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Kirche in WDR 3 | 01.02.2023 | 07:50 Uhr

Für das Leben gezeichnet

Guten Morgen!

Einer der großen deutschen Theologen des Zweiten Vatikanischen Konzils war neben Josef Ratzinger, dem gerade verstorbenen Papst emeritus Benedikt XVI. Herbert Vorgrimler. Vorgrimler war nach Ratzinger auch Dogmatikprofessor in Münster. Nach seiner Emeritierung in Münster 1994 engagierte Vorgrimler sich auf der Palliativstation des Clemenshospitals in Münster, um Sterbende auf dem letzten Weg zu begleiten. Eines der letzten Bücher, das er schrieb, trägt den Titel: „… und das ewige Leben – Amen.“[1] Darin heißt es: „Gott hat uns in Jesus von Nazareth nicht von Leid und Tränen, nicht von Sterben und Tod erlöst. Erlöst sind wir von der Hoffnungslosigkeit.“ Herbert Vorgrimler wollte die Leser*innen nicht einfach vertrösten, sondern sie zu begründeter Hoffnung ermuntern. Dabei betonte er: Ein weichgespülter Glaube, der viel redet, aber nichts sagt, der sich nett anhört und wohlig anfühlt, ohne erlitten, gut begründet und verständlich verkündet zu sein, keine ernsthaften Zweifel mehr hat, ist kein christlicher Glaube. Gleichzeitig war für ihn klar, dass der Glaube sich nicht in Buchstaben, wissenschaftlichen Traktaten und lehramtlichen Äußerungen erschöpft. Vielmehr sei der „Katechismus des Herzens“ – wie er es nannte – wichtiger als ein Gesetzeswerk, das mit 4000 Paragraphen auf Vollständigkeit bedacht ist. Dieser „Katechismus des Herzens“ sei in Wahrheit das, woraus jemand lebt. Für Vorgrimler war klar: „Dieses Leben ist nicht alles, und es muß nicht alles leisten. Ich muß keine Verlustangst haben, daß mir alles flöten geht, weil das Eigentliche erst nach dem Tod kommt. Wir müssen Gott die Möglichkeit lassen, den gestorbenen Menschen im Tod zu verwandeln.“[2]

Mich hat diese klare – ja provozierende – Aussage sehr beeindruckt, weil sie einen Bogen schlägt, und mein Leben hier und jetzt relativiert: Das Eigentliche kommt ja erst noch. Aber das kann man nicht beweisen, sondern nur glauben.

À propos: Im Bistum Essen, wo ich als Pfarrer tätig bin, lautete vor ein paar Jahren das Jahresthema: „Lebst du nur oder glaubst du auch?“ Ich will darauf eine Antwort versuchen mit dem Gedanken von Vorgrimler: Ich lebe in der Hoffnung auf das und den Kommenden, Jesus Christus. Hoffnung muss aber nicht immer gleich eine breite Straße oder ein bequemer schneller Wagen sein. Zuweilen reicht es, wenn Hoffnung nur eine Gehhilfe, eine Art „Prothese“ ist. Sie kann helfen zu leben. Sie kann das Leben zeichnen, bezeichnen. In diesem Glauben kann mein Leben gezeichnet sein.

Etwas anders formuliert: Ich bin „fürs Leben gezeichnet“. Nicht nur vom Leben. Genau das wird deutlich bei einem kleinen Ritus bei der Taufe, also der Aufnahme eines Menschen in die Gemeinschaft der Christen. Wenn einem Säugling nämlich bei der Taufe ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet wird, die Eltern und Paten gebeten sind, es auch zu tun, wird dabei verkündet: „Jetzt bist du fürs Leben gezeichnet.“ Damit bekommt die Formulierung aus christlicher Sicht einen ganz positiven Charakter: Es ist Zeichen des ewigen Lebens. Oder, wie es in einem bekannten Osterlied heißt: „Wir sind getauft auf Christi Tod und auferweckt mit ihm zu Gott.“[3]
So fürs Leben gezeichnet sein! – Der Prophet Jesaja bringt das auf ein anderes Bild und lässt Gott über den Menschen sagen (Jes 49,16): „Ich habe dich in meine Hand geschrieben.“ Und das ist ein Segen, den Gott jedem Menschen zuspricht, quasi handsigniert von Gott.


Aus Gladbeck wünscht Ihnen André Müller einen gesegneten Tag.



[1] Herbert Vorgrimler, … und das ewige Leben – Amen., Münster 2006.

[2] Vgl. ebd.

[3] Gotteslob Nr. 329,3.

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