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Choralandacht | 12.08.2023 | 07:50 Uhr

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„Lobet den Herren alle, die ihn ehren“ (eg 447)

Musik 1: Instrumental, Cello und Trompete

Titel: Lobet den Herren, alle, die ihn ehren; Text: Paul Gerhardt; Komposition: Johann Crüger; Interpreten: ERF-Studiochor; Leitung: Gerhard Schnitter; Album: Paul Gerhardt Lieder; Label: ERF-Verlag; LC: 06314


Autorin: Bei uns zu Hause war es das Geburtstagslied. Wenn eins von uns sechs Kindern oder Vater oder Mutter Geburtstag hatten, haben wir am Vorabend gemeinsam gesungen: Lobet den Herren alle, die ihn ehren. Nicht alle zehn Strophen, nur drei, aber die auswendig. Vater setzte sich ans Klavier, spielte eine kurze Intonation und dann stimmten wir alle ein.


Lobet den Herren! Eine Aufforderung ist das, eine Einladung zum Halleluja singen. Denn das bedeutet Lobet den Herren: Halleluja! Diese Aufforderung taucht im Lied noch weitere 10 Male auf, am Ende einer jeden Strophe. Sie ist der Cantus firmus, der Kehrvers, der sich in Kopf und Herz pflanzen will: Lobet den Herren!


Musik 2: Choral Str. 1

Titel: Lobet den Herren, alle, die ihn ehren; Text: Paul Gerhardt; Komposition: Johann Crüger; Interpreten: Wilhelmshavener Vokalensemble; Leitung: Ralf Popken; Album: Wach auf, mein Herz, und singe; Label: Edition Chrismaon; LC: 16005.


Sprecherin (overvoice):

Lobet den Herren alle, die ihn ehren,

lasst uns mit Freuden seinem Namen singen

und Preis und Dank zu seinem Altar bringen.

Lobet den Herren!


Autorin: Im Ev. Gesangbuch steht das Lied unter den Morgenliedern. In den ersten fünf Strophen dankt es dafür, dass Gott unser Leben in der Nacht bewahrt hat vor Krankheit, Feuer, Raub und Überfall; in den folgenden Strophen bittet es darum, dass Gott uns Menschen auch weiterhin begleiten und beschützen möge in der Zeit, die nun kommt.


Gedichtet hat die Worte der Pfarrer Paul Gerhardt vor 370 Jahren, 1653. Er ist damals 46 Jahre alt und Pfarrer in dem kleinen Städtchen Wittenberge südlich von Berlin. Befreundet ist er mit Johann Crüger, dem Kantor an der Berliner Nikolaikirche. Johann Crüger ist es zu verdanken, dass Paul Gerhardts Texte sich rasch verbreiten. Denn Crüger hat für viele seiner Lieder nicht nur die Melodie geschrieben, er hat sie auch veröffentlicht in einem der bedeutendsten protestantischen Gesangbücher der Zeit, in der „Praxis Pietatis Melica“ - der „Musikalischen Übung der Frömmigkeit“. In der Ausgabe von 1661 standen bereits 90 der insgesamt 137 Lieder von Paul Gerhardt, darunter auch „Lobet den Herren.“ Im Stammteil unseres Gesangbuches sind es heute immerhin noch 26 Lieder.


Musik 2: Choral, Str. 2


Sprecherin (overvoice):

Der unser Leben, das er uns gegeben,

in dieser Nacht so väterlich bedecket

und aus dem Schlaf uns fröhlich auferwecket.

Lobet den Herren!


Autorin: Paul Gerhardt beginnt den Tag mit Lob und Dank. Er richtet den Blick auf den Schöpfer des Lebens, auf Gott, weiß sich von ihm beschenkt und bewahrt. Wenn man sich die Lebensgeschichte Paul Gerhardts vor Augen hält, ist das bewundernswert; denn er hat viel Schlimmes erlebt: Die Eltern sterben, als er noch ein Kind ist. Im 30jährigen Krieg, der ihn sein halbes Leben begleitet, wird seine Heimatstadt Gräfenhainichen zerstört. Er erlebt Plünderung, Brandschatzung, Mord. Der ältere Bruder stirbt an der Pest. Vier seiner fünf Kinder muss er zu Grabe tragen. Zudem erhält er zeitweise Berufsverbot, weil er sich einer Anordnung des preußischen Königs widersetzt.


