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Kirche in WDR 3 | 25.04.2023 | 07:50 Uhr

Die Begegnung am Jakobsbrunnen

Seit einigen Wochen geht mir eine Begegnung nach, deren Geschichte ich schon seit vielen Jahren kenne, die mich aber völlig neu berührt hat. Zwei Fremde treffen sich an einem Brunnen, eine Frau und ein Mann. Zwischen den beiden entwickelt sich ein lebensveränderndes Gespräch, eine alles heilende und jede Spaltung überwindende Beziehung. Was im ersten Moment vielleicht nach Romeo und Julia oder der Werbung für eine Dating-Plattform klingt, ist in Wahrheit der ergreifende Bibel-Bericht von Jesus und der Samaritanerin, die sich im vierten Kapitel des Johannesevangeliums am Jakobsbrunnen begegnen. Und dieser Bericht ist mehr als „nur“ das christliche Bekenntnis zu Jesus als Messias. Er ist vielmehr noch ein Bekenntnis dazu, dass Begegnung befreit, versöhnt, heilt und Leben spendet.

Als Angehörige ihrer je eigenen Volksgruppen würden die Protagonisten der Geschichte eigentlich kein Wort miteinander wechseln. Als frommer Jude müsste Jesus die Frau wenigstens ignorieren, eigentlich sogar verachten, weil die Samaritaner seit der Spaltung des Volkes als ungläubig galten. Und die hier, das sieht man doch sofort, wenn das Vorurteil nur stark genug ist, führt
dazu auch noch ein sündiges Leben. Aber Jesus handelt mal wieder nicht typisch. Denn hier am Jakobsbrunnen wird Spaltung nicht zementiert, sondern überwunden.

Ich stelle mir die Szene vor: Es ist ein heißer Tag, der Platz, an dem der Brunnen steht, ist staubig. Jesus war auf dem Weg von Jerusalem nach Galiläa, die Kehle trocken. Er ist alleine, denn seine Jünger sind in der Stadt, um etwas zu essen zu holen. Aber warum ist auch sonst niemand dort? Der Evangelist verrät es nicht. Eigentlich sind Brunnen zu jener Zeit beliebte und belebte Treffpunkte. Jeder musste dorthin, um Wasser zu holen. Aber nicht nur – durch ihre lebensnotwendige Funktion waren die Brunnen auch Orte sozialer Kontakte. Am Brunnen konnte man Handelspartner finden oder auch die Frau oder den Mann fürs Leben. Der Besuch des Brunnens war unverdächtig, weil notwendig. Vielleicht ist es der Siesta geschuldet, dass sich kein anderer dort befindet. Aber dann ist es zumindest kurios, dass sich die Frau dorthin auf den Weg macht. Alles ein großer Zufall? Wohl kaum. Das Gespräch im Johannesevangelium zwischen Jesus und der Samaritanerin, das hat so viele Ebenen – das reicht tief in den Brunnen der Vergangenheit. Es geht um die gemeinsame Quelle, die Wurzel ihrer Völker und ihres Glaubens, die im Stammvater Jakob liegt, der diesen Brunnen gegraben haben soll. Und wenn Jesus ihr im Laufe des Gesprächs vom lebendigen Wasser erzählt, das mehr als nur das Über-Leben ermöglicht, dann wird die Dimension dieser Begegnung deutlich. Nicht nur für die Frau, die völlig unverhofft in diese Situation gekommen ist, sondern auch für mich, der ich diesen Abschnitt 2000 Jahre später lese. Was ist es also, das mich berührt und nun seit ein paar Wochen nicht mehr loslässt? Es ist diese Situation der alltäglichen, unvoreingenommenen Begegnung an sich. Da ist kein Klischee, kein über Generationen überlieferter Hass, kein Hochmut aufgrund der eigenen Herkunft und keinerlei Berührungsangst. Auf beiden Seiten nicht. Und dieses einfache den Menschen annehmen, so wie er – oder in dem Fall sie – daherkommt, das tut mir gut und bewegt mich. Und ich frage mich: Habe ich soviel Vertrauen, dass ich Menschen für mich zum Lebensspender werden lasse? Und: Kann ich das auch? Kann ich auch zur Quelle für andere werden? Zur Quelle, die nicht nur für den Alltag sorgt, sondern für wirkliches Leben? Anmaßend? Nein! Herausfordernd.

Ich bin Martin Kürble und wünsche ihnen aus Düsseldorf heute einen aus der lebendigen Quelle sprudelnden Tag. Bleiben Sie behütet.



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