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Choralandacht | 02.07.2022 | 07:50 Uhr

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"Ich steh vor dir mit leeren Händen Herr" eg 382

Musik 1

Ich steh vor dir mit leeren Händen (für gemischten Chor und Orgel),

Text: Lothar Zenetti aus dem niederländischen von Huub Oosterhuis,Komposition: Bernhard Maria Huijbers,

Chorus Cantate Domino, Ltrg. Markus Karas, WDR-Eigenproduktion, Labelcode Z2323



Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr;
fremd
wie dein Name sind mir
deine Wege.
Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott; mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen? Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt? Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.


Autor:Eine schwebende Melodie, fast wie gregorianischer Gesang. Text und Musik schufen zwei niederländische Jesuitenpater. Der Komponist Bernard Huibers, vor genau 100 Jahren geboren, verließ später den Orden, entfernte sich ganz von Kirche und christlichem Glauben - und schrieb schließlich nur noch dem Universum, dem Sternenstaub gewidmete Klänge. Der Textdichter Huub Ooesterhuis, Jahrgang 1933, war für die katholische Studentengemeinde in Amsterdam zuständig. Wegen bestimmter politischer Aussagen und seiner Haltung zum Zölibat wird er 1969 aus dem Jesuitenorden ausgeschlossen. Er heiratet und gründet eine Familie. Die Studentengemeinde verwandelt sich unter seiner Leitung in eine sozialpolitisch sehr wache Gemeinschaft. Wie gut, dass immer noch ein halbes Dutzend Lieder dieses Expriesters
im offiziellen katholischen Gesangbuch enthalten sind. Im evangelischen immerhin drei, darunter dieses.

„Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr“! Diese Verse wurden für die Beerdigung eines Studenten geschrieben, der mit 26 Jahren gestorben war. Wie dunkel heben diese Verse an - und wie gut tut gerade zu ihnen diese Melodie:


Musik 2

Ich steh vor dir mit leeren Händen
Text:
Lothar Zenetti aus dem niederländischen von Huub Oosterhuis
Komposition: Bernhard Maria Huijbers
Chorsatz: Horst Krüger aus „Die Zeit in Gottes Händen“, CD 5593023,

1999 Verlag Singende Gemeinde, LC-00064.

Solistinnen: Heidi Bieber, Hannelore Finkbeiner Die Kleine Kantorei des Christlichen Sängerbundes; Leitung: Horst Krüger



Sprecherin (overvoice):
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr;
fremd
wie dein Name sind mir
deine Wege.
Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott; mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen? Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt? Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.


Autor:
„Ich bin so froh, dass dieses heftige Lied im Gesangbuch steht,“ so hat es mir eine Krankenschwester einmal gesagt beim Aussuchen der Lieder für die Bestattung ihres Vaters. „Ich könnte es nicht aushalten, wenn ich Gott nicht sagen könnte: Ich halt´s nicht aus - das Leiden und den Tod.“ Diese Worte habe ich noch im Ohr. Gott berührt unser Leid und unseren Tod mit seinem Segen und mit seiner Zukunft - wie auch immer. Gut, wenn wir das spüren. Und wenn wir das nicht spüren, dann müssen wir zu ihm sagen dürfen: Du bist mir fremd. Das geschieht in diesem Lied. Auf heftige Weise. Im niederländischen Original ist das noch deutlicher zu merken. „Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen“: das ist eine demütige Bitte. Wörtlich aber müsste man übersetzten: „Ich glaube, Herr, was stehst du mir dagegen?“ Die Lizenz für diesen Tonfall holt sich Oosterhuis direkt aus der Bibel, aus der Heiligen Schrift. Für mich klingt da die Geschichte von dem verzweifelten Vater an, der zu Jesus mit seinem schwerkranken Sohn kommt. Im Markus-Evangelium, Kapitel 9, heißt es:


Sprecher:Der Vater des Kindes sprach: Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst - alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!


