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Kirche in WDR 3 | 21.01.2023 | 07:50 Uhr

Ohrenreise nach Emmaus

Heute endet unsere Ohrenreise durch das Heilige Land. Auf die Idee, Sie mitzunehmen an die Orte Jesu kam ich durch eine Pilgerreise im Dezember.

Früher verglich man das Leben selbst oft mit einer Pilgerreise. Bei Beerdigungen, wenn quasi ein irdischer Pilgerweg beendet ist, da rührt mich ein Lied zuverlässig zu Tränen. „Bleibe bei uns, Du Wanderer durch die Zeit.“ Vielleicht kennen Sie diese Hymne aus dem Englischen[11]; die ist so schön und einfach, wie vielleicht nur englische Hymnen das können. Das Lied nimmt Bezug auf eine biblische Erzählung, auf eine wahrhafte Ostergeschichte: Den Gang nach Emmaus (vgl. Lk 24,13-35).

Die Geschichte handelt davon, wie zwei Jünger nach dem Tod Jesu ziemlich entmutigt von Jerusalem weg laufen. Mitten in ihre Resignation gesellt sich ein Dritter zu ihnen. Sie teilen mit ihm ihre Geschichte und erst als er dann mit Ihnen Brot teilt, da erkennen sie: es ist der Auferstandene selbst, Jesus. „Weit war der Weg, wir flohen fort vom Kreuz“, heißt es entsprechend in dem Lied.

Aber: Wohin sind sie geflohen? Wo laufen sie denn hin? Die Bibel nennt einen Ortsnamen, Emmaus. Und nennt eine Distanz: 60 Stadien von Jerusalem entfernt, ungefähr elfeinhalb Kilometer. Aber wo liegt Emmaus?

Das haben sich bis heute viele gefragt. Und so wundert es nicht, dass es gleich drei Orte im Heiligen Land gibt, die für sich beanspruchen, das biblische Emmaus zu sein.

Da wäre Latrun. Latrun liegt elfeinhalb Kilometer entfernt und der Wein von Latrun ist bis heute wohlbekannt – manche sagen auch: wohlschmeckend.

Das zweite Emmaus heißt Qubeibe. Es ist nicht für Wein bekannt, sondern für ein Altenheim, das im Besitz ist vom Deutschen Verein vom Heiligen Land. Dort angeschlossen ist eine der besten Krankenpflege-Ausbildungsstätten in Palästina. Richtig gehört. Dieses Emmaus liegt hinter der berüchtigten Mauer, auf palästinensischem Grund und wird daher weit weniger von Pilgern aufgesucht. Schade: Denn hier wird Nächstenliebe gelebt, wie an wenigen Stätten in diesem Heiligen, manchmal auch unheiligen Land.

Das dritte Emmaus ist in ganz Israel bekannt für eine Speise, die mittlerweile auch in Deutschland ein Trend-Essen ist. Fragen Sie einen Israeli, wo es den besten Hummus gibt, dann sagen sie wahrscheinlich: In Abu Ghosh[12].

Und weil Abu Ghosh heute besser bekannt ist für Hummus als für das biblische Emmaus, pilgern am Wochenende die Tel Aviver in das luftige Bergdorf, um die begehrte Kicherebsenpaste mit reichlich Pita zu verspeisen.

Nur wenige von den Hummus-Pilgern werden sich in die Klosterkirche verirren, die in der Ortsmitte liegt. Frauen und Männer beten und arbeiten hier in der Tradition des Mönchsvaters Benedikt. Sie leben in getrennten Konventen, aber sie beten gemeinsam das Stundengebet.

Und wenn die Stimmen der Frauen und Männer den Kirchenraum füllen, dann ist das für mich ein Emmaus-Moment. „Brannte uns nicht unser Herz“, beschreibt die Bibel den Moment der Wandlung, den die Jünger erfahren, als sie Jesus erkennen.

Diesen Moment, das das Herz brannte, den hatte ich nämlich, als ich im Dezember das Abendgebet der Mönche und Nonnen besuchte. Das Gebet ist, typisch benediktinisch, in einer recht strengen Form. Aber vielleicht liegt es an der französischen Sprache, dass diese sanfter erscheint als im Deutschen. Und dann, am Ende, kam es zu dem Herz-Brenn-Moment. Da stimmten die etwa 20 Männer und Frauen nämlich einen Gesang an, der ist völlig formlos. Ohne Sprache. Jede und jeder sang einen Ton, eine Melodie in einer Höhe, die ihm oder ihr gerade kam. Ein Gesang, der all das zu Gehör bringt, wo die Worte fehlen. Wo es einem die Sprache verschlägt.

Ich kann das schlecht beschreiben. Das muss man einfach hören. Dieser Moment der gesungenen Sprachlosigkeit hat mich tief berührt, da hatte mein Herz gebrannt.

Der Kirchenlehrer Augustinus hat es mal auf den Punkt gebracht:

„Du sollst nicht nach Worten suchen – als könntest du dich erklären und dadurch Gott erfreuen. (…) Unsagbar nämlich ist Er, den du nicht zu sagen vermagst. Und wenn du Ihn nicht sagen kannst, und nicht schweigen darfst, was bleibt dir als zu (singen) jubeln und das Herz freut sich ohne Worte“[13].

Mit einem brennenden Herz für Jesus wie fürs Heilige Land verabschiedet sich für diese Woche


Klaus Nelißen aus Köln.



[11] https://www.youtube.com/watch?v=deJDkU6qiGE

[12] http://www.katherinemartinelli.com/blog/2011/to-abu-ghosh-in-search-of-israels-best-hummus/

[13] https://www.andreas-schwendener.com/singen/index.php

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