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Kirche in WDR 3 | 31.08.2022 | 07:50 Uhr
Iss draußen!
Guten Morgen,
es gibt auf den ersten Blick kuriose Feiertage. So begeht man in den USA – aber auch in vielen anderen Ländern – heute den „Iss-draußen-Tag“. Was man am „Iss-draußen-Tag“ macht, erklärt sich von alleine: Raus aus den vier Wänden und an die frische Luft, vielleicht bei Sonnenschein oder bei einer leichten Briese sein Essen genießen. Als ich in einem Restaurant diese Tage gesagt bekam „Auf der Terrasse haben wir leider keinen Tisch mehr frei“, war ich enttäuscht. Denn wenn die Sonne scheint, möchte ich lieber draußen essen. Das gehört für mich zu einem gelungenen Essen im Sommer dazu.
Für mich gehört aber zu einem gelingenden Essen noch etwas dazu: die Gemeinschaft, denn alleine zu essen – und sei es draußen – ist für mich öde. Beim gemeinsamen Essen ist es dann wichtig, dass alle an einem Tisch sitzen. Egal, wie groß die Gruppe ist – alle sollen zusammensitzen. Bei größeren Gruppen werden dann schnell Stühle gerückt und Tische zusammengeschoben, damit niemand ausgeschlossen ist. Klar, auch alle an einem großen Tisch sitzen, werde ich mich trotzdem nur mit meinen unmittelbaren Sitznachbarn unterhalten können. Einige Plätze weiter wird schon ein anderes Gespräch geführt. Und trotzdem: es ist ein schönes Bild, wenn Menschen beieinandersitzen, wenn sie eine große Tischgemeinschaft bilden obgleich sie über verschiedene Themen sprechen.
Draußen, unter freiem Himmel und in Gemeinschaft – so esse ich im Sommer am liebsten! Und was ich da erfahre, reicht ja eigentlich noch viel weiter: Ich finde es wichtig, dass Menschen – auch wenn sie unterschiedlich sind und verschiedene Themen und Meinungen haben – an einem Tisch sitzen können. Dafür lohnt sich Stühle zu rücken und Tische zu schieben, auch wenn das zugegebenermaßen manchmal etwas nervig ist. Und ich gehe sogar noch weiter: Wir brauchen mehr Menschen, die Stühle rücken und Tische zusammenschieben, die sich also über den Restaurantbesuch hinaus für eine Gemeinschaft einsetzen, die Zeit und Kraft und Ideen investieren für das Gemeinschaftsgefühl und die durch ihr Engagement ermöglichen, dass unterschiedliche Menschen ins Gespräch miteinander kommen.
Noch eine weitere Erfahrung: Draußen zu sitzen, hat eine besondere Atmosphäre, weil die Sonnenstrahlen froh machen und der Wind erfrischt. Und für ein gutes Essenserlebnis im Sommer ist für mich der freie Himmel wichtig. Er für Offenheit und Weite: Offenheit füreinander und Weite für Gott. Denn immer schon wurde Gott mit dem Himmel in Verbindung gebracht. Im Alten Testament zum Beispiel wird der Himmel als Wohnstatt Gottes verstanden. Und der Prophet Jesaja erzählt einmal von einem großen himmlischen Festmahl für alle Völker, wo alle unterschiedlichen Nationen zusammensitzen an einen Tisch, wo es keine Traurigkeit mehr gibt und Gott alle Tränen trocknen wird (vgl. Jes 25,6-9). Was für eine himmlische Vision!
Und wenn ich draußen esse, blicke ich manchmal zum Himmel auf und dann denke ich genau daran: Bei Gott werden alle einen Platz am Tisch haben; bei ihm verstehen sich alle und bilden eine Gemeinschaft; Völker und Menschen – ganz gleich, wo sie herkommen – nehmen versöhnt nebeneinander Platz. Ich glaube, dass es einmal so sein wird, wie es der Prophet Jesaja beschrieben hat. Und darum stimmt mich das Draußen-essen froh und hoffnungsvoll.
Vielleicht haben Sie heute auch Gelegenheit, den „Iss-draußen-Tag“ zu Ihrem Programm zu machen. Das wünscht jedenfalls Philipp Schmitz aus Erkelenz