Viel persönliches Leid also, viel Grund zu klagen, mit Gott zu hadern oder depressiv zu werden - doch er singt „Lobet den Herren“. Es ist eine tiefe Glaubensgewissheit, das Urvertrauen in den „treuen Hüter“ und „Brunnen aller Güter“, welche Paul Gerhardt durch schwere Zeiten trägt. Dass solche Zeiten bitter sind und herzzerreißend, weiß er nur zu gut. Er schreibt einer befreundeten Familie zum Tod ihres Kindes:


Sprecher:

Ach, es ist ein bittres Leiden

und ein rechter Myrrhentrank,

sich von seinen Kindern scheiden

durch den schweren Todesgang.

Hier geschieht ein Herzensbrechen,

das kein Mund recht kann aussprechen.


Autorin: Nahe bei den Menschen sein, sie trösten, ihnen Mut machen zum Glauben und zum Leben - darin sieht Paul Gerhardt seinen Auftrag als Seelsorger und Dichter. Vom Schatz des Glaubens kann und will er nicht schweigen. Er bekennt:


Sprecher:

Gottes Wort, das ist´s vor allen,

so uns, wenn das Herz erschrickt,

wie ein kühler Tau erquickt,

dass wir nicht zu Boden fallen.

Wenn die ganze Welt verzagt,

steht und siegt, was Gott gesagt.


Autorin: Gott loben und Gott das Leid klagen ist kein Widerspruch sondern beides Teil unseres Glaubens. Paul Gerhardt hat die große Gabe, das Loben in den Vordergrund zu rücken. Es ist ihm ein Herzensbedürfnis. Gespeist aus einem Gottvertrauen, das manches Mal sicher hart errungen ist und gerade darum so glaubhaft wirkt und hilfreich sein kann auch für andere. 300 Jahre nach Paul Gerhardt sucht Dietrich Bonhoeffer Zuflucht in seinen Liedern. Er schreibt 1943 aus dem Gefängnis an seine Eltern:


Sprecher: Es ist gut, Paul-Gerhardt-Lieder zu lesen und auswendig zu lernen, wie ich es jetzt tue.


Autorin: Und wenig später an seinen Freund Eberhard Bethge:


Sprecher: In den ersten 12 Tagen, in denen ich hier als Schwerverbrecher abgesondert und behandelt wurde..., hat sich mir Paul Gerhardt in ungeahnter Weise bewährt.


Musik 2: Choral Str. 6


Sprecherin (overvoice):

O treuer Hüter, Brunnen aller Güter,

ach lass doch ferner über unser Leben

bei Tag und Nacht dein Huld und Güte schweben.

Lobet den Herren!


Autorin: Dass Gott unsere Wege weiter behüten möge, darum bittet das Lied in seinem zweiten Teil.

Gerhardt nutzt ein eindrückliches Bild: Gottes „Huld und Güte“ mögen über unserem Leben „schweben“, sagt er, schweben wie - so stelle ich mir vor - ein zartes Tuch, leicht und beweglich, oder wie ein lichte Wolke. Bei Tag und Nacht, in hellen und dunklen Zeiten.


Die Geburtstagstradition meiner Kindheit hat sich im Lauf der Jahre gewandelt. Mit meinen eigenen Kindern und inzwischen Enkeln singen wir nicht mehr „Lobe den Herren“, sondern das volkstümlichere „Viel Glück und viel Segen“. Doch das alte Geburtstagslied ist mir bis heute wertvoll und lieb, denn es inspiriert mich, weiter nach Gott zu suchen und an ihm festzuhalten, gerade in schwierigen Momenten, singend, betend, tastend – so wie Paul Gerhard es vor Jahrhunderten tat. In jeder einzelnen Strophe ermutigt er mich: Vergiss das Loben nicht. Denn letztlich ist alles Geschenk, alles Gnade.


Musik: Instrumental (Saxophon)

Titel: Lobet den Herren, alle, die ihn ehren; Komposition: Johann Crüger; Bearbeitung/Interpretation: Andre Enthöfer; Album: Chorallusion; Label: Betty Records; LC 15652


Autorin (overvoice): Am Ende schaut Paul Gerhardt weit voraus. Wie in allen seinen Liedern benennt er den Horizont christlicher Hoffnung:


Sprecherin (overvoice):

Herr, du wirst kommen und all deine Frommen,

die sich bekehren, gnädig dahin bringen,

da alle Engel ewig, ewig singen:

Lobet den Herren!


Autorin (overvoice): Eines Tages werden wir dort sein, wo selbst die Engel Gott loben. Eines Tages wird alles ein großer Lobgesang sein.



Quellen:

Reinhard Ellsel, Du kommst und machst mich groß. Predigten zu Liedern von Paul Gerhardt, Bielefeld 2006, darin die beiden Zitate „Ach, es ist ein bittres Leiden...“ und „Gottes Wort, das ist`s vor allen...“


Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, hg von Eberhard Bethge, München 1970



Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth

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