußen dämmrig wird, sagt mein Gastgeber: „Alexa, mehr Licht bitte!“ Und schon dreht eine unsichtbare Hand am Lichtschalter, und es wird im Raum heller. Ob Siri, Cortana, Bixby oder Alexa; die digitalen Assistentinnen, diese kleinen Maschinen, reagieren auf Zuruf. Sie werden durch Sprachbefehle aktiviert und rufen Informationen aus der gigantischen Wissenswolke ab, die um uns herum wabert. Ungezählte solcher Sprachbefehle gibt es. Und es werden immer mehr. Und immer mehr Menschen sind fasziniert, was die virtuellen Assistenzen alles können.
Vielen erleichtern sie das Leben. Wenn ich mich zum Beispiel nicht gut bewegen kann, freue ich mich, wenn mir durch einen Sprachbefehl der Gang zum Lichtschalter erspart bleibt. Oder dass ich nicht jemanden rufen muss, der mir das Licht anmacht. Aber es gibt auch Stimmen, die warnen. Denn hinter Alexa und allen anderen Sprachassistentinnen verbergen sich nicht nur gigantische Informationsmengen, sondern auch informationshungrige Unternehmen. „Big Brother“ lässt grüßen. Mich beunruhigt die Naivität, mit der viele Zeitgenossen diese Möglichkeiten nutzen. Wir wissen ja noch nicht genau, was mit unseren Daten geschieht. Und dann lösen die Maschinen auch nicht alle Probleme: Eines der großen Probleme unserer Zeit ist die Einsamkeit. Wenn ich einsam bin, sehne ich mich nicht nur nach einer wohlklingenden Echostimme. Sondern ich brauche wirkliche Personen. Ich brauche jemanden, der wirklich da ist, wo ich lebe. Der nicht nur mechanisch antwortet, was irgendwo abrufbar ist, sondern auf mich eingeht, mich tröstet und mir hilft. Einen „big Brother“, einen „großen Bruder“ oder eine große Schwester, denen es nicht um Macht und Profit geht, sondern, die liebevoll für mich da sind. Ich finde dieses Gegenüber nicht nur in Menschen, sondern auch in Gott. Von ihm heißt es in einem alten Gebet in der Bibel:
„Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch. Ich kann sie nicht begreifen.“ (Die Bibel, Psalm 139,5-6)
Gott meint es gut mit mir. Die Hand, die er über mir hält, ist eine schützende Hand.
Mit Gott kann ich reden, wenn es dunkel ist und ich mir mehr Licht in einer Angelegenheit meines Lebens wünsche. Nicht immer bekomme ich auf meine Fragen sofort eine Antwort. Gott ist eben kein digitaler Assistent. Und dann bin ich froh, dass es in meiner Nähe Menschen gibt, die wie Gott ein liebendes Auge auf mich werfen: der Bruder und die Schwester in meiner Kirchengemeinde. Und wenn ich sie anrufe, haben sie ja vielleicht eine erhellende Antwort auf meine Frage.
Wenn ich drüber nachdenke: Eigentlich ist es mit Gott, der als großer Bruder in dem Gebet der Bibel angesprochen wird, ja ein bisschen wie mit Alexa und Co.. Und doch wieder ganz anders.
Während sich die Technik, die von Menschen geschaffen ist, wissenschaftlich erklären und überprüfen und von Menschen zum Guten oder Bösen steuern lässt, ist es bei Gott und seiner liebenden Nähe anders. Ich kann sie nicht wissenschaftlich beweisen. Sie ist kostenlos. Einfach da. Gott umgibt mich zwar auch unsichtbar, und doch ist er für meinen Verstand nicht begreifbar. Ein wunderbares Wunder.
Wunderbare Begegnungen mit Gott und Geschwistern aus Fleisch und Blut wünscht Ihnen, Ihr Pastor Christoph Neumann aus Hemer.
Redaktion: Landespfarrerin
Petra Schulze