Beiträge auf: wdr3
Kirche in WDR 3 | 21.07.2023 | 07:50 Uhr
„Einfach losfahren“
„Ein bisschen bekloppt muss man sein“, hat mir Gerd mal gesagt. Und das Bisschen-Bekloppt-Sein, macht Gerd und Johannes so sympathisch. Ihre kühnste Ausfahrt war nichts für ungeduldige Menschen und schon gar nichts für Angsthasen. Im Jahr 2017, am 1. Mai brechen die beiden gemeinsam auf. Eine Schnapsidee war das zunächst. Dann aber wurde es schnell klar: „Wir ziehen das durch!“. Gesagt, getan! Die beiden sind mit ihren Traktoren (Baujahr 1956) in Richtung Santiago de Compostella gefahren. 120 Kilometer am Tag, 17 Kilometer pro Stunde, über 2000 Kilometer für eine Strecke. Ja, richtig geahnt: Hin- und zurück wollten sie fahren. Der Trecker passt ja nichts ins Übergepäck vom Flieger. Das macht also zusammen 4000 Kilometer. Ohne Verdeck, ohne Heizung… nur sie, ihr Oldtimertrecker und die Schöpfung, die Luft und das Wetter um sie herum.
Die Reise hat sie also durch Luxemburg und Frankreich geführt, über die Pyrenäen nach Spanien zu ihrem Ziel. Und dann, bei der Rückfahrt, am Atlantik entlang zurück.
Was soll ich sagen: Die beiden sind nicht nur angekommen, sondern auch zurück. Ihr Reisegepäck war am Ende voll von Erlebnissen und Erfahrungen. Nicht alles, so erzählen die beiden gerne, lief rund. Aber Gerd und Johannes haben alles gemeinsam gemeistert.
Der Heilige Jakobus, dessen Grab die beiden am Ziel besucht haben, der ist vielleicht einer der bekanntesten Heiligen. Er war einer der Jünger Jesu. Ein „Mann der ersten Stunde“ könnte man sagen. Mit seinem Bruder Johannes hat dieser Jakobus sich eingelassen auf diesen Jesus von Nazareth. Alles stehen und liegen lassen und vertrauen…das musst du erst mal bringen.
So haben das ja irgendwie auch Johannes und Gerd gemacht, als sie sich auf die Böcke ihrer Trecker gesetzt haben und mit Hape Kerkeling gesagt haben: Wir sind dann mal weg.
Der Weg nach Santiago hat die beiden verändert und geprägt. Das gilt für den Weg von Johannes und Gerd, wie für den Jakobus und Johannes, also den Jüngern von Jesus.
Letztere hatten übrigens die Beinamen „Donnersöhne“. Wahrscheinlich bezeichnet das vor allem ihren Charakter und Eifer, ihren Einsatz und ihre leidenschaftliche Zielstrebigkeit.
Aber: genau so konnte sie Jesus gebrauchen.
In ein paar Tagen, am 25. Juli, feiert die Kirche nun diesen „Donnersohn“ Jakobus, der im fernen Spanien begraben liegt. Zu seinem Grab pilgern bis heute unzählige Menschen. Sie alle sind irgendwann zum selben Entschluss gekommen wie Gerd und Johannes: „Man muss einfach los“…ok, die meisten sind los zu Fuß nicht mit dem Trecker. Aber es geht ums Aufbrechen.
Ich wünsche mir diesen Mut so oft: Allein nur für das Aufbrechen aus dem Alltagstrott.
Johannes und Gerd (von denen man übrigens glauben könnte, sie seien auch Donnersöhne – aber nur, weil ihre Oldtimertrecker ordentlich knattern und donnern), brechen übrigens auch dieses Jahr wieder auf: Am 3. Oktober kommen sie mit über 150 Treckern nach Kevelaer. „Die kleine Wallfahrt für zwischendurch“, schmunzeln die beiden.
Ich freu mich auf sie und alle anderen. Ihre Botschaft ist wichtig: Manchmal muss man einfach losfahren!
Kommen Sie gut durch diesen Tag, Ihr Bastian Rütten aus Kevelaer.