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Kirche in WDR 3 | 17.07.2023 | 07:50 Uhr
Freundlich zu den Menschen sein
Wenn die Mitarbeiterin beim hiesigen Hausarzt ein Klopfen am Fenster hörte und eine ältere Hand vom Bürgersteig ein Rosinenbrötchen reinreichte… einfach so und mitten am Arbeitstag, dann war es auch dort klar: Bruder Klaus war da.
Wenn sich mitten im betriebsamen Wallfahrtstrubel jemand von hinten bemerkbar machte und fragte: „Geht’s denn? Rom wurde übrigens nicht an einem Tag erbaut!“ – Auch dann: Bruder Klaus; unverkennbar.
Bruder Klaus hat zu den Canisianern gehört. Das ist eine Ordensgemeinschaft und deren Wurzeln sind in Kevelaer. Die Canisianer-Brüder haben sich seit der Gründung im Jahr 1854 die Nächstenliebe zum Programm gemacht. So überrascht auch nicht, wie der Orden offiziell heißt: „Kongregation der Brüder der christlichen Liebe“.
Tja, jetzt könnten Sie sagen: ganz schön hochgestapelt mit diesem Selbstanspruch. Aber: Es ist gut und richtig, dass man uns Christen an unseren Taten misst. Nichts anderes als die Liebe und die Menschenfreundlichkeit hat Jesus eigentlich gelehrt und gelebt und von seinen Freundinnen und Freunden erwartet. Und er war realistisch genug zu wissen: Die Welt ist kein Paradies. Das war sie zur Zeit Jesu nicht und wurde nach ihm auch nicht besser.
Aber: Immer wieder hatten Menschen den Mut, die Kraft,
die Vision, TROTZDEM das Beste zu geben für ihre Mitmenschen und in dieser
Kirche. So haben das auch die Canisianer gedacht und so tun sie es bis
heute.
Sie arbeiten eher im Verborgenen…
man könnte sagen in der „zweiten Reihe“. Dort findet man sie als Erzieher,
Sozialarbeiter, in der Seelsorge mit Obdachlosen und Menschen mit Behinderung
und eben auch in der Sakristei.
Bruder Klaus, also der mit den Erdbeeren im Postfach, hat das Jahrzehnte getan in der Sakristei unserer wunderschönen Basilika in Kevelaer. So hatte er Kontakt zu Tausenden von Pilgerinnen und Pilger, zu Messdienerinnen und Messdienern, zu Priestern, Bischöfen, Kardinälen, zu Touristen und Bettlern und Landstreichern. Klaus war das Gesicht und der gute Geist der Basilika. Als der Papst nach Kevelaer kam, also Johannes Paul der Zweite, da war Bruder Klaus da. Als Mutter Teresa kam, auch. Als ein Kind seinen Kuschelbären mal verlor in der großen Basilika (so erzählte er mir mal) ist er abends noch zur Post und hat den plüschigen Gesellen umgehend ins Münsterland verschickt, wo er sehnsüchtig erwartet wurde. Klaus hat keine Schablone angelegt an den, der vor ihm stand. Jede und Jeder war wichtig – in diesem Moment wahrscheinlich der wichtigste Mensch der Welt für ihn. Nach seinem Rezept für die Kirche und ihre Zukunft gefragt, sagte er mir mal: „Du musst freundlich zu den Leuten sein. Dann kommen sie auch zu deiner Beerdigung“ – lächelte und ging mit diesem verschmitzten Lächeln weiter. In seinem Ruhestand war er stets im Unruhestand. Er besuchte Kranke, saß bei Strebenden, besuchte Geburtstagskinder, oder plauschte in der Stadt mit den Menschen... oder er beschenkte sie.- zum Beispiel mit Erdbeeren.
Am 30. März ist Bruder Klaus durch einen tragischen Unfall gestorben. Und was soll ich sagen? Als er beerdigt wurde, platzte die Basilika aus allen Nähten. Im Kondolenzbuch fand ich einen Eintrag mit seinem Zitat… Sie wissen schon: Man muss freundlich sein zu den Menschen… und tatsächlich: Unzählige waren gekommen zu seiner Beerdigung, um Danke zu sagen für seinen Dienst in unserer Kirche und an den Menschen.
Mehr, so habe ich bei mir gedacht, hat unsere Kirche eigentlich derzeit nicht zu tun. Das aber genau so ehrlich und herzlich. Danke Klaus… auch für die Erdbeeren!
Kommen Sie gut in diese Woche, lieber mehr als weniger Mitmenschlich, wünscht sich Bastian Rütten aus Kevelaer.
