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Kirche in WDR 3 | 13.10.2021 | 07:50 Uhr

Anwältin der Gewissheit

Guten Morgen!

Heute ist mein Tag. Ich zähle mich selbst nämlich zu den Skeptikern. Und heute ist der internationale Tag der Skeptiker. Immer dann zum Beispiel, wenn argumentiert wird: „das haben wir immer so gemacht“, werde ich sofort skeptisch. Ob im Verein, in der Familie oder vor allem auch in der Kirche, wo ich als Priester tätig bin. Ich bin skeptisch, weil erstens „immer“ meistens nicht wirklich „immer“ ist und zweitens überzeugen mich Sachgründe viel mehr als „immer schon“. Skeptisch werde ich auch bei Behauptungen anderer, die wenig realistisch scheinen und sich nicht mit meinen Erfahrungen decken lassen.

Skepsis meint von seiner eigentlichen Wortbedeutung her nur „Betrachtung, Prüfung, Untersuchung“. Und das, finde ich, ist doch eine ganz gesunde Einstellung: Bevor ich vermeintliche Wahrheiten für mich annehme und dann vielleicht sogar weiterverbreite, sollte ich sie genau prüfen. Bevor ich mich einer Sache verschreibe, ist es gut, sie eine Weile zu betrachten. Das gilt nicht nur für alltägliche Dinge meines Lebens, sondern auch für religiöse. Ich behaupte sogar: mein Glaube kommt ohne eine gesunde Portion Skepsis gar nicht aus. Da weiß ich mich sogar an der Seite des berühmtesten und ältesten aller christlichen Skeptiker: dem Apostel Thomas. Von ihm wird berichtet, dass er es einfach nicht glauben konnte, was die anderen Apostel da über Jesus erzählt haben: er soll auferstanden und ihnen erschienen sein. Thomas will das selber sehen, will es betrachten, prüfen und untersuchen ja sogar ertasten. Er bleibt also skeptisch. Er braucht etwas Handfestes – nicht bloß blumige Worte. Und darum möchte er Jesus berühren, möchte ihn anfassen, das Neue begreifen. Am Ende dieses Procedere, bei dem Thomas vom auferstandenen Jesus eingeladen wird, selbst zu tasten, bekennt er voller Überzeugung, dass Jesus sein Herr und Gott ist. Kein Zweifel mehr! Thomas bringt mir etwas Wichtiges bei: eine kritische und skeptische Grundeinstellung ist wichtig sogar in religiösen Fragen. Sie schützt mich vor Luftschlössern und allzu einfachen Lösungen und führt dazu, dass ich am Ende wirklich überzeugt bin. Die Skepsis ist sozusagen Anwältin der Gewissheit. Denn wenn nach langem skeptischen Prüfen und Untersuchen eine handfeste tragfähige Entdeckung steht, dann kann ich mich wirklich voll und ganz darauf verlassen. Darum bleibe ich solange skeptisch, bis ich auf eine solche Sicherheit gestoßen bin.

Skeptisch zu sein, ist darum etwas Produktives: wer weiter fragt und sich nicht vorschnell zufrieden gibt, der kann Neues entdecken. Für Thomas war dieses Neue sein großes Bekenntnis: „Mein Herr und mein Gott.“ Er hat wirklich etwas gefunden, das trägt und ihm Halt gibt. Solche Entdeckungen wünsche ich Ihnen und auch mir: tragfähige Gewissheiten, Beziehungen, die Halt geben, und Einsichten, die auch bei genauerem Betrachten Stand halten.

Darum: Bleiben Sie skeptisch!

Philipp Schmitz aus Erkelenz

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