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Choralandacht | 08.04.2023 | 07:50 Uhr

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„Christ ist erstanden“ (eg 99)

Wiederholung vom 28.06.2014 (gekürzt)


Musik I: Instrumental (Bläser)

Titel: Bläserzeichen zu "Christ ist erstanden"; Komponistin: Magdalena Schauß-Flake;

Interpreten: Bläserkreis Bochum, Ltg. Karl-Heinz Saretzki; Schwäbischer Posaunendienst, Ltg. Erhard Frieß; Siegerländer Bläserquartett, Ltg. Wilhem Schmidt; Verlag/Label: Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart; LC-Nr: 03078


Sprecherin (overvoice):

Christ ist erstanden von der Marter alle;

des solln wir alle froh sein,

Christ will unser Trost sein.

Kyrieleis.


Wär er nicht erstanden,

so wär die Welt vergangen;

seit dass er erstanden ist,

so lobn wir den Vater Jesu Christ'.

Kyrieleis.


Halleluja!


Autor:
"Christ ist erstanden"! So lautet der uralte Ostergruß, den sich griechisch-orthodoxe Christen bis heute in der Liturgie ihrer Gottesdienste viele Male zurufen - und später auch auf den Straßen, wenn sie sich grüßen. Die Melodie des wohl ältesten deutschen Kirchenliedes hat den Ostergruß in eine triumphale Fanfare verwandelt. Bereits ab dem 12. Jahrhundert, lange bevor es gedruckte Gesangbücher gab, haben Christen dieses Lied immer neu angestimmt. Über die Begeisterung in allen Lagern schreibt der Theologe Konrad Witzel bereits 1550:


Sprecher: "Hier jubiliert die ganze Kirche mit schallender hoher Stimme und unsäglicher Freude!" (1)


Autor: Konrad Witzel war bemüht, zwischen Katholiken und Protestanten zu vermitteln. Schon vor ihm hatte Martin Luther voller Hochachtung über die Osterleise gesagt:


Sprecher: "Aller Lieder singt man sich mit der Zeit müde, aber das 'Christ ist erstanden' muss man alle Jahre wieder singen". Denn "des solln wir alle froh sein: das gilt uns. Christus will uns mit seiner Auferstehung trösten. Das sind, recht wohlgesungen, sehr tröstliche geistliche Worte" (2)


Musik II (Choral)

Titel: Christ ist erstanden; Text: Bayern (12. Jahrhundert); Melodie: Wittenberg (1529); Satz: Ralf Popken (2003); Interpreten: Wilhelmshavener Vokalensemble; Leitung: Ralf Popken; CD: Erschienen ist der herrlich Tag; Verlag: Edition Chrismon; Hansisches Druck- und Verlagshaus GmbH, Hamburg; LC-Nr.: 16005


Christ ist erstanden von der Marter alle;

des solln wir alle froh sein,

Christ will unser Trost sein.

Kyrieleis.


Wär er nicht erstanden,

so wär die Welt vergangen;

seit dass er erstanden ist,

so lobn wir den Vater Jesu Christ'.

Kyrieleis.


Halleluja!


des solln wir alle froh sein,

Christ will unser Trost sein.

Kyrieleis.


Autor: Seit fast eintausend Jahren wird dieses Lied gesungen - zum Segen im Gottesdienst, zum Trost am Grab, bei Pilgerreisen und Prozessionen. Mit dem, was es sagt, und so, wie es klingt, verkündet es den lebendigen Christus und die Zusage, dass das Leben siegt. Auch wenn das Lied den Auferstandenen verkündet, vergisst es nicht, was der Auferstehung vorausging: die "Marter alle" - Verrat und Verhaftung, Verspottung und Geiselung, die Kreuzigung, der Tod - all das Entsetzliche, das Jesus am Ende von den römischen Machthabern zugefügt wurde. Gerhard Pauli, Propst in Hanau, schreibt über den Choral:


Sprecher: "Dieses Lied bietet viel Raum, weil es das Kreuz und den Gekreuzigten nicht vergessen lässt und damit auch nicht die Kreuze in dieser Welt, und weil es gerade darum einlädt, den Auferstandenen zu bekennen; ihm zu trauen, in dem Tod wieder Leben geworden ist" (3)


Musik III (Choral)

Titel: Christ ist erstanden; Komponist: Heinrich Schütz; Text: Martin Luther; Interpreten: Kölner Kammerchor; Leitung: Peter Neumann; CD: WDR-Eigenkompilation; LC-Nr.: Z2323


Christ ist erstanden von der Marter alle;

Halleluja!


Autor: Es gibt eine Fülle von Bildern, die uns den Auferstandenen vor Augen stellen. Eines von ihnen ist die 32 Meter hohe Statue des Cristo Redentor, der als Wahrzeichen hoch über Rio de Janeiro steht. Die Spannweite seiner zum Segen ausgebreiteten Arme beträgt 28 Meter. Aber - ist der Segen des Auferstandenen, ist die von ihm ausgehende Erlösung auch wahrzunehmen im täglichen Leben in Brasilien? Auf der Homepage des Reiseveranstalters Adventure Brasilien heißt es:


Sprecher: "Die Armut zog in Brasilien mit den Kolonialherren ein. Der Grundstein hierfür wurde mit dem System der "Casa Grande", also mit dem Herrenhaus auf dem Lande gelegt. Die Fazenda war auf Sklavenarbeit aufgebaut und funktionierte stets patriarchalisch. Die Nachwirkungen bestimmen noch heute die brasilianische Sozialstruktur" (4).


