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Kirche in WDR 3 | 03.01.2023 | 07:50 Uhr
George Martin
Heute
wäre George Martin 96 Jahre alt geworden. „George Martin, wer ist denn George
Martin?“, werden jetzt viele vielleicht fragen. Ich habe mich das auch damals
gefragt, als ich vor vielen Jahren eine ungewöhnliche CD geschenkt bekommen
habe.
Der Titel lautet: „In my life“. Es
ist von 1998 und eines der letzten, die George Martin herausgegeben hatte.
Ganz unterschiedliche Promis haben darauf Songs
gesungen. Ich kennen nicht jeden von denen – aber ich kenne jeden Song: „Come
together“, „Here Comes the Sun“, und
„A
hard Days Night“. Und da fällt bei mir der Groschen: Klar!
George Martin muss etwas mit den Beatles zu
tun haben. Also fange ich an, im Internet zu recherchieren und finde heraus,
dass George Martin der Produzent der Beatles war. Und in einer Sache sind sich
die Artikel einig: George Martin hat einen großen Anteil am Erfolg der Beatles.
Ihre Erfolgsgeschichte beginnt 1962. Viele Labels haben die Beatles bereits
abgelehnt. Aber George Martin erkennt in den vier Jungs aus Liverpool ein
gewisses Potenzial und nimmt sie unter Vertrag. Sie klingen für ihn interessant
und haben das gewisse Etwas, was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht benennen
kann. Was danach passiert, dürfte hinlänglich bekannt sein. Eine unglaubliche
Erfolgsgeschichte und mittendrin George Martin als Produzent. Ich habe mich
schon häufig gefragt: was macht eigentlich ein Produzent? Am Beispiel von
George Martin kann man dies ganz gut erklären. John Lennon und Paul McCartney
schreiben wunderbare Songs. Fantastische Melodien und großartige Texte. George
Martin gibt sich damit nicht zufrieden, er möchte mehr erreichen und fängt an
zu experimentieren und auszuprobieren. Er fügt bei den Aufnahmen beispielsweise
Alltagsgeräusche ein: Tierstimmen, Gespräche, Glocken oder Applaus. Und er scheut
sich nicht, Instrumente einzusetzen, welche für die Popmusik der damaligen Zeit
sehr ungewöhnlich sind: eine Trompete bei „Penny Lane“, Geigen bei „Yesterday“
Cello, Streicher und Dampforgeln. Als Höhepunkt sprengt George Martin auf dem
Album „Sergeant Peppers Lonely Hearts Club Band“ alles: sowohl was das Budget für
eine Plattenaufnahme anbelangt, als auch den Aufwand. Zum Einsatz kommt z.B.
ein
40- köpfiges Orchester. Letztendlich
erreicht er als Produzent über 30 Nummer-Eins-Hits, gewinnt drei Grammys und
wird zum Ritter geschlagen. Was für eine Erfolgsgeschichte!
Und genau diesen George Martin möchte ich mir in diesem Jahr zum Vorbild nehmen. Ich möchte zum Produzent meines neuen Jahres werden, ich möchte den Wohlklang, die Melodie meines Jahres produzieren. Im übertragenen Sinne heißt das: ich glaube, dass Gott mir in diesem Jahr sehr viel wunderbares Rohmaterial an die Hand geben wird. Schöne Momente, Begegnungen mit Menschen, intensive Gespräche, Staunenswertes und Liebenswertes.
Ich
wünsche mir, dass ich in diesen Momenten genauso sensibel seien kann wie George
Martin damals bei den Aufnahmen der Beatles und vor allem, dass ich das
Potenzial dieser Momente erkenne. Ignatius von Antiochia hat einmal gesagt:
„Nehmt Gottes Melodie in euch auf“! Der Theologe der frühesten Christenheit hat
die Vorstellung, dass Gott für jeden Menschen eine Lebensmelodie hat. Ein
Liebeslied sozusagen, dass er für jeden Menschen bereithält. Natürlich bin ich
nicht blauäugig und glaube, dass alles im nächsten Jahr nur mit schönen
Melodien versehen sein wird.
Aber so
manchen Beatles Songs macht gerade dies aus: dass es Dissonanzen gibt, dass
schräge Töne eingebaut werden. Die größten Meisterwerke der Beatles entstehen
doch gerade aus der ungeheuren Spannung des lebensfrohen und optimistischen
Paul McCartney und des pessimistisch düster-schweren John Lennon. Und wenn die
Dissonanzen im kommenden Jahr einmal viel zu groß werden, dann denke ich
hoffentlich an einen weiteren Nummer-Eins-Hit von George Martin. Diesmal nicht
von den Beatles, sondern von der Band „Gary and the Peacemakers“. Ein Lied das
in vielen Stadien der Welt gesungen wird. An der Anfield Road in Liverpool
genauso wie bei der „Gelben Wand“ in Dortmund. „You never walk alone“ - du
wirst niemals alleine wandeln. Gott begleitet dich.
Einen schönen Tag wünscht: Heiner Redeker aus Fröndenberg.