Autor:Wenn Jesus nur dasteht, dann steht er dem Glauben entgegen - drum her mit dem Segen! Gut, dass das Lied dann auch weitergeht in dieser Tonlage. Und die Zartheit der Melodie unterstreicht gerade, dass die Worte ganz und gar nicht harmlos sind.


Musik 2



Sprecherin (overvoice):
Von Zweifeln ist mein Leben übermannt, mein Unvermögen hält mich ganz gefangen. Hast du mit Namen mich in deine Hand, in dein Erbarmen fest mich eingeschrieben? Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land? Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?


Autor:Wann hört
Gottes
Name auf, mir fremd zu sein? Ganz einfach dann, wenn ich spüre, dass er
meinenNamen in seine Hand geschrieben hat. Gott mit der Sehnsucht danach zu konfrontieren: das ist für Oosterhuis Beten. So schreibt er in einem seiner letzten Bücher:


Sprecher:„Lerne fragen, flehen, drängen, ans Fenster klopfen. Lerne beten. Verlange. Sei nicht matt, gelassen, vage, sei heftig, bewegt, wachsam, anrührbar. Verlange leidenschaftlich nach der Wirkung des Heiligen Geistes: Dass der Name Gottes, der Befreiung und Liebe bedeutet, Wirklichkeit werde in Menschen.“

(Huub Oosterhuis: du nur immer du, Gebete, hrsg. von Cornelis Kok, Patmos-Verlag 2020,

Zitat: S.82)



Musik 3

Ich steh vor dir mit leeren Händen,
Text: Lothar Zenetti aus dem niederländischen von Huub Oosterhuis
Komposition: Bernhard Maria Huijbers;
Satz: Moritz Eggert, Figuralchor Köln,

aus: Chormusik zum Gotteslob, Carus 2.160/99 LC 3989



Overvoice-Sprecherin:Sprich du das Wort, das tröstet und befreit und das mich führt in deinen großen Frieden. Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt, und lass mich unter deinen Kindern leben. Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst. Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.


Autor:Bei der Sehnsucht nach dem großen Frieden, nach dem gelobten Land, das keine Grenzen kennt: da denke ich an den mit 26 Jahren gestorbenen Studenten und den alten Vater der Krankenschwester. Doch Oosterhuis besteht in all seinen Büchern darauf, dass der Friede im Himmel auch schon auf der Erde „Wirklichkeit werde in Menschen“.


Musik 3


Sprecher (overvoice):
Gott unsere Zuflucht und Kraft. Er wird etwas tun. Er ist als Morgenlicht mit einem großen Vorhaben auf den Weg gegangen: Ende Krieg. Er hat dem Sturmwind befohlen, alles Waffenzeug zusammenzufegen von überall auf der Erde – gigantische Müllkippen. Dann facht Er den Brand an: Freudenfeuer, wild lodert es auf, tief löscht es aus. Ende Krieg. Gott unsere Zuflucht und Kraft.
(Huub Oosterhuis: Psalmen, Herder-Verlag 2014,
Zitat Psalm 46: S.100 )


Autor:So übersetzt Oosterhuis Psalm 46 in gegenwärtige Sprache. Wie sehr ich mich danach sehne, dass dem Krieg ein Ende gesetzt wird! Die ökumenische Gemeinschaft um Oosterhuis in Amsterdam: für sie ist das nicht fromme Spinnerei. Sie nimmt solche Bibel-Worte als tägliche Ration in Gebrauch, die einem eine Trotz-Kraft gibt für den Frieden. In den letzten Jahren etwa für aktionsreichen Widerstand gegen die wachsende Fremdenfeindlichkeit in der Stadt.

„Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete“: so endet unser Lied. Mein dunkles Fragen und Klagen zu Gott hin: Gott selbst macht es mir möglich - so wie er meine helle Erwartung ermöglicht, dass er mich schon hier einen Bissen von seinem großen Frieden schmecken lässt. Ja, wie die Krankenschwester bin ich froh, dass dieses dunkle und gleichzeitig helle Lied im Gesangbuch steht.


Musik 1


Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt, und lass mich unter deinen Kindern leben. Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst. Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.




Redaktion:
Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth

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