Autor: Voller Empörung über solche Systeme, die auf Unrecht basieren und Armut schaffen, dichtete der Schweizer Pfarrer Kurt Marti 1969 ein ganz anderes Osterlied, als die uns zuvor bekannten. Marti schrieb:


Sprecherin:

das könnte manchen herren so passen

wenn mit dem tode alles beglichen

die herrschaft der herren

die knechtschaft der knechte

bestätigt wäre für immer



das könnte manchen herren so passen

wenn sie in ewigkeit

herren blieben im teuren privatgrab

und ihre knechte in billigen reihengräbern


aber es kommt eine auferstehung

die anders ganz anders wird als wir dachten

es kommt eine auferstehung die ist

der aufstand gottes gegen die herren

und gegen den herrn aller herren: den tod (5)



Autor: 1970 erschien das Gedicht des Protestanten Kurt Marti leicht überarbeitet in der Vertonung des katholischen Musikers Peter Janssens. Es gehört zu der zu seltenen Gattung des geistlichen Protestliedes.


Musik IV: Anderes Osterlied, Strophe 1

Titel: Das könnte den Herren der Welt ja so passen; Text: Kurt Marti; Komponist: Peter Janssens; Interpretin: Inge Brandenburg und The Pietbiet, 1970; Verlag/Label: Evangelisches Medienhaus GmbH, Stuttgart; LC-Nr: 03078


Sprecherin (overvoice):

Das könnte den Herren der Welt ja so passen,

wenn erst nach dem Tode Gerechtigkeit käme,

erst dann die Herrschaft der Herren

erst dann die Knechtschaft der Knechte

vergessen wäre für immer,

vergessen wäre für immer.


Autor: Dieses ganz "andere Osterlied" fragt nach den Konsequenzen der Auferstehung Christi in unserem Leben. In Gesangbücher kam es kaum. Kirchenmusiker in Deutschland mäkelten, die Melodie sei flach, der Rhythmus marschmäßig, die Harmonik zu schlicht. Theologen verwarfen die radikale Politisierung der Auferstehung. Als ob sich Jesus nicht parteilich auf die Seite der Armen gestellt hätte. Ein Kirchenlied aus Brasilien unterstreicht die Parteilichkeit Jesu:


Sprecherin: "Ich hungerte und hatte Durst als Bettler, in Lumpen ging ich krank und ohne Wohnung. Verfolgt, verbannt, verhaftet, im Gefängnis, erlitt ich alle Qualen meiner Geschwister, gesegnet sei, wer mich in ihnen findet, wer in sein Herz mich aufnimmt in sein Leben, der wird im Reich Gottes Wohnung finden. Kommt her zu mir. Ich wart auf euer Kommen." (6)


Autor: "Christ ist erstanden, von der Marter alle" heißt unser ältestes Kirchenlied. Die Bilder von Armut und Leid in Brasilien, fordern uns heraus, als Kirche Solidarität zu zeigen und mit aufzustehen, gegen die Herrschaft von Herren, "die mit dem Tod uns regieren". Peter Janssens hat Mitte der 80er Jahre übrigens seinen Kritikern den Mund gestopft. Ich war bei einer Tagung dabei, als er zeigte, dass er seine Komposition ganz bewusst in Melodie und Harmonik an den uralten Choral angelehnt hat. Beide Lieder passen sogar zusammen, so, wie fromm sein und politisch engagiert sein auch zusammenpasst.


Collage aus Musik V (Orgel)

Titel: Christ ist erstanden; Text: Bayern (12. Jahrhundert); Melodie: Wittenberg (1529); Interpreten: Bernd Dietrich (Orgel); Simone Spaeth (Trompete), CD: Klingendes Gesangbuch – Passion und Ostern; Label: MS Classic; LC-Nr.: 10551


und Musik VI (Anderes Osterlied, Strophe 1)
Titel: Das könnte den Herren der Welt ja so passen; Text: Kurt Marti; Komponist: Peter Janssens; Interpretin:
D. Sandrock mit der Peter Janssens-Gruppe; Verlag: Peter Janssens Musikverlag, Telgte; LC-Nr.: 04679


Quellen:

(1) Die Lieder unsrer Kirche, Handbuch zum Evangelischen Gesangbuch, Hg. Arno Büchner und Siegfried Fornancon, Göttingen 1958, S. 130.

(2) Ebd., S. 129.

(3) Singen und Sagen. Eine Sammlung von Predigten aus der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck über Lieder des Evangelischen Gesangbuches, Kassel 2000, S. 117

(4) http://www.adventurebrasilien.ch/kriminalitaet-brasilien-armut-kriminalitaet-rio-favelas-drogen-drogenbanden-ueberfaelle (zuletzt aufgereufen am 20.06.2014)

(5) Kurt Marti, Leichenreden, Luchterhand 1976, S. 63

(6) Jesus von Nazaret, Hg. Dorothee Sölle und Luise Schottroff, dtv München, S. 94



Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth

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