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Kirche in WDR 3 | 30.09.2021 | 07:50 Uhr

Nützlich sein

Ich bin als Polizeiseelsorger mal wieder mit im Streifenwagen unterwegs. Da kommt über Funk der Einsatz: „Fahrt zum Schillerplatz. Wohnungseinbruch. Täter vor Ort.“ Sofort erwacht bei dem Streifenteam der Jagdinstinkt. Täter vor Ort heißt, den könnte man schnappen. Ich spüre die plötzliche Anspannung, und mit Blaulicht und hohem Tempo geht’s zum Einsatzort. Tatsächlich erwischen die Beamten den Einbrecher und bringen ihn zur Wache. Später, als wir wieder zu dritt sind, seufzt einer: „Wozu machen wir das eigentlich? Das bringt doch nichts. Den Typen haben wir schon zigmal festgenommen. Das dauert keine Stunde, dann ist der wieder raus. Und spätestens übermorgen bricht der wieder irgendwo ein.“ Der Kollege bestätigt: „Wir können denselben Ladendieb zwanzigmal festnehmen. Konsequenzen sehen wir nicht. Das ist echt frustrierend.“

Ich höre da etwas heraus, was ich an vielen Stellen beobachte: „Mein ganzes Engagement nützt nichts.“: Ich verfolge ein Projekt über Monate, weil ich es für wichtig halte. Und aus unerfindlichen Gründen versickert es im Sand. Anderen geht es wohl ähnlich: der Verkäuferin, die alle halbe Stunde denselben Stapel T-Shirts sortiert, weil Kundinnen die Ware ständig durchwühlen; dem Lehrer, der mit einer Engelsgeduld den Kindern Sozialverhalten beibringen will und damit scheitert; der Ärztin, die ihrem übergewichtigen Patienten zum x-ten Mal erklärt, dass er seinen Lebensstil ändern sollte. Oder Eltern, deren Kind auf die schiefe Bahn gerät, obwohl sie es fürsorglich und liebevoll erzogen haben.

Von Polizeibeamtinnen oder -beamten höre ich manchmal den frustrierten Spruch: „Ob ich hier was tue, oder ob in China ein Sack Reis umfällt, das macht keinen Unterschied.“ Oder noch mehr überspitzt: „Ob ich überhaupt hier bin oder nicht, ist doch egal.“ Ich widerspreche dann, weil das so absolut gesagt nicht stimmt. Und tatsächlich, wenn ich dann mit den Polizeibeamtinnen und -beamten ein bisschen länger rede, kommen auch positive Erlebnisse im Dienst zur Sprache. Sie sehen durchaus Erfolge ihrer Arbeit. Und die meisten sind überzeugt, dass sie einen wichtigen Dienst für die Gemeinschaft tun, und dass sie in ihrem Dienst eben doch nützlich und wirksam sind. Eine solche Überzeugung ist wichtig: Denn Menschen handeln meistens nur dann, wenn sie überzeugt sind: Meine Handlung ist erfolgreich. Das sagen jedenfalls die Psychologen. Sie nennen es „Selbstwirksamkeit“[1].

Ich glaube, diese Überzeugung braucht jede und jeder, nicht nur um Frust-Erlebnisse zu bewältigen, sondern um überhaupt handeln zu können: die Verkäuferin, der Lehrer und die Ärztin. Und auch mir hilft diese Haltung der Selbstwirksamkeit, über Durststrecken hinweg zu kommen.

Selbstwirksamkeit findet sich übrigens bereits in der Bibel. Jesus und seine Jünger und Jüngerinnen hatten mit solchen Fragen zu kämpfen: Bei wem kommen wir an, wer braucht uns, wie wirksam können wir sein? Jesus selbst hat, so verstehe ich die Bibeltexte, keine Zweifel an seiner Wirksamkeit. Obwohl er wusste, dass er und seine Freundinnen und Freunde mit ihrer Botschaft nicht überall gern gesehen waren. Trotzdem bestärkte er sie und sendete sie zu den Menschen: Sie sollen Kranke heilen und die Frohe Botschaft verkünden. Und da, wo man sie nicht haben wollte, sollten sie einfach weiterziehen. Ich bin sicher: Die Jünger und Jüngerinnen haben schließlich doch erlebt, dass sie wirksam waren, dass sie den Menschen gut getan haben. Auch wenn sie hier und da weggeschickt wurden. Sie waren überzeugt, das auch sie etwas bewirken können.

Diese Überzeugung macht mir Mut, gerade dann, wenn ich mich für nutzlos halte.

Ich wünsche Ihnen einen erfüllten Tag!

Ihr Pastoralreferent Martin Dautzenberg

[1] Vgl.: https://www.psychomeda.de/lexikon/selbstwirksamkeit.html

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