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Choralandacht | 26.03.2022 | 07:50 Uhr

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"Jesu, meines Lebens Leben“ eg 86

Musik I: Orgel solo

„Jesu, meines Lebens Leben“ (für Orgel); Interpret: Albert Behrends (Orgel) Melodie: Albert Behrends, unter Verwendung einer Melodie von Wolfgang Weßnitzer (1661); Album: „O Welt, sieh hier dein Leben. Passionslieder zum Singen, Hören und Meditieren“ LC: Z2323 Label: WDR-Eigenproduktion WDR-Archivnummer: 6145970113.001.001


Autor: Da gibt es eine ältere Dame in unserer Kirchengemeinde, die ist einsam, seit sie ihren Mann verloren hat. Sie sitzt in ihrer Wohnung, weil sie nicht mehr gut laufen kann. Und würde gerne häufiger ihre Enkel sehen.

Klar bin ich da mal vorbeigekommen und habe nach ihr geguckt. Eine Tasse Kaffee mit ihr getrunken und gehört, wie es ihr geht. Als die Corona-Zahlen gerade nicht so hoch waren bei uns, hab‘ ich sie auch schon mal abgeholt und zu unserer Kirche gefahren. Weil sie früher ganz regelmäßig im Gottesdienst war und jetzt nicht mehr aus eigener Kraft kommen kann. Natürlich mach‘ ich so was, keine Frage. Aber sie ist dann immer so überschwänglich. Bedankt sich hundertmal und das wär doch nicht nötig gewesen und dann steckt sie mir noch was zu für die Gemeinde und ist so gerührt, dass ihr fast die Tränen kommen. Dann denk‘ ich immer: „Ist ja gut! Ich hab’s verstanden, dass sie sich freut. Und dankbar ist. Ich muss es nicht noch zehnmal hören.“


Musik II: Chor (Telemann)

„Christus hat einmal für die Sünde gelitten, TWV 1:140: II. Jesu, meines Lebens Leben“; Interpret: Gutenberg Soloists (Chor) Neumeyer Consort (Ensemble) Felix Koch (Dirigent / Leitung) Text: Ernst Christoph Homburg (1659)
Melodie: Georg Philipp Telemann unter Verwendung einer Melodie von Wolfgang Weßnitzer (1661); Album: „Französischer Jahrgang 1714/1715, Complete Cantatas Vol. 1“ (CD 2) Label: cpo; LC: 08492.


Sprecherin (overvoice), Choral, 1. Strophe:

Jesu, meines Lebens Leben, Jesu, meines Todes Tod,

der du dich für mich gegeben in die tiefste Seelennot,

in das äußerste Verderben, nur dass ich nicht möchte sterben:

tausend-, tausendmal sei dir, liebster Jesu, Dank dafür.


Autor: Mit dem Lied „Jesu, meines Lebens Leben“ geht es mir ähnlich. Der Text umfasst acht Strophen. Und bis auf die letzte endet jede Strophe mit dem Ausruf „Tausend-, tausendmal sei dir, liebster Jesu Dank dafür.“ Klar, auch ich kann Jesus danken für das, was er am Ende seines Lebens auf sich genommen hat. Erst wird er gefangengenommen durch die römischen Soldaten, dann beginnt der Prozess mit der falschen Anklage. Zwischendurch wird Jesus verspottet und geschlagen und am Ende gekreuzigt. Und das alles für uns, damit für jeden klar wird: Gott ist sich für nichts zu schade. Er begibt sich auch in die schlimmsten Situationen hinein, um Menschen nahe zu sein und ihnen durch ihr Leid hindurch zu helfen. So wie er Jesus durch Leiden und Sterben hindurch zur Auferstehung an Ostern verholfen hat.

Reichlich Grund zum Danken, keine Frage. Aber trotzdem - irgendwann wird es mir zu viel bei diesem Lied. Zweimal tausend Dank am Ende jeder Strophe – für mich ist das etwas dick aufgetragen.


Musik III: Chor

„Jesu, meines Lebens Leben“; Text: Ernst Christoph Homburg (1659) Melodie: Wolfgang Weßnitzer (1661); Chor: Wilhelmshavener Vokalensemble; Leitung: Ralf Popken; Album: „O Welt, sieh her, dein Leben“; Label: Edition Chrismon; LC: 16005.


Sprecherin (overvoice), Choral, 7. Strophe:

Deine Demut hat gebüßet meinen Stolz und Übermut,

dein Tod meinen Tod versüßet; es kommt alles mir zugut.

Dein Verspotten, dein Verspeien muss zu Ehren mir gedeihen.

Tausend-, tausendmal sei dir, liebster Jesu, Dank dafür.


Autor: Mal angenommen, Ernst Christoph Homburg, der Dichter dieses Liedes, würde meine Haltung kennen, er könnte sie wohl kaum nachvollziehen. Denn auch in seinen anderen Texten spielt der Dank häufig eine wichtige Rolle.

Ernst Christoph Homburg lebt im 17. Jahrhundert und ist beruflich viel auf Reisen. Dabei gerät er wiederholt in Lebensgefahr - zum einen durch Überfälle, zum anderen, weil er mit der Pest in Berührung kommt. Mehrfach ist er dem Tod näher als dem Leben. Und die Dankbarkeit dafür, dass er das alles überstanden hat, die spiegelt sich vielfach in seiner Dichtung wider.

