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Choralandacht | 08.10.2022 | 07:50 Uhr

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Herr, die Erde ist gesegnet (eg 512)

Musik 1: Choral, Strophe 1

Herr, die Erde ist gesegnet (eg 512), Interpret: Heinrich-Schütz-Kantorei Lüdenscheid, Komponist: Max Reger, Text: Christina Rudolf Heinrich Puchta, Dirigent: Mary Sherburne, WDR-Eigenproduktion, LC: Z2323.


Sprecher (overvoice):

Herr, die Erde ist gesegnet von dem Wohltun deiner Hand.
Güt und Milde hat geregnet, dein Geschenk bedeckt das Land:
auf den Hügeln, in den Gründen ist dein Segen ausgestreut;
unser Warten ist gekrönet, unser Herz hast du erfreut.


Autorin: Die Wetter-App verspricht Regen für die Nacht. Wahrscheinlichkeit 80 %. Ich gehe ins Bett, ohne draußen gegossen zu haben und hoffe, dass es regnen wird.

Am Morgen wache ich auf und bin enttäuscht. Der Boden ist trocken. Die Blumen lassen die Köpfe hängen. Und schon länger fällt mir auf: Die Bäume werfen viel zu früh die Blätter ab.


Wenn es doch endlich regnen würde, das wäre ein Geschenk des Himmels! Wie oft habe ich das gedacht in den Monaten dieses Sommers. Wie sehnlich habe ich ihn vermisst - den Regen.

Wie habe ich gehofft und gewartet, dass der Himmel sich öffnet und der Regen Berge und Täler benetzt. Und anders als in regenreichen Jahren schleicht sich in mein Hoffen und mein Warten ein leises Gefühl von Demut.

Nein, es ist nicht selbstverständlich, dass der Regen fällt und alles gut wächst. Es war noch nie selbstverständlich. Aber mit dem Wandel unseres Klimas scheint es noch weniger selbstverständlich. Dass Regen fällt, dass überhaupt etwas wächst und lebt, es ist ein Segen.


Musik 1: Choral, Strophe 2


Sprecher (overvoice):

Aller Augen sind erhoben, Herr, auf dich zu jeder Stund,
dass du Speise gibst von oben und versorgest jeden Mund.
Und du öffnest deine Hände, dein Vermögen wird nicht matt,
deine Hilfe, Gab und Spende machet alle froh und satt.

Autorin: Heinrich Puchta, Theologe und Dichter, hat diese Worte aus Psalm 145 genommen, um sie in sein Erntedanklied zu setzen. Mitte des 19. Jh.s dichtete er seine Liedstrophen und unterlegte sie mit der bekannten Melodie eines Volksliedes. (1)

Ein klassisches Erntedanklied, die Worte getränkt in Gottvertrauen. Der Mensch richtet voller Erwartung seinen Blick auf Gott und erfährt: Gott gibt. – Ja, Gott gibt und es ist genug. Gott lässt es wachsen, und es ist gut.

Ein Erntedanklied lässt sich vollmundig und fröhlich singen, wenn der Altar zu Erntedank übervoll ist mit frisch geernteten Schätzen: Trauben und Brot, Kürbis und Kartoffeln, Äpfel und Möhren – und vieles mehr.


Aber was, wenn es nicht genug ist? Was, wenn nicht alles gut ist?

Was singen wir, wenn der Regen ausbleibt, die Trauben vertrocknen und der Mais viel zu früh, „notreif“ geerntet werden muss?

Was singen wir, wenn die Schiffe mit Getreide nicht den Hafen verlassen können und am anderen Ende der Welt Tiere und Menschen verhungern, weil in Europa die Menschen Krieg führen?

Was singen wir, wenn wir kein Vertrauen mehr haben in Gott und die Menschen und in den guten Rhythmus von Sonne und Regen? Was singen wir, wenn wir wissen, dass wir selber schuld sind?


Musik 2 – „O Durchbrecher aller Bande“ (Orgel)

Komponist: Sigfrid Karg-Elert, Interpret: Wolfgang Stockmeier (Orgel); Label: cpo; LC: 08492


Sprecher (overvoice): Strophe 3

Du gedenkst in deiner Treue an dein Wort zu Noahs Zeit,
dass dich nimmermehr gereue deine Huld und Freundlichkeit;
und solang die Erde stehet, über der dein Auge wacht,
soll nicht enden Saat und Ernte, Frost und Hitze, Tag und Nacht.


Autorin: Wir könnten singen, was Heinrich Puchta aus 1. Mose 8 genommen und in Strophe 3 seines Erntedankliedes verdichtet hat. Wir könnten singen von Gottes Versprechen, allem, was lebt, trotzdem treu zu bleiben.

Nicht, weil wir Menschen so gut wären und es verdient hätten. Gott weiß, wie unfähig und beschränkt wir Menschen sind. Gott bleibt uns dennoch liebevoll zugewandt.

Wir können singen, weil es das Trotzdem Gottes gibt.


Sprecherin: 1. Mose 8, 21+22 (Luther)

Und Gott sprach in seinem Herzen:
Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf.
(…)
22Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.


Autorin: In den letzten Jahren und Jahrzehnten war es leicht in unserem Land, für die Fülle zu danken. Der Mangel war ein Problem der anderen. Wir haben das oft ausgeblendet.

Es könnte wie ein milder, gnädiger Sommerregen für unsere Seele sein, wenn wir in diesem Jahr nicht nur danken, sondern auch in Worte und Töne fassen: Wir wissen um unsere Schuld. Das Herz ist uns schwer. Wir wissen, wie das Klima besser geschützt werden kann, aber viele sind zu bequem. Wir könnten abgeben, aber die meisten halten lieber fest. Wir sehen die Not der anderen und bleiben oft bei uns selbst.


Musik 2 – „O Durchbrecher aller Bande“ (Orgel)


Sprecher (overvoice):

Herr, wir haben solche Güte nicht verdient, die du getan;
unser Wissen und Gemüte klagt uns vieler Sünden an.
Herr, verleih, dass deine Gnade jetzt an unsre Seelen rührt,
dass der Reichtum deiner Milde unser Herz zur Buße führt.


Autorin:Als ich am Morgen aufwache, liegt Feuchtigkeit in der Luft.

Die Erde atmet auf. Ich atme tief durch.

Endlich hat es geregnet. Ein Geschenk des Himmels.

Ich stehe auf und gehe im Garten zum Baum, der seine abgeworfenen Blätter leider nicht wiederbekommen wird. Trotzdem wird er leben.

Ich bin erleichtert. Die Trockenheit dieses Sommers, sie hat sich festgesetzt in allem Leben um mich her und auch in mir.

Aber der Regen dieser Nacht legt sich auf alles und berührt mich. Was für ein Segen! Mein Erschrecken über den Zustand der Welt und die eigene Schuld verwandelt sich in den tiefen Wunsch es anders zu machen. Besser gesagt: Es gut zu machen. Mit Gottes Hilfe.


Sprecher:

Hilf, dass wir dies Gut der Erden treu verwalten immerfort.
Alles soll geheiligt werden durch Gebet und Gotteswort.
Alles, was wir Gutes wirken, ist gesät in deinen Schoß
und du wirst die Ernte senden unaussprechlich reich und groß.


Musik 1: Choral, Strophe 6


Quellen:

(1) O du Liebe meiner Liebe. Vgl. Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch, Heft 18, Göttingen 2013, 87.



Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth

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