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Kirche in WDR 3 | 17.03.2014 | 07:50 Uhr
Aller Anfang ist schwer
Guten Morgen, liebe Hörerin, lieber Hörer!
Der Glaube an Gott kann eine wichtige Lebenshilfe sein. Das habe ich schon erlebt, als ich noch klein war. Ich war zweieinhalb Jahre alt, als ich schwere Asthmaanfälle bekam. Bis ich vierzehn war, habe ich immer wieder unter Atemnot gelitten. Da war es für mich gut, zu wissen: Es gibt einen Gott, der mir beisteht. Und ich habe darauf vertraut, dass er mich wieder gesund werden lässt, dass der Asthmaanfall vorbeigehen wird. Tatsächlich ist es auch immer wieder gut geworden - nicht zuletzt durch die Hilfe von Ärzten.
In meinem Beruf als Pastor begegne ich vielen, die das ebenfalls dankbar von sich sagen können: Gott hat mir geholfen. Mit Gottes Hilfe konnte ich eine Krise überwinden. Andererseits begegne ich auch Menschen, die fragen: Wo war denn Gott, als es mir schlecht ging? Gibt es ihn überhaupt?
Das sind berechtigte Fragen. Denn nicht immer geht es gut aus. Jedenfalls nicht gut in unserem Sinne. Wenn Menschen so fragen, höre ich gut zu. Und versuche, mit ihnen die eine oder andere Spur Gottes in ihrem Leben zu entdecken. Oft gelingt das, manchmal aber auch nicht. Denn dass wir eine Erfahrung mit Gott machen, liegt letztlich nicht in unseren Händen.
Auch mit meinen Kindern rede ich so über den Glauben. Diese Gespräche haben mich auf eine Idee gebracht: Für meine Kinder und für viele andere Kinder und Jugendliche schreibe ich diese Gespräche über den Glauben auf. Natürlich nicht die echten Gespräche, die sind ja vertraulich. Aber das, was vielleicht viele interessiert. Dazu habe ich eine Tochter Lina erfunden und schreibe ihr Emails. Vielleicht regen diese Emails Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer, an, mit Ihren eigenen Kindern, oder Kindern, denen Sie nahe stehen, über den Glauben zu sprechen. Heute die erste Email:
Liebe Lina!
Bin ich hier am richtigen Ort? Studiere ich das Richtige, fragst du. Die Fragen, die Du Dir heute stellst, habe ich mir damals auch gestellt. Damals vor dreißig Jahren, als ich mit meinem Studium angefangen habe.
Und: Wie kann mir Gott dabei helfen, dass ich meinen eigenen Weg finde und auch gehe?
Liebe Lina, mach Dich nicht verrückt, weil Du auf einmal unsicher geworden bist. Das gehört zu einem Anfang mit dazu. Du hast Dir lange überlegt, was Du studieren willst. Und andere fanden das auch in Ordnung, wofür Du Dich entschieden hast. Mama und ich auch. Und auch Deine Zensuren passten dazu.
Nun bist Du mit vielen anderen Studierenden zusammen. Und da hörst Du natürlich viel: Von anderen Plänen und Träumen, was andere schon erreicht haben. Für mich war es damals wichtig, dass ich mich nicht zu sehr mit anderen verglichen habe. Denn da waren einige, die hatten ein besseres Zeugnis als ich. Sollte ich mich deswegen schlechter fühlen? Es hatte ja auch seine Gründe, dass ich in der Schule meinen Weg so gegangen war - und nicht anders. Um es fromm zu sagen: Da hatte auch Gott seine Hände mit im Spiel, dass ich eben so und nicht anders geworden war, als ich mein Studium begann. Und ich habe einfach darauf vertraut, dass Gott auch weiterhin bei mir sein wird.
Deshalb denke ich, dass es auch für Dich das Beste ist, wenn Du einfach Du bleibst.
Geh Deinen Weg im Vertrauen auf Gott und im Gespräch mit ihm. Verbiege Dich nicht.
Vertraue Deinem inneren Gefühl, Deinem Herz, Deiner Seele. Dann wirst Du auch die Kraft dafür bekommen, Deinen eigenen Weg zu gehen. Schritt für Schritt.
Es grüßt Dich herzlich
Dein Vater
Liebe Hörerin, lieber Hörer, so weit die erste Email an Lina. Ihnen einen gesegneten Start in die neue Woche - Schritt für Schritt. Ihr Pastor Reinhard Ellsel aus Lübbecke.