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Kirche in WDR 3 | 24.02.2023 | 07:50 Uhr
Im Westen nichts Neues – Ein Jahr Krieg in der Ukraine
Guten Morgen!
Ein Jahr Krieg und 9 Oskars.
Wie passt das zusammen?
Die Netflix-Produktion „Im Westen nichts Neues“ basiert auf einem Roman von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1928. Ein Kriegsdrama aus dem Ersten Weltkrieg. Der Film ist für 9 Oskars nominiert. Edward Berger ist nun schon der dritte Regisseur, der das Buch verfilmt hat. Warum wohl, frag‘ ich mich – ist ja alles andere als heiter.
Vielleicht, weil’s im Westen immer noch nichts Neues gibt. Vielleicht weil in Europa wieder Kriegsstimmung herrscht. Vielleicht weil mitten in Europa Krieg ist.
Edward Berger konnte bei Drehbeginn des Filmes 2021 nicht wissen, dass der Ukraine-Krieg ausbrechen würde. Inzwischen sagt er:
Sprecher: „ … Waffen in ein anderes Land zu schicken oder überhaupt in einen Krieg einzugreifen, ist in Deutschland höchst umstritten.“ (1)
Waffenlieferungen in die Ukraine. Damit sind wir mitten im Thema. Erst waren es Helme, jetzt sind es Panzer. Ich frage mich, wann sind es Soldatinnen und Soldaten, die an die Front geschickt werden? Und ich frage mich, werden die dann gern‘ in den Krieg ziehen – mit Hurra-Geschrei oder mit dem Herz in der Hose?
„Im Westen nichts Neues“ habe ich mir natürlich angesehen. Und ich habe mich dabei ertappt, mit den Soldaten mitzufiebern. Meinetwegen hätte wenigstens einer überleben können. Sie waren doch alle noch so jung, so voller Lebensfreude. Aber ohne Happyend ist der Film heilsamer als mit. Schonungslos zeigt Bergers Film auf wie egal der Einzelne den Machthabern aller Zeiten ist.
Das zeigt sich in einer der Anfangsszenen besonders deutlich – finde ich. Paul – kriegsbegeistert wie alle seine Freunde – bekommt seine Uniform und entdeckt ein fremdes Namensschild im Mantel. Er sagt: „Entschuldigung, die gehört schon jemandem.“ Die Antwort lautet: „Ach, die hat dem Kameraden wohl nicht gepasst.“ Das Namensschild wird entfernt, fällt langsam auf einen Haufen mit anderen Namensschildern. Alle aus Uniformen gerissen, die nicht gepasst haben. Oder anders: Uniformen, deren Träger längst tot und begraben sind.
Über den Film „Im Westen nichts Neues“, meine Sorgen wegen der Waffenlieferungen und Hurra-Patriotismus habe ich mit Menschen in der Gemeinde gesprochen. Die haben mich an was erinnert:
„Hab‘ Gottvertrauen!
Misch Dich ein. Erzähl von Deinen Zweifeln.
Dann können wir uns gegenseitig Mut machen.“
Sich einmischen.
Das ist wichtig ist, wenn man Frieden will.
Die Soldatinnen und Soldaten, die vielen Zivilist:innen, die in diesem furchtbaren Krieg in der Ukraine bereits getötet worden sind, die macht mein Gottvertrauen nicht wieder lebendig. Aber andere hindert meine Einmischung vielleicht daran, den Krieg zu verherrlichen und voller Freude auf den Abgrund zuzurennen. Ich hoffe das.
Ihre Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel aus Odenthal.
Anmerkungen:
(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Im_Westen_nichts_Neues_(2022)#cite_note-TheHollywoodReporterRoxborough-5 (zuletzt aufgerufen 12.02.2023).
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze