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Kirche in WDR 3 | 06.07.2021 | 07:50 Uhr
Internationalen Tag des Kusses
Guten Morgen!
- „Dazu hast du als Priester ja wohl gar nichts zu zu sagen!“ meinte ein guter
Freund,
als ich ihm vom heutigen Kalendertag erzählte: der „Internationale Tag des Kusses!“
Doch das stimmt nicht. Meine Mutter hat
mich oft und gerne geküsst, sogar noch, als es mir später fast etwas
peinlich wurde.
In der Liturgie der hl. Messe küsse ich regelmäßig den Altar und das Evangelienbuch. - Der Friedensgruß in der Kirche wurde vor der Pandemie auch oft gerne als angedeuteter Kuss vollzogen - und in romanischen Ländern gehört ein schneller Kuss rechts und links auf die Wangen zu fast jeder Begrüßung unter Verwandten und Freunden jedenfalls.
Geküsst werden auch Bilder von geliebten Menschen, Ikonen in Kirchen und die Führer sozialistischer Bruderstaaten waren zu meiner Jugend häufig beim Bruderkuss abgebildet. Es durfte also geküsst werden, jedenfalls vor Corona und hoffentlich auch bald wieder danach: angstfrei und innig. Denn so zeigen wir, was wir lieben, was wir ehren oder uns heilig ist.
Dabei soll das Küssen vom Ernähren kommen – wussten Sie das?: Kindern wurde in archaischen Zeiten so die vorgekaute Nahrung eingeflößt
und bis heute sind Freundschafts- und Liebeserweise ja ganz wichtige Lebensmittel für uns Menschen.
Eine alte gut versorgte Frau in einen Pflegeheim sprach einmal von dem fast schmerzhaften Bedürfnis nicht nur pflegerisch,
sondern auch freundschaftlich und liebevoll berührt, vielleicht auch wieder einmal geküsst zu werden.
Denn Küssen weckt die Lebensfreude, stärkt
die Beziehung und in normalen Zeiten die Gesundheit; es
belebt die Sexualität
oder zumindest den Appetit auf kulinarische Gaumenfreuden und wer im Karneval seine „Bützche“ verteilt, will nicht unbedingt
gleich heiraten, sondern zeigt damit, dass jemand ihm oder ihr gefällt und es schön ist, dass es diesen anderen Menschen gibt.
Sie sehen, auch ein Priester hat einiges zu erzählen zum internationalen Tag des Kusses . Damit ist er übrigens
in recht guter Gesellschaft, denn in der Urkunde des christlichen Glaubens, der Bibel, wird nicht nur einer
durch einen Kuss verraten (Lukas 22,48) –
eine Gefahr, die leider bis heute besteht -
sondern der Kuss wird auch
zum Zeichen guter Gemeinschaft: „Grüßt einander mit dem heiligen Kuss!“ schreibt der Apostel Paulus an die Christen in Rom (16,16) und
im 1. Petrus heißt es sogar: „Grüßt einander mit dem Kuss der Liebe!“ (5,14)
Denn jeder echte Kuss
– so habe ich einmal gehört -
ist ein Eindruck, durch Aufdruck mit Nachdruck:
der eindrückliche Ausdruck von Sympathie und Zuneigungund ich wünsche Ihnen allen, dass es jemand in ihrem Leben gibt,
der diesen Eindruck bald wieder nachdrücklich bei ihnen hinterlässt oder sie selbst ihn hinterlassen können:
bei Eltern oder Kindern, Großeltern oder
Verwandten, Freundinnen oder Freunden, der Partnerin
oder dem Partner.
Seien Sie hier und jetzt zumindest herzlich gegrüßt
von Pfr. Jürgen Martin aus Köln.