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Kirche in WDR 3 | 22.06.2023 | 07:50 Uhr

Wenn jemand eine Reise tut - Ferienbeginn

Guten Morgen!

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was (v)erzählen.“ Dieser Satz stammt von Matthias Claudius – von dem kennt man eher das Lied: „Der Mond ist aufgegangen“. Claudius war Journalist, hat aber auch viele Gedichte geschrieben. So auch im Jahr 1786 „Urians Reise um die Welt – mit Anmerkungen“. Und aus diesem Gedicht stammt eben dieser Satz: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was (v)erzählen.“ Und genau: Dieser Satz stimmt wohl für Zigtausende, denn heute ist der erste Ferientag in Nordrhein Westfalen, und das bedeutet: Start in den Urlaub.

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was (v)erzählen.“ Der Satz weckt Erwartungen an den bevorstehenden Urlaub. Denn was werde ich wohl alles erleben, um davon erzählen zu können? Wie wird die Anreise sein, die Unterbringung, das Essen und überhaupt die andere Kultur – also: wenn die Reise in ein anderes Land führt? Erwartungen haben ja auch immer mit Vorfreude zu tun, und die ist ja schon Teil des Urlaubs.

Aber leider ist das mit den Erwartungen immer auch so eine Sache: Je größer sie sind, desto mehr kann ich enttäuscht werden. Die Anreise ist mühselig, die Unterbringung ist doch nicht so schön, ruhig und sauber wie ich dachte, das Essen ist nicht nach meinem Geschmack, und die Kultur bleibt mir fremd. Ich glaube ja, es kommt auf den Mix an: Vorfreude und nicht zu hohe Erwartungen, damit die positive Überraschung siegt und nicht die Enttäuschung. Ich fahre zwar erst im September in Urlaub und freue mich schon sehr darauf, aber ich lasse mich gerne überraschen und bin mit einfachen Dingen zufrieden: Ich koche zum Beispiel sehr gerne selbst, mit den lokalen Produkten, die es am Urlaubsziel gibt. Und dann kann ich höchstens enttäuscht sein über mich selbst, wenn es nicht schmeckt.

Was natürlich jetzt am Ferienbeginn für viele schon eine Enttäuschung sein wird: der Start in den Urlaub. Zu viele Menschen, die gleichzeitig aufbrechen, und das Ergebnis: stundenlange Staus auf den Autobahnen und lange Warteschlangen an den Terminals der Flughäfen. Das kostet Geduld und kann an die Nerven gehen, zumal wenn Geduld erzwungen wird. Ich will das nicht schönreden, aber wenn – ganz allgemein gesprochen – Urlaub ein Kontrast ist zu dem, was ich sonst erlebe, dann kann selbst das Aufbringen von Geduld gegen alle Hektik in der Arbeitszeit schon eine Urlaubserfahrung sein. Es kommt dann auf meine Einstellung dazu an, daher rede ich bei Geduld auch gerne von der Einübung in die Entschleunigung.

Wie dem auch sei:

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was (v)erzählen.“ Matthias Claudius lässt in seinem Gedicht Urian erzählen. Und der ist eigentlich ein Tollpatsch. Urian reist durch die ganze Welt, vom Nordpol bis nach Afrika und von Mexiko bis nach China. Aber überall, wo er ist, misslingt ihm etwas, oder er findet dort auch nichts Gutes. Dennoch fordert ihn die zuhörende Menge im Refrain auf: Urian erzähl doch weiter. Und so setzt sich der Reisebericht Strophe für Strophe fort, bis Urian schließlich eingesteht: Überall ist es so wie zuhause. Und überall gibt es Narren – wie zuhause. Als die Menge das hört, soll er aufhören.

Matthias Claudius‘ Gedicht ist eine Satire auf die Reiselust und das Entdecken seiner Zeit.[1] Und – entschuldigen sie die Parallele. Ich als Kind des Ruhrgebiets fühle mich erinnert an den ironischen Spruch von Frank Goosen, des Kabarettisten aus Bochum, der umgekehrt von seiner Heimat sagt: „Schön is es hier nicht, aber woanders is auch scheiße.“[2]

Aber deswegen zuhause bleiben? Nein. Denn wer weiß, ob es nicht doch noch etwas anderes und Schönes zu erzählen gibt von der Reise, und wenn es auch nur von einem Tagesausflug ist. Egal wohin Sie die Reise in diesen Ferien auch führt: „Kommen Sie gut und heil ans Ziel – und auch wieder zurück!“ Oder, um es mit einem biblischen Segen zu sagen, den Gott dem Volk Israel auf seiner Reise durch die Wüste zugesagt hat (Num 6,24-26): „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.“

Ihr Pater Philipp Reichling aus Duisburg



[1] Vgl.: https://norberto42.wordpress.com/2013/03/07/matthias-claudius-urians-reise-um-die-welt-mit-anmerkungenanalyse/#:~:text=Herr%20Urian%20erz%C3%A4hlt%20von%20einer,er%20doch%20weiter%20Herr%20Urian.

[2] Zitiert nach: https://www.welt.de/welt_print/regionales/article7282693/Woanders-ist-auch-scheisse.html.

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