Deshalb ist auch in dem Lied „Jesu, meines Lebens Leben“ Dankbarkeit das zentrale Thema. Sie zieht sich durch die acht Strophen wie ein roter Faden und macht den Text zu einem langen persönlichen Gebet. Insgesamt elfmal wird Jesus direkt angesprochen und damit verbunden ist eine intensive Betrachtung seiner Leidensgeschichte..


Musik IV: Chor (Buxtehude)

„Jesu, meines Lebens Leben, BuxWV 62 (für gemischten Chor [SATB], 2 Violinen, 2 Viole da gamba, Theorbe und basso continuo)“; Interpret: Wolfgang Katschner (Dirigent), Ensemble Lautten Compagney; Melodie: Dietrich Buxtehude; Text: Ernst Christoph Homburg; Album: „Jesu, meines Lebens Leben, BuxWV 62 (für gemischten Chor [SATB], 2 Violinen, 2 Viole da gamba, Theorbe und basso continuo)“; Labelcode: 05068, Label: Raumklang WDR Archivnummer: 6140587101.001.001


Sprecherin (overvoice), Choral, 2. Strophe:

Du, ach du hast ausgestanden Lästerreden, Spott und Hohn,

Speichel, Schläge, Strick und Banden, du gerechter Gottessohn,

nur mich Armen zu erretten von des Teufels Sündenketten.

Tausend-, tausendmal sei dir, liebster Jesu, Dank dafür.


Autor: „Jesu, meines Lebens Leben, Jesu, meines Todes Tod“. So beginnt der Choral. Und schon diese ersten Zeilen signalisieren, dass Ernst Christoph Homburg die Leidensgeschichte Jesu mit dem eigenen Leben verbunden sieht. Zum einen, weil er fest daran glaubt, das Leiden Jesu sei durch die Schuld der Menschen verursacht – auch durch seine eigene. Zum anderen, weil er dieses Leiden - so schlimm und grausam es ist - auch als tröstlich empfindet. Denn für ihn wird daran deutlich: Ich bin nicht verloren. Und ich werde auch nie verloren sein. Egal, wie verfahren mir meine Situation erscheint, egal, wie niedergeschlagen ich bin oder wie sehr mir die Entwicklung unserer Welt Angst macht. Und wenn es eine Schuld gibt, die mich belastet, oder ein Versagen, dass ich mir nicht verzeihen kann, dann darf ich darauf vertrauen: Ich werde losgezählt!


Musik IV: Chor (Buxtehude)


Autor (overvoice): Losgezählt werden. Also freigelassen, ausgetauscht gegen jemand anderen. Das hätte ich mir früher oft gewünscht. Wenn wir zum Beispiel auf Freizeiten „Römer und Germanen“ gespielt haben. Da konnte man zwischendurch diejenigen austauschen, die beim Spiel gefangen worden waren. Einen Römer gegen einen Germanen. Aber jede Gruppe wollte natürlich nur diejenigen haben, die gut waren. Schnell und stark. Und ich war weder das eine oder das andere. Also wurde ich in der Regel relativ schnell gefangen. Und blieb es dann auch für den Rest des Spiels. Mich hat keiner losgezählt. Mich wollte keiner zurück in seiner Mannschaft haben.


Musik I: Orgel solo


Sprecherin (overvoice), Choral, 6. Strophe:

Du hast dich in Not gestecket, hast gelitten mit Geduld,

gar den herben Tod geschmecket, um zu büßen meine Schuld;

dass ich würde losgezählet, hast du wollen sein gequälet.

Tausend-, tausendmal sei dir, liebster Jesu, Dank dafür.


Autor: Ernst Christoph Homburg geht fest davon aus, dass Gott uns gegen Jesus Christus ausgetauscht hat. Wir sind losgezählt und damit verliert das, was in meinem Leben vorgefallen ist, seine Bedeutung. Es schließt mich nicht aus der Gemeinschaft aus, stattdessen gehöre ich neu dazu.

In unseren menschlichen Beziehungen passiert häufig das Gegenteil. Wenn da jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis ausgeschlossen wird, dann ist das oft sehr endgültig. Keine Chance zum Neuanfang, die Tür ist ein für allemal zu. Doch bei Gott gibt es eine solche Endgültigkeit nicht. Davon ist das Lied „Jesu, meines Lebens Leben“ zutiefst überzeugt. Gott wird uns nie ausschließen von seinem Trost, seiner Liebe, seiner Zuwendung. Und selbst wenn mir die Überschwänglichkeit des Liedtextes fremd sein mag, diese Botschaft spricht mich an. Sie nimmt mir etwas von meiner Angst, nicht gut genug zu sein, nicht würdig genug oder gar wertlos.

Dieser Liedtext zeigt mir: So was gibt’s bei Gott nicht. Es gibt für ihn keine wertlosen Menschen. Nie. Das hat Jesus mit seinem Leiden und Sterben ein für allemal klargemacht. Und wenn ich mich darauf einlassen kann, dass diese Botschaft auch für mich gilt, dann kann auch meine Dankbarkeit ganz neue Dimensionen annehmen.


Musik III: Chor


Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth





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