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Kirche in WDR 3 | 21.03.2014 | 07:50 Uhr
Leben im Vertrauen auf Gott!
Liebe Lina,
das war ja vielleicht ein Telefonat. Da haust Du mir um die Ohren, dass Du einfach nicht mehr glauben kannst, dass Gott alle Menschen grundsätzlich liebt. Überhaupt, meintest Du: Sind die Menschen nicht eine einzige Fehlentwicklung? Menschen sind verantwortlich für Kriege und Umweltverschmutzung. Sie treiben Raubbau an der Natur und beuten Nutztiere als bloße Fleischlieferanten aus und, und, und...
Mit solchen Menschen will Gott doch bestimmt nichts zu tun haben. Und mit Dir möchte Gott auch nichts zu tun haben, hast Du gesagt, weil ja auch Du in das ganze Unrecht mit hinein verstrickt bist.
Liebe Lina, wenn es Jesus nicht gegeben hätte, dann würde ich das vielleicht auch so sehen.
Aber Jesus, von dem ich glaube, dass er der Sohn Gottes ist, hat immer wieder deutlich gemacht: Gott hat uns Menschen nicht aufgegeben.
Einmal erzählt Jesus:
Sprecherin: Ein Mann hatte zwei Söhne. Eines Tages wollte der Jüngere sein Erbteil ausbezahlt bekommen und in die weite Welt ziehen. Er wollte sein Leben in vollen Zügen genießen. Doch schließlich hatte er das ganze Geld aufgebraucht. Als auch noch eine Hungersnot kam, suchte er sich einen Job als Schweinehirte und hoffte, etwas vom Schweinefutter abzubekommen. Solch einen Hunger hatte er. In dieser Not kam er zur Besinnung. Er stand auf und ging zurück zu seinem Vater. Alles wollte er ihm beichten; alles, was er falsch gemacht hatte. Der Vater erkannte ihn schon von weitem. Voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und sagte: Alles ist wieder gut!
Liebe Lina, der jüngere Sohn wollte sein Leben genießen. Das ist ja an sich nichts Schlechtes. Aber er hatte sich verrannt. Er meinte es gut und machte doch alles falsch.
Also, es gehört wohl leider zu unserem Leben mit dazu, dass wir Fehler machen und in Schuldzusammenhänge verstrickt sind - manchmal ohne dass wir richtig etwas dafür können.
Trotzdem gibt Gott uns nicht auf. Sondern er wartet darauf, dass wir uns mit unserem Leben ihm anvertrauen.
Es ist schon komisch, dass es manchmal erst ganz bergab mit einem gegangen sein muss, bevor man zur Besinnung kommt. Erst dann hört man genau hin: Wenn man nicht mehr weiter kann. Erst wenn man überhaupt keine Idee mehr hat, wie es weiter gehen soll, dann wird man auf einmal hellhörig für das, was Gott einem sagen möchte.
Es ist also manchmal eine ganz fruchtbare Zeit, wenn man verzweifelt ist. "In jeder Krise steckt auch eine Chance", sagt ein Sprichwort. Da ist etwas dran. Denn der Sohn in der Geschichte, die Jesus erzählt hat, ist ja zurückgekehrt.
Ein Ausspruch von dem Philosophen Blaise Pascal bringt das gut zum Ausdruck. Pascal sagt:
"Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unsres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen."
Für mich heißt das: Als Mensch werde ich immer mal etwas falsch machen. Aber Gott nimmt meine unvollkommenen Versuche an, meine "Bruchstücke". Geduldig hilft er mir, dass ich mein Leben möglichst gut gestalten kann. Trotz all der Fehler, die Menschen immer wieder machen, gibt Gott von sich aus keinen auf.
Deshalb, liebe Lina, wage Dein Leben im Vertrauen auf Gott und bleibe im Gespräch mit ihm!
Papa
Liebe Hörerin, lieber Hörer, viel Gottvertrauen wünsche ich heute auch Ihnen.
Ihr Pastor Reinhard Ellsel aus Lübbecke