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Kirche in WDR 3 | 16.02.2022 | 07:50 Uhr

Magdala

Guten Morgen!

Als Vertreter des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande lebe ich seit einigen Jahren in Israel, genauer in Tabgha am See Gennesaret. Dorthin kommen – wenn nicht gerade Corona-Pandemie ist – jedes Jahr tausende von Touristen. Sie wollen auf den Spuren Jesu wandeln. Und viele von Ihnen darf ich dann zu den heiligen Stätten begleiten. Dabei ist mir immer eine Mahnung sehr bewusst. Sie geht zurück auf den heiligen Gregor von Nyssa. Der war Bischof in der heutigen Türkei und lebte im 4. Jahrhundert. Er war nicht begeistert von Pilgerreisen zu heiligen Orten. So schrieb er einmal:

Sprecher: „Nähe zu Gott schafft nicht die örtliche Veränderung, sondern Gott wird, wo immer Du sein magst, zu Dir kommen, wenn die Herberge Deiner Seele so befunden wird, dass er in Dir wohnen kann.“[1]

Deshalb mahnt er auch einen befreundeten Mönch: Breche lieber zum Herrn auf und nicht von Kappadokien nach Palästina. Und das, obwohl Gregor selbst kurz zuvor eine Pilgerreise unternommen hatte. Tatsächlich gab es für ihn nur eines, was eine solche Reise sinnvoll macht: Man muss die Orte nicht nur „physisch sehen“, sondern „geistlich wahrnehmen“. Die wirklichen Zeichen der Gegenwart des Herrn sind für ihn in den Menschen zu finden. Wörtlich schreibt er:

Sprecher: "In den Herzen derer, die Gott besitzen, ist Betlehem, Golgota, das leere Grab … Diejenigen sind Denkmäler der Liebe des Herrn, die mit Christus gekreuzigt sind, die den schweren Stein des irdischen Truges von sich gewälzt haben, die aus dem Grab der alten Gewohnheiten herausgegangen sind, um in einem neuartigen Leben zu wandeln.“[2]

Genau daran musste ich denken, als ich wieder einmal mit einer Gruppe in dem Ort Magdala war, dem Heimatort von Maria Magdalena, die seit alter Zeit "Apostolin der Apostel" genannt wird.

Eine christliche Gemeinschaft konnte hier vor ein paar Jahren ein Grundstück erwerben, neben einigen spärlichen, unzugänglichen Ruinen. Zur Überraschung aller wurde dort u.a. eine Synagoge des 1. Jahrhunders gefunden. Und eine Kirche entstand – mit Vorhalle und mehreren Seitenkapellen. Viele Pilgerinnen und Pilger lieben die Kirche – vor allem den Blick in den Altarraum: Da steht auf grün-blau schimmerndem Marmor ein gewaltiger Altar in Form eines Schiffes, der Mastbaum bildet das Kreuz; Lesepult und Tabernakel markieren die Orte, wo der Herr spricht und ruht. Dahinter öffnet sich der Blick durch eine riesige Glaswand auf den See Gennesaret.

Im Vorraum symbolisieren mehrere Säulen die verschiedenen Frauen, die laut Lukasevangelium Jesus begleitet und finanziell unterstützt haben. Selbst für alle namenlosen Frauen gibt es eine solche "Säule.

Trotzdem werde ich mit dem Bau nicht recht froh: Denn – die Darstellungen der Frauen sind in der Vorhalle. Auch im jüdischen Tempel gab es einst einen „Vorhof der Frauen“. In der Kirche selbst aber sind nur die männlichen Apostel auf großen Ikonen abgebildet. Und auch wenn in den Kapellen Maria Magdalena nicht als Sünderin dargestellt ist, sondern als Frau, aus der sieben kleine Teufel ausfahren –
als Apostolin, also als Botin der Auferstehung ist sie gerade nicht zu sehen!

So habe ich nie das Gefühl, ihr hier wirklich zu begegnen.

Und deshalb denke ich wieder an Gregor von Nyssa: In den Herzen von Menschen entdeckt man die biblischen Orte und Gestalten. Vielleicht bin ich ja Maria Magdalena näher in der Begegnung mit Frauen (und Männern), die heute in ihrem Leben und Predigen Zeugnis von der Auferstehung geben, von einer Kraft, die nicht aus ihnen selbst kommt.

So schön, so berührend manche heiligen Stätten sind, gerade hier am See Gennesaret – lebendig wird ihre Botschaft nur durch Menschen.

Vom See Gennesaret grüßt Sie Georg Röwekamp.


[1] Greg. Nyss. ep. 2,18., [2] Ebd